Fehlt weiter wegen den Folgen einer leichten Gehirnerschütterung: Timo Baumgartl, der Abwehrspieler des VfB Stuttgart Foto: Baumann

Timo Baumgartl und Kopfverletzungen – weil es da eine Vorgeschichte gibt, wird mit dem Abwehrspieler des VfB Stuttgart sehr sensibel umgegangen. Das hat Folgen für das kommende Spiel.

Stuttgart - Auf dem Fußballplatz ist Timo Baumgartl an ganz einem besonderen Brennpunkt tätig. Schließlich befindet sich sein Arbeitsplatz auf dem Feld in der Innenverteidigung, im Zentrum dicht vor dem eigenen Tor also, dort, wo im Duell mit den gegnerischen Stürmern gerne mit Haken und Ösen gekämpft wird. Doch auch gemessen an seinem für einen Fußballer erhöhten Berufsrisiko, im Zweikampf mal einen mitzukriegen, hat der Profi des VfB Stuttgart in den vergangenen Monaten überdurchschnittlich viel an den Kopf bekommen.

Am Samstag im Heimspiel gegen RB Leipzig jedenfalls, da wird Timo Baumgartl wie bereits in den Partien gegen den FC Bayern, SC Freiburg und Fortuna Düsseldorf ausfallen. Denn die Nachwirkungen seiner Gehirnerschütterung nach einem Ellenbogencheck Ende Januar, der dritten in den vergangenen anderthalb Jahren, spürt Baumgartl noch immer. In der Vorwoche hatte der 22-Jährige nach längerer Pause in zwei Trainingseinheiten am Mittwoch und Donnerstag seine körperliche Belastung zum Test voll hochgefahren – doch der Körper hielt dem nicht stand. Es stellten sich Kopfdruck und Schwindel ein.

Unwohlsein nach dem Trainingstest

„Er hat’s probiert, der Wille war da, aber es ist zu früh für ihn gewesen. Das Training hat zu Unwohlsein geführt, ohne dass man da irgendeinem einen Fehler zuschreiben darf“, sagt der Trainer Markus Weinzierl: „Bei Gehirnerschütterungen ist es schwer zu prognostizieren, wie lange die Heilung genau andauert.“

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Speziell bei Baumgartl, dessen kleine Brummschädel-Tragödie eine längere Vorgeschichte hat: Sie beginnt im August 2017, als er beim Abschlusstraining vor dem ersten Pflichtspiel der Saison, dem Pokalauftritt bei Energie Cottbus, beim Standardtraining einen Ball aus kurzer Distanz voll an den Kopf geschossen bekommt. In der Lausitz kann er nicht spielen, berappelt sich aber schnell wieder, ehe das Schicksal am 4. März des Vorjahres erneut zuschlägt: Da bekommt der 1,90-Meter-Mann, den die Kollegen nur „Baumi“ nennen, einen Freistoß des Kölners Milos Jojic an den Schädel. Sechs Partien fällt der Verteidiger daraufhin in der Vorsaison aus. Dabei gehen die VfB-Ärzte sensibel mit dem Thema um. In der Akutphase wird Baumgartl von sämtlichen Reizeinflüssen ferngehalten. Neben Fernseher und Radio ist auch das Handy absolut tabu.

Baumgartl beschäftigt das Thema Kopfverletzungen

Auch als Baumgartl im Sommer im Trainingslager in Grassau wieder voll mitmischen kann, beschäftigt ihn das Thema weiter. „Gehirnerschütterungen sind im Fußball noch nicht überall angekommen“, sagt er da, nimmt seinen eigenen Club von dieser Kritik ausdrücklich aus – und verweist etwa auf die National Football League (NFL), wo auffällige Spieler erst das „Concussion Protocol“, also einen Check durch die Ärzte während des Spiels durchlaufen müssen, ehe sie wieder aufs Feld dürfen.

„Man kann sich eine neue Hüfte und ein neues Knie reinmachen lassen“, sagt Baumgartl, „aber kein neues Gehirn. Es ist das Wichtigste, das man hat – und man sollte es am besten schützen.“