Nie gab es so viele Mediziner in Deutschland – dennoch sind die Prognosen düster. Foto: dpa

47 400 Ärzte gibt es im Südwesten – mehr als je zuvor. Trotzdem herrscht vielerorts Mangel. Um dem entgegenzuwirken, hat das Sozialministerium bislang 700 000 Euro Anschubfinanzierung zur Verfügung gestellt.

47 400 Ärzte gibt es im Südwesten – mehr als je zuvor. Trotzdem herrscht vielerorts Mangel. Um dem entgegenzuwirken, hat das Sozialministerium bislang 700 000 Euro Anschubfinanzierung zur Verfügung gestellt.

Stuttgart - Wer in Baden-Württemberg einen Arzt braucht, muss dafür keine allzu weiten Wege auf sich nehmen. Noch. Denn von den derzeit landesweit rund 7500 Hausarztpraxen dürfte bis in fünf Jahren jede 15. für immer geschlossen werden, prognostiziert Kai Sonntag, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW).

Zwar steigt die Anzahl der Ärzte im Südwesten stetig an, immer weniger junge Allgemeinmediziner wollen sich aber auf dem Land niederlassen. „Die Jungmediziner sind in einer starken Verhandlungsposition“, sagt KVBW-Sprecher Sonntag unserer Zeitung. Sie haben Angebote von Kliniken, aus dem Ausland oder aus der Forschung. Hinzu kommt, dass viele sich lieber einer Fachdisziplin widmen oder nur Teilzeit arbeiten wollen. Verlierer sind kleine Gemeinden im ländlichen Raum, die für viele junge Ärzte unattraktiv erscheinen.

Das baden-württembergische Sozialministerium will dieser Entwicklung mit einem Förderprogramm entgegenwirken. Seit dem Sommer 2012 erhalten Hausärzte, die sich in einer arztfreien ländlichen Gemeinde niederlassen und dort eine Praxis eröffnen, eine Prämie von bis zu 30 000 Euro als Anschubfinanzierung. Bisher wurden 32 Förderanträge mit einer Gesamtfördersumme von rund 700 000 Euro bewilligt, sagte eine Sprecherin des Sozialministeriums unserer Zeitung.

Die Zahl der berufstätigen Ärzte in Baden-Württemberg ist im vergangenen Jahr um 4,3 Prozent auf rund 47 400 gestiegen. Auf einen Arzt kamen 2013 im Südwesten 229 Einwohner. Damit lag Baden-Württemberg nahe am bundesweiten Durchschnitt: Ein Mediziner kümmerte sich hier um 230 Einwohner. Bundesweit gab es 2013 rund 357 000 Ärzte, von denen immer mehr in Teilzeit arbeiten. Auch die Zahl der angestellten Ärzte ist deutlich gestiegen.