Ein Blockheizkraftwerk versorgt die Haushalte im Neubaugebiet Jakobsbrunnen mit Nahwärme. Foto: Claudia Leihenseder

Im Gebiet Jakobsbrunnen in Leinfelden ärgern sich Bewohner über hohe Nebenkosten. Jüngst war eine Aussprache mit den Stadtwerken. Offenbar gibt es etwas Spielraum.

Leinfelden - Die Stadtwerke L.-E. haben den Nachbarn im Gebiet Jakobsbrunnen in Leinfelden zumindest eine leichte Preisminderung in Aussicht gestellt. Damit könnte wenigstens in Teilen der Ärger befriedet werden, der bei vielen der mehr als 60 Familien im Neubaugebiet herrscht. Die Stadtwerke betreiben das Blockheizkraftwerk auf Gasbasis, das sämtliche Haushalte mit Nahwärme versorgt.

Die Preise sind teurer als bei gewachsenen Netzen

Unsere Zeitung hatte berichtet, nachdem Eigentümer den Verdacht der Abzocke geäußert hatten. Der Bewohner Thomas Adolph etwa hat mit sieben Nah- und Fernwärmeversorgern im Land verglichen. Demnach liegen die Kosten im Jakobsbrunnen um mehr als 80 Prozent über dem Durchschnitt. Tatsächlich bekennt in einer Mail, die unserer Zeitung vorliegt, der Leiter der Energiedienste bei den Stadtwerken, dass die Kosten beim bis zu Doppelten gewachsener Netze liegen, allerdings hebt er auch die Vorteile des Vollservices und des Klimaschutzes hervor.

Im April fand ein Treffen einiger Anwohner und führender Vertreter aus dem Rathaus und der Stadtwerke statt. Dort war nochmals klargestellt worden, dass nach dem EEG-Gesetz Bauherren heute verpflichtet sind, den Energiebedarf ihres Gebäudes durch eine anteilige Nutzung von erneuerbaren Energien zu decken. Das treibe die Bau- und Betriebskosten hoch. Die Heizkraftwerk-Investition von knapp 900 000 Euro müsse zudem amortisiert werden, wenngleich, das stellt der Stadtwerke-Chef Peter Friedrich klar, lediglich eine schwarze Null angestrebt werde.

Die Stadtwerke wollen die Kosten prüfen

Etwas Spielraum gibt es nun wohl trotzdem. Laut Peter Friedrich lag der letztjährige Energieverbrauch im Wohngebiet deutlich höher als der Planwert. Dadurch könne es möglich sein, den Arbeitspreis leicht zu reduzieren. Die rechnerische Überprüfung soll stattfinden, wenn das gesamte Baugebiet angeschlossen ist und aussagefähige Verbrauchswerte vorliegen. Die letzten Einfamilienhäuser sind laut Thomas Adolph gerade erst bezogen worden. Die Stadtwerke wollen zudem nachkalkulieren, sobald die Schlussrechnungen für den Bau der Wärmeversorgung vorliegen. Nach derzeitigem Stand würden die tatsächlichen Baukosten fünf bis zehn Prozent unter der Kalkulation liegen, „diesen Betrag wird man anteilig an die Eigentümer zurückgeben“, so Thomas Adolph. Man prüfe auch, ob so eine dauerhafte Senkung des Anschlusspreises möglich sei.

„Ich nehme jedes Prozent, aber es ist natürlich ein Witz“, resümiert Thomas Adolph. Für seine KfW-70-Wohnung mit 80 Quadratmeter beheizbarer Fläche zahle er mit Frau und Kleinkind 2250 Euro pro Jahr für Heizung und Warmwasser, da fielen zehn Prozent weniger kaum ins Gewicht. Zudem hat er herausgefunden: Durch die Gebietssatzung der Stadt ist ausschließlich die gewählte Energieversorgung erlaubt, „wir hätten gar nicht die Möglichkeit, nach Ablauf der Vertragslaufzeit komplett auf eine andere Versorgung umzusteigen, sind somit doppelt geknebelt“.