Die Mietroller der Stadtwerke sind beliebt. Das Unternehmen prüft, wie eine Vergrößerung der Flotte möglich wäre. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der ADAC hat in fünf deutschen Großstädten das Rollersharing getestet. Stuttgart war mit seinem Mietroller Stella ebenfalls dabei. Einige Schwächen des Angebots haben eine bessere Note als „ausreichend“ verhindert.

Stuttgart - Die elektrischen Stella-Mietroller der Stadtwerke Stuttgart, sind vom Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) zusammen mit fünf Anbietern in fünf Großstädten unter die Lupe genommen worden. Der ADAC vergab für die hellblauen Elektroroller, die über eine App per Smartphone angemietet und in einem definierten Teil des Stadtgebietes frei abgestellt werden können, ein „ausreichend“.

Bemängelt wurde der lange Laufweg, im Schnitt 661 Meter, bis zum nächsten Roller – was allerdings bei einer nur 100 Fahrzeuge zählenden Flotte nachvollziehbar ist. Der Akku-Ladestand werde leider nicht in Kilometer angegeben, die Selbstbeteiligung von 500 Euro bei Schäden hält der ADAC für zu hoch. Auch die umständliche Verifizierung bei der Erstregistrierung bemängelt der Club. Sie habe länger als eine Stunde gedauert.

Es gab Betrugsfälle

Die Kritikpunkte nehme man durchaus ernst, so Stadtwerke-Sprecherin Karoline v. Graevenitz, man wolle Abhilfe schaffen. Die gründliche Prüfung der Anmeldedaten und die Höhe der Selbstbeteiligung hätten aber ihre Gründe. Nach einigen Betrugsfällen sei man dazu übergegangen, dass sich eigenes Personal die Führerscheine genau ansehe. Bei der Selbstbeteiligung seien die 500 Euro Selbstbeteiligung ein Anreiz, mit dem Fahrzeug pfleglich umzugehen. Von Graevenitz spricht von diversen Schadensfällen, abgerissenen Deckeln der Helmbox und einem Roller, der in einen Weinberg gekippt wurde.

Mit den Rollern haben die Stadtwerke in Stuttgart eine Nische besetzt. Stella solle grundsätzlich wachsen, sagt die Sprecherin. Die Flotte wurde im zweiten Betriebsjahr von 75 auf 100 Roller erweitert, die Nutzerzahl kletterte dabei auf 9000. Rund 350 000 Kilometer haben die in den Stadtwerke-Farben lackierten Vehikel inzwischen zurückgelegt. Sie dienen dem Ökostrom- und Gasanbieter, der auch Fotovoltaikanlagen verkauft oder vermietet, erklärtermaßen auch zu Marketingzwecken.

Weg zum Wachstum ungeklärt

Wie das Wachstum bewerkstelligt werden soll , das ist allerdings noch ungewiss. Womöglich in diesem Herbst solle eine „strategische Entscheidung getroffen werden, ob wir das System allein oder in Kooperation weiter betreiben“, so die Sprecherin.

Der Sharingmarkt ist bundesweit in Bewegung. Verschiedene Anbieter versuchen derzeit, sich in Großstädten ein Roller-Revier zu sichern. So bietet zum Beispiel Bosch diesen Dienst in Berlin, Paris und seit Juni in Madrid an – unter dem Namen Coup. Die Roller kommen aus Taiwan.

Die Stadtwerke kooperieren unbefristet mit dem Berliner Anbieter Emmy, der inzwischen aber nur noch die Kundenhotline betreut. Man habe beim Aufbau des Systems mitgewirkt und berate, sagt der Emmy-Gründer und Geschäftsführer Valerian Seither. Ein wesentlicher Punkt beim Flottenausbau ist die Investition in die Fahrzeuge (der Stückpreis beträgt etwa 5000 Euro), vor allem aber der Betrieb mit Akkuwechsel, Wartung und Instandsetzung von Fahrzeugen.

Stella bewerkstelligte den Akkutausch zunächst mit einem E-Auto. Nun sind drei im Einsatz. Ein Tausch könnte künftig auch über mobile Wechselstationen durch die Kunden selbst erfolgen.