So soll der Marktplatz in Zukunft aussehen. Foto: Gauder und Gehring Landschaftsarchitekten

Der Marktplatz soll hübscher werden. Zunächst einmal wird er aber zur Baustelle. Für den CSD, das Weindorf und den Wochenmarkt bedeutet das: Sie müssen woanders unterkommen. Bisher ist die Suche vergebens.

Stuttgart - Er diente als Bunker, beherbergte ein Hotel, war ein Parkplatz und ist immer wieder in der Diskussion. Was tun mit dem Marktplatz? Seit Jahrzehnten grübelt man, entwirft Ideen und Pläne. Nun hat man sich entscheiden. Demnächst wird er umgebaut. Doch auch das sorgt für Probleme. Ein Überblick.

Die Sanierung

Der Umbau des Marktplatzes wird 11,6 Millionen Euro kosten. Das Konzept stammt von den Stuttgarter Landschaftsarchitekten Gauder und Gehring. Es soll ein Wasserspiel mit Fontänen auf Höhe des Nespresso-Shops an der Nordseite des Platzes entstehen. Umgeben von Bänken. Der Marktplatzbrunnen soll höher gelegt werden. Und der Platz soll neu gepflastert werden.

Der Zeitrahmen

Der Umbau beginnt schon am 3. März. Bis zum 10. April wird der Untergrund erkundet. Von September bis November wird der Rand des Platzes mit neuem Pflaster versehen. Im Februar 2021 wird der Platz dann gesperrt. Im November will man dann fertig sein.

Die Veranstaltungen

Betroffen sind vor allem der Wochenmarkt, das Festival der Kulturen, das Weindorf und die Hocketse des Christopher Street Day. Sie nutzen den Marktplatz und müssen umziehen.

Die Abstimmung

Bärbel Mohrmann ist Geschäftsführerin des Bürgervereins Pro Stuttgart, der das Weindorf veranstaltet. Sie war zehn Jahre aber auch Protokollchefin bei der Stadt. Und weiß, wie eine Verwaltung funktioniert. Was hilfreich ist, wenn man den Beamten die Sorgen und Nöte der Veranstalter näher bringen will und muss. „Wenn der Platz fertig ist, wird er eine Bereicherung sein“, sagt sie, „aber die Bauphase bereitet uns Sorgen.“ Aber man sei in enger Abstimmung. Was sich schon ausgezahlt hat. So kann man die Bänke während Veranstaltungen entfernen. Die Technik verschwindet im Bunker unter dem Platz und wird so eingerichtet, dass die Veranstalter sie besser nutzen können. Man braucht keine Stromverteilerkästen mehr aufstellen. Und der Vorschlag, Bäume auf dem Platz pflanzen zu lassen, wurde auch wegen der Kritik der Veranstalter fallen gelassen. Die Termine zeigen ja auch, dass man versucht hat, Rücksicht zu nehmen. So beginnt der Umbau dieses Jahr erst nach dem Weindorf und endet vor dem Weihnachtsmarkt. Und er soll vor dem Weihnachtsmarkt 2021 beendet sein.

Der Wochenmarkt

Die Markthändler bekommen als erste die Folgen des Umbaus zu spüren. Von 3. März bis zum 10. April ziehen sie auf die Königstraße. Während der weiteren Bauphasen wird man den Wochenmarkt ebenfalls auf der Königstraße finden. Eigentlich kommen 38 Beschicker auf dem Marktplatz unter. Ein Trio hat allerdings aus persönlichen Gründen aufgehört. Deren Plätze wird man vorerst nicht vergeben. Erst mit der Rückkehr auf den Marktplatz will man neue Bewerber zulassen. Weil nach dem Umbau auch Strom verfügbar ist, könnten dann auch Käse-, Wurst-, Fleisch- oder Fischhändler zum Zuge kommen.

Das Weindorf

Auf dem Marktplatz stehen 55 Buden des Weindorfs. Für diese muss im Jahre 2021 ein neuer Platz gefunden werden. Der sich ja auch an den Rest des Festes auf dem Schillerplatz anschließen muss. Da bieten sich natürlich Planie und Schlossplatz an. Mohrmann: „Wir reden mit Stadt und Land.“ Sie kann sich gut vorstellen, auf die Planie zu gehen. Während des Weihnachtsmarktes war ja die Bus- und Taxihaltestelle verlegt, dort wäre Platz. „Diesen Raum könnte man als Veranstaltungsfläche nutzen“, sagt sie. Die Anbindung wäre vorhanden, die Buden ständen auf Asphalt, würden keinen Rasen beschädigen.

Der CSD

Christoph Michl ist Geschäftsführer der IG CSD. Ihm ist wichtig, dass der Christopher Street Day nicht nur eine laute und bunte Parade ist, „sondern ein 14 Tage währendes Kulturfestival“. Deren Höhepunkte natürlich die Parade, aber auch die CSD-Hocketse auf dem Marktplatz und die Open-Air-Disco auf dem Schillerplatz sind. „Wir wollen so Vielfalt sichtbar machen“, sagt er, „und einen Anlass schaffen, um miteinander zu sprechen.“ Deshalb sei es auch keine Alternative, die Hocketse ausfallen zu lassen oder außerhalb der Innenstadt zu veranstalten. Auch er schaut auf Planie und Schlossplatz. Hat allerdings das Problem, eine Bühne aufbauen zu müssen.

Das Festival der Kulturen

Eine Bühne braucht auch das Sommerfestival der Kulturen. Zudem einen Backstagebereich für die Künstler. Es ist das Aushängeschild des Forums der Kulturen, des Dachverbands von 130 Stuttgarter Migrantenvereinen. Für sie ist das Festival seit 19 Jahren ein Schaufenster, um sich und ihre Arbeit zu präsentieren.“ Deshalb möchten wir auch in der Innenstadt bleiben“, sagt Anja Krutinat, beim Forum für die Kommunikation zuständig. Schillerplatz und Planie sind momentan die Alternativen. Krutinat: „Allerdings gibt es noch einige Stolpersteine.“ So wird sechs Tage lang Musik gemacht. Mit einer gewissen Lautstärke zudem. Und zeitgleich finden eigentlich die Jazz Open statt. Also dürfen die Bühnen nicht zu nahe beieinander stehen, sonst hören die Besucher nur Musikmischmasch.

Der Zeitplan

Sowohl Mohrmann als auch Michl betonen, dass in nicht allzu ferner Zukunft eine Entscheidung fallen müsse. „Unsere Veranstaltungen haben einen gewissen Vorlauf“, sagt Mohrmann. Und Michl ergänzt: „Bis Juni müssen wir Bescheid wissen, sonst müssen wir den CSD 2021 absagen.“ Sollten die Hocketse und das Festival der Kulturen auf Schlossplatz oder Planie dürfen, würde das ohnehin Folgen haben. Alles würde eine Woche nach hinten rücken. Denn die Jazz Open belegen den Schlossplatz bis Mitte Juli. Das Festival der Kulturen würde in die vorletzte Juli-Woche rücken, der CSD auf das letzte Juli-Wochenende, sogleich gefolgt vom Sommerfest. Am 11. März wollen sich Veranstalter, Stadt und Land treffen, um sich erneut auszutauschen. Und vielleicht eine Lösung zu finden.