Am Samstag wollen etwa 500 Demonstranten vor der Böblinger Kongresshalle Foto: factum/Simon Granville

Am Wochenende findet der Sonderparteitag der AfD in Böblingen statt. Fast 500 Menschen wollen dagegen demonstrieren. Auch die Antifa hat sich angekündigt. Für Stadt und Polizei heißt das: erhöhte Sicherheitsmaßnahmen.

Böblingen - Mit der Ruhe am See in Böblingen dürfte am Samstag Schluss sein: 500 Demonstranten wollen gegen die AfD protestieren und auf die Straße gehen. Außerdem will eine Antifa-Gruppe aus Tübingen, die sich immer wieder Gefechte mit der Polizei liefert, nach Böblingen kommen. „Zeigt, dass wir die rechte Hetzte der AfD auch in Böblingen nicht ungestört stehen lassen“ – so hat die Gruppe im Vorfeld ihre Anhänger mobilisiert. Fast immer, wenn sich Funktionäre und Parteimitglieder der Alternative für Deutschland an einem Ort versammeln, ruft das Gegner der AfD aufs Parkett. Beim Sonderparteitag in der Böblinger Kongresshalle, wo die Landes-AfD ihren anhaltenden Führungsstreit beilegen und einen neuen Vorstand wählen will, wird das kaum anders sein.

Zwei Demonstrationen sind vor der Kongresshalle offiziell angemeldet: Eine organisiert der Deutsche Gewerkschaftsbund, die andere das Bündnis Buntes Böblingen. Schon jetzt steht fest: Für Stadt und Polizei wird es keine einfache Angelegenheit, in der hitzigen Atmosphäre die Sicherheit zu gewährleisten. „Es ist schwierig einzuschätzen, wie viele Anhänger der Antifa kommen werden“, sagt ein Polizeisprecher. Mit „allzu vielen“ rechnen die Beamten nicht.

In der Stadt kursieren Gerüchte, dass etwa 400 Polizisten das Gelände vor der Kongresshalle absichern sollen. Diese Zahl kommentieren will die Polizei naturgemäß nicht. Lediglich lässt der Sprecher verlauten, dass Polizisten aus anderen Landkreisen Baden-Württembergs hinzugezogen werden.

Motorworld lässt Sportwagen in Sicherheit bringen

Insbesondere am Samstagvormittag muss in der Innenstadt von Böblingen mit Verkehrsbeeinträchtigungen gerechnet werden. Die Tübinger Straße wird zwischen der Kongresshalle und der Poststraße gesperrt. Das Areal um die Halle herum wird abgesichert, kein Auto soll dort halten dürfen. Die Stadt Böblingen hat veranlasst, dass Mitarbeiter des Ordnungsamts am Samstag für Besucher ansprechbar sind. Sie sollen helfen, wenn nötig, den Verkehr umzuleiten und allgemein Präsenz zeigen.

Das bereitet Wirten und Geschäftsinhabern ein mulmiges Gefühl. „Begeistert bin ich nicht“, sagt eine Optikerin an der Alba-Brücke. Sie habe überlegt, ob sie aus Protest gegen die AfD ihr Geschäft schließen solle, sich aber doch dagegen entschieden. Auch andere sind verunsichert, was der Samstag bringt. Das Kaufmännische Schulzentrum hat wegen der „politischen Großveranstaltung“ seinen Tag der offenen Tür gleich abgesagt. Die Luxusautoverkäufer der Motorworld am Flugfeld lassen ihre Sportwagen am Freitag vorsichtshalber ins Innere rollen. „Aus Sicherheitsgründen“, wie eine Mitarbeiterin mitteilt.

„Ich bin froh, wenn alles vorbei ist“

„Ich bin froh, wenn alles vorbei ist“, sagt Uwe Hutfilz, der nur einen Steinwurf von der Kongresshalle entfernt das Restaurant Seegärtle betreibt. Angst, dass etwas zu Schaden kommen könnte, habe er zwar keine, sagt er. „Aber es kommen auch einige Chaoten, da kann immer etwas passieren.“ Hutfilz hat eigenen Angaben zufolge einen Maßnahmenkatalog von der Polizei erhalten, damit alles glimpflich abläuft. Demnach sollen etwa Mitarbeiter außerhalb der Innenstadt parken und zu Fuß zum Restaurant laufen.

Stadt und Polizei gehen gleichermaßen davon aus, dass es nicht zu Gewalt kommen werde. Den Sicherheitsaufwand stuft sie zwar „größer“ ein als bei politischen Veranstaltungen anderer Parteien, jedoch nicht „wesentlich größer“. Spricht man dagegen mit Wirten und Anwohnern, entsteht der Eindruck, dass es sich dennoch um eine für Böblingen ungewöhnliche Situation handelt. „Man kann nicht erwarten, dass es in einer Innenstadt immer friedlich ist“, sagt eine 47-Jährige, die die Demonstration am Samstag von ihrer Wohnung am Böblinger See aus beobachten könnte. Auch sie glaubt, dass es friedlich bleibt. „Die Demos sind ja als ein Fest für Toleranz und Vielfalt angekündigt“, sagt sie. Anstatt das Treiben vom Fenster aus zu beobachten, will sie selbst hingehen und gegen die AfD protestieren.