In Äthipien ist es zu einer Massenpanik gekommen. Foto: AFP

Ein religiöses Fest wird zum Schlachtfeld. Auf regierungsfeindliche Ankündigungen folgt eine Massenpanik. Die Zahl der Opfer ist noch ungeklärt.

Bishoftu - Bei einer Massenpanik nach regierungskritischen Protesten sind in Äthiopien Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Eine religiöse Zeremonie in Bishoftu, rund 45 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Addis Abeba, wurde am Sonntag Schauplatz von Ausschreitungen. Anhänger der Opposition sprachen sogar von Hunderten Toten. Die Regierung machte zunächst keine Angaben zu Opferzahlen, bestätigte aber, dass es Todesopfer und Verletzte gegeben hatte.

Ein Mitarbeiter der Deutschen Presse-Agentur berichtete von der Kundgebung von Schätzungen zwischen 50 und 300 Toten. Zu den Feierlichkeiten sollen mindestens zwei Millionen Menschen zusammengekommen sein. Das „Irreechaa“ der Menschen in der Region Oromo entspricht etwa dem Erntedankfest.

Augenzeugen berichteten, dass Teilnehmer Steine auf Sicherheitskräfte geworfen und Parolen gegen die Regierung gerufen hätten. Die Polizei setzte Tränengas ein und schoss mit scharfer Munition in die Luft. Bei dem Versuch, dem Chaos zu entkommen, fielen Menschen in Straßengräben oder sprangen in einen nahegelegen Fluss und ertranken. Zahlreiche Verletzte wurden in nahe gelegene Krankenhäuser gebracht.

Bei Demonstrationen gegen die Regierung war es bereits in den vergangenen Monaten zu blutigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen. Die Unruhen begannen im November 2015, als die Regierung Ausbauarbeiten von Addis Abeba ankündigte. Die Menschen in Oromo demonstrieren gegen den Ausbau. Kritiker befürchten, das Vorhaben werde zu einer Benachteiligung der ländlichen Bevölkerung in der Region führen.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wurden bei den brutal niedergeschlagenen Protesten bis Juni mindestens 400 Menschen getötet.

Äthiopien liegt am Horn von Afrika und gilt als einer der ärmsten Staaten der Welt. In dem Land leben etwa 100 Million Menschen. Demonstrationen werden regelmäßig von der autoritären Regierung unterdrückt.