Schützt die alte Pockenimpfung auch heute noch gegen die Affenpocken? Foto: Michael Suvada / shutterstock.com

Wer über 50 Jahre alt ist, wurde als Kind mit großer Wahrscheinlichkeit gegen Pocken geimpft. Ob der Immunschutz auch gegen Affenpocken hilft, lesen Sie hier.

In Deutschland war die Pockenimpfung bis in die 1970er bzw. 1980er eine Pflichtimpfung. Doch nach dem Auftreten des letzten Pockenfalls in Afrika wurde die Impfung zunächst in Westdeutschland im Jahr 1976 und dann 1982 auch in Ostdeutschland eingestellt. Wer damals noch die Pflichtimpfung bekommen hat, ist zumindest gegen die Pocken geschützt. Doch wirkt der Schutz auch gegen die Affenpocken?

Bietet die Pockenimpfung Schutz vor Affenpocken?

Das Robert Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass Personen, die gegen Pocken geimpft worden sind, aufgrund einer Kreuzimmunität auch gegen Affenpocken geschützt sind. Obwohl der Schutz mit der Zeit nachlässt, schreibt das RKI, dass man auf der Basis von diversen Studienergebnissen den Schutz der Pockenimpfung gegenüber Affenpocken auf etwa 85 % einschätzt. Gegen schwere Krankheitsverläufe sei man aber noch besser geschützt, so das RKI weiter.

Welcher Impfstoff kommt heute zum Einsatz?

In Deutschland ist der Impfstoff Imvanex des Herstellers Bavarian Nordic seit Juli 2022 gegen die Affenpocken zugelassen. Seit 2013 wird der Impfstoff hierzulande gegen die Pocken verimpft. Der Impfstoff wird in zwei Dosen mit einem Abstand von mindestens 28 Tagen verabreicht. Aufgrund der momentan geringen Verfügbarkeit soll die zweite Dosis aber erst verabreicht werden, sobald genügend Impfstoff vorhanden ist. Wer in der Vergangenheit bereits gegen Pocken geimpft worden ist, braucht laut der Ständigen Impfkommission (STIKO) nur eine Einzeldosis, um den Immunschutz aufzufrischen.

Wem wird eine Impfung empfohlen?

Aufgrund der momentanen Impfstoffknappheit empfiehlt die STIKO vor allen Dingen den folgenden Personen eine Impfung gegen Affenpocken.

Impfung nach Kontakt mit Infizierten

Szenario 1: Nach engem körperlichem Kontakt über nicht-intakte Haut oder über Schleimhäute mit einer an Affenpocken erkrankten Person (z.B. sexuelle Kontakte, Haushaltskontakte) oder bei längerem ungeschützten Face-to-face-Kontakt mit einem Abstand von weniger als einem Meter.

Szenario 2: Nach Kontakt ohne ausreichende persönliche Schutzausrüstung (FFP2-Maske/medizinischer Mund-Nasenschutz, Handschuhe, Schutzkittel) zu einer Person mit einer bestätigten Affenpockenerkrankung, ihren Körperflüssigkeiten oder zu kontaminiertem potenziell infektiösen Material in der medizinischen Versorgung.

Szenario 3: Bei Personal in Laboratorien mit versehentlich ungeschütztem Kontakt zu Laborproben, die nichtinaktiviertes Affenpockenmaterial enthalten.

Impfung bei erhöhtem Risiko
 

  • Männer, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partnern haben. Grund ist, dass Fälle in Deutschland bisher fast ausschließlich bei Männern der MSM-Community aufgetreten sind und diese Gruppe deshalb besonders geschützt werden soll.
  • Personal in Speziallaboratorien mit gezielten Tätigkeiten mit infektiösen Laborproben, die Orthopockenmaterial enthalten, nach individueller Risikobewertung durch Sicherheitsbeauftragte.