Der Opposition gehen die Maßnahmen gegen den Landärzte-Mangel nicht weit genug. Foto: dpa/Monika Skolimowska

Landärzte werden in Baden-Württemberg händeringend gesucht. Um die Lage zu entschärfen, wollen Grüne und CDU Maßnahmen auf den Weg bringen. Bei der Opposition ist die Skepsis groß, ob diese reichen.

Stuttgart - In Baden-Württemberg sollen sich künftig mehr Ärzte auf dem Land niederlassen. Die grün-schwarzen Fraktionsspitzen einigten sich am Mittwoch in Stuttgart auf Maßnahmen, um mehr Landärzte zu gewinnen und damit den massiven Mangel abzufedern.

Schon bekannt war, dass es 150 zusätzliche Medizinstudienplätze geben wird. Neu ist: Davon sollen jährlich 75 Plätze für Studienanfänger in der Humanmedizin an junge Menschen gehen, die Landarzt werden möchten, aber nach dem herkömmlichen Verfahren keinen Studienplatz bekamen. Diese Studenten verpflichten sich dann, nach ihrem Abschluss in einem Gebiet zu arbeiten, in dem es einen Ärztemangel gibt. Damit wird die von der CDU-Fraktion geforderte „Landarztquote“ umgesetzt.

Zudem sollen die medizinischen Fakultäten an den Universitäten einen Schwerpunkt ländliche Hausarztmedizin einführen. Allen Studenten der Humanmedizin steht es nach Angaben der Grünen dann frei, sich im Laufe des Studiums für diesen Schwerpunkt zu entscheiden. „Jeder, der im Verlauf des Studiums merkt, dass er Allgemeinmediziner werden will, soll einfach und hürdenarm auf diesen Schwerpunkt wechseln können“, sagte Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz.

Quote soll von nächstem Wintersemester an gelten

CDU-Fraktionschef Wolfgang Reinhart lobte den Kompromiss: „Die Landarztquote kommt. Die CDU hat sich hier auch durchgesetzt. Das ist ein großer Erfolg für die Gesundheitspolitik im Land.“ Die Quote soll nach seinen Worten am besten vom nächsten Wintersemester an gelten. Eigentlich hatte die CDU vorgeschlagen, alle 150 neuen Studienplätze nach dem von ihr vorgeschlagenen Verfahren zu vergeben.

SPD-Gesundheitsexperte Rainer Hinderer dagegen sprach von einem faulen Kompromiss, der der Sache nicht dienlich sei. „Die medizinischen Fakultäten, bei denen hier der große Sachverstand liegt, haben einen guten Vorschlag vorgelegt. Dieser wird jetzt aufgrund der Eitelkeiten der CDU nicht umfassend umgesetzt.“ Die Fakultäten hatten Stipendien ab dem 5. oder 7. Semester von 600 Euro im Monat für Studenten angeregt, die sich verpflichten, später als Landarzt zu arbeiten.

FDP-Gesundheitsexperte Jochen Haußmann kritisierte die Landarztquote auch. „Wer mit Verpflichtungsquoten arbeitet, ist auf dem Holzweg“, sagte er. „Die Menschen sollen aus innerer Motivation im ländlichen Raum arbeiten, weil die Rahmenbedingungen stimmen.“ Das Land müsse diese Rahmenbedingungen anpassen.