Immer wieder kommen Busse der Linie 818 nicht oder viel zu spät. Foto: /Archiv Malte Klein

Nicht nur in Filderstadt kriselt es mit dem Busverkehr, auch in Musberg häufen sich seit geraumer Zeit Klagen. Sie richten sich gegen die Linie 818. Was steckt hinter den Problemen?

Musberg - Karsten Heimerdinger bezeichnet Busfahren auf der Filderebene als Glücksspiel – zumindest wenn es um die Linie 818 zwischen Musberg und Stetten geht. Denn man könne nie wissen, ob der Bus kommt, wie im Fahrplan angegeben, ob er später oder vielleicht auch gar nicht fahre.

Heimerdinger wohnt mit seiner Lebensgefährtin und deren beiden Kindern in Musberg. Eigentlich würden die zwei Azubis morgens um 6.35 Uhr zur Arbeit fahren, das Monatsticket macht’s möglich – der Bus jedoch nicht. Stattdessen weichen die Jungen mangels Alternativen immer häufiger auf das Elterntaxi aus. Karsten Heimerdinger hat sich beim zuständigen Busunternehmen Melchinger beschwert. Und er hätte sogar anteilig das Kilometergeld erstattet bekommen, erzählt er. Doch er macht deutlich: „Darum geht es mir gar nicht!“ Er wolle, dass die Jungs zuverlässig zur Arbeit kommen.

Im Sommer könnten sie auf das Fahrrad steigen, doch im Winter sei das nicht ohne Weiteres möglich. „Wir haben ein Auto, für uns ist es kein Problem, die Jungen zu fahren“, sagt der Mann aus Musberg. Die Probleme mit den Bussen würden aber auch viele betreffen, die schon etwas älter seien und vielleicht gar kein Auto hätten.

Eine exklusive Fahrt über die Filderebene

Schon seit mehr als einem Jahr ärgern sich die Kunden über solche Vorfälle. Es fing an, als die Bahn-Tochter Friedrich Müller Omnibusunternehmen (FMO) beziehungsweise dessen Subunternehmer Omnibusverkehr Melchinger die Linie übernommen hat. Zuvor hatte die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) diese bedient. Doch die SSB musste sich wegen einer neuen EU-Richtlinie aus diesem Bereich zurückziehen, um mehr Wettbewerb zu ermöglichen. FMO legte dem Landkreis Esslingen einen Antrag vor, diese Buslinie eigenwirtschaftlich und mit einem Subunternehmen zu betreiben.

Dieter Hörz, der ebenfalls in Musberg wohnt, ist mit den neuen Busunternehmern ebenfalls mehr als unzufrieden. Er hatte unlängst ein recht exklusives Erlebnis: „Einmal bin ich ganz allein gefahren worden. Ich meine, es konnte auch niemand zusteigen, weil der Bus gar nicht entlang der Route fuhr.“ Wenn Hörz einen S-Bahn-Anschluss erreichen will, nimmt er inzwischen immer einen Bus früher. Zudem informiert sich der Pensionär vorher mit Hilfe einer App über Verspätungen beziehungsweise darüber, „ob überhaupt was kommt“, wie er sagt. So etwas könne man nicht als Service bezeichnen, urteilt Hörz.

Die Möglichkeit zur Kontrolle wäre da

Nicht nur in Musberg ärgern sich Busfahrgäste, in Filderstadt ist dies Alltag. Die Busverbindungen sind für viele Schüler wichtig. Darum beschäftigt sich der Gesamtelternbeirat Filderstadt mit dem ledigen Thema. Er sammelt Beschwerden und führt auf seiner Internetseite eine öffentliche Statistik zu den Problemen. Allein im Dezember waren es 58 Einträge.

Zuständig für die Vergabe des Linienbündels an FMO war der Landkreis Esslingen. Dort will man die Entscheidung auch nicht revidieren. Es gäbe die Möglichkeit, die Busunternehmen auf Basis des Landestariftreuegesetzes zu überprüfen. Das gilt sowohl für den Betrieb, der den Beförderungsauftrag hat, als auch für den Subunternehmer. Die Möglichkeit der Kontrolle wäre also da, eine Notwendigkeit sieht man im Landratsamt indes nicht. Man arbeite schon länger mit FMO zusammen und hätte nie etwas zu beanstanden gehabt, erklärt Klaus Neckernuß von der Kommunalaufsicht. Er ergänzt: „Uns liegen keine Erkenntnisse zu einem Verstoß gegen das Tariftreuegesetz vor. Uns genügt die schriftliche Verpflichtung der Unternehmen zur Tariftreue.“

Große Hoffnungen werden in den Runden Tisch gesetzt

Axel Koffmane, Betriebsmanager für FMO, bestätigt, zur Tariftreue noch nicht kontrolliert worden zu sein. Man habe selbst allerdings erst kürzlich den Subunternehmer kontrolliert und keine Verstöße festgestellt. Warum FMO ein Subunternehmen beschäftigt, erklärt Koffmane so: „Zum einen sollen regionale Unternehmen weiterhin am Markt bleiben, zum anderen ist dies Teil unseres Geschäftsmodells.“

Große Hoffnungen werden in den Tisch am 21. Januar gesetzt. Dort sollen die Probleme mit allen Beteiligten nicht öffentlich besprochen werden. Auch wenn es dann vorrangig um Filderstadt gehen wird, werden sich die Musberger, die sich so über die Linie 818 ärgern, sicher sehr für die Ergebnisse interessieren.