Eigentlich wären die Kinder gar nicht auf den Rollstuhl angewiesen gewesen (Symbolbild). Foto: imago images/Action Pictures/via www.imago-images.de

Eigentlich waren die Kinder gesund, trotzdem mussten sie über Jahren mit dem Rollstuhl zur Schule – weil die Mutter Ärzten, Lehrern, Erziehern und ihren Kindern selbst über Jahre schwere Krankheiten vorgetäuscht hatte. Jetzt muss sie in Haft.

Karlsruhe - Weil sie ihre vier Kinder jahrelang wegen erfundener Krankheiten in Rollstühle zwang, muss eine Mutter acht Jahre lang ins Gefängnis. Mit einem am Montag in Karlsruhe bekanntgegebenen Beschluss bestätigte der Bundesgerichtshof (BGH) ein entsprechendes Urteil des Landgerichts Lübeck vom November.

Nach den Feststellungen des Landgerichts hatte die Mutter Ärzten, Lehrern, Erziehern und auch ihren Kindern selbst über Jahre schwere Krankheiten vorgetäuscht, die ein Sitzen im Rollstuhl erforderlich machen. Sie fälschte einen Arztbericht und schilderte erfundene Symptome. Von ihrer Krankenkasse erhielt sie so zu Unrecht Zahlungen in Höhe von fast 80.000 Euro.

Jahrelang mit dem Rollstuhl zur Schule

Vor allem aber die eigentlich gesunden Kinder mussten leiden. Sie mussten jahrelang mit dem Rollstuhl zur Schule, hatte wegen unnötiger Arztbesuche viele Fehlstunden und waren sozial isoliert. So gaukelte die Frau ihrer inzwischen volljährigen Tochter vor, sie leide an Arthrose und der Glasknochenkrankheit.

In ihrem Umfeld und auch in den Medien gab sich die Frau als aufopfernde Mutter, die sich unermüdlich für ihre von einem schweren Schicksal geschlagenen Kinder einsetzt.

Aufgrund eines Gutachtens hielt das Landgericht Lübeck die Frau für schuldfähig und verurteilte die damals 49-Jährige am 13. November 2019 wegen schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen sowie Betrugs und Urkundenfälschung zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren.

Die hiergegen eingelegte Revision verwarf der BGH nun als unbegründet. Damit ist das Lübecker Urteil rechtskräftig.