Frauke Petry und Marcus Pretzell – gründen sie eine neue Partei? Foto: dpa

Frauke Petry scheint gemeinsam mit ihrem Mann Marcus Pretzell eine Konkurrenz zur AfD zu planen. Insider sehen kaum Chancen für ein solches Projekt.

Berlin/Stuttgart - Gründet Frauke Petry eine neue Partei? Die abtrünnige AfD-Frontfrau hat sich die Internetadresse www.dieblauen.de gesichert, wie am Mittwoch bekannt wurde. Das nährte sogleich Spekulationen, die Sächsin wolle eine politische Gruppierung gleichen Namens aus der Taufe heben – in Konkurrenz zur AfD.

Petry bestätigte am Rande einer Sitzung des sächsischen Landtags in Dresden, sie habe die Adresse registrieren lassen. Eine Partei stecke aber nicht hinter der Domain, das „Blau“ verkörpere vielmehr eine Idee. Petry betonte, sie werde sich zu gegebener Zeit dazu äußern. Es sei noch zu früh, über Einzelheiten zu sprechen. Zugleich bekräftigte die 42-Jährige, dass sie auch weiterhin politisch aktiv bleiben wolle.

Am Mittwoch gab es auch im Südwesten keine Hinweise darauf, dass weitere AfD-Mitglieder Petrys Schritt folgen und der Partei nun den Rücken kehren. „Ich höre nichts von Absetzbewegungen, aber dazu ist es vielleicht auch noch zu früh“, sagte der AfD-Landtagsabgeordnete Heinrich Fiechtner. Es gebe sicher einige in der AfD, die mit der Partei hadern und einen Austritt in Betracht ziehen. Diese befänden sich aber derzeit in Lauerstellung und warteten zunächst die weitere Entwicklung ab, so Fiechtner.

Fiechtner: Luckes Beispiel mahnt

Der Stuttgarter Mediziner bedauerte Petrys Schritt ausdrücklich. Die Sächsin sei „die Repräsentantin einer bürgerlich ausgerichteten AfD“ gewesen. Ihr Ausscheiden erfülle ihn mit „größter Sorge“. Zugleich äußerte Fiechtner seine Skepsis mit Blick auf eine mögliche Neugründung durch Petry. Das Scheitern des früheren AfD-Chefs Bernd Lucke mit seiner Alfa-Partei zeige, dass dies „hochriskant“ sei.

Auch die AfD-Landtagsabegordnete Christina Baum, die dem völkisch-nationalen Flügel der AfD um Björn Höcke zuzurechnen ist, zeigte sich skeptisch. Sie sei überzeugt, dass eine mögliche neue Partei keine Zukunft haben werde, sagte die AfD-Frau aus dem Main-Tauber-Kreis. Für eine neue Partei gebe es in der politischen Landschaft keinen Bedarf. „Ich verstehe Frauke Petry überhaupt nicht. Sie ist doch eine intelligente Frau, die immer sehr wichtig war für die AfD“, so Baum.

Zuspruch erhielt Petry indessen von einer Politikerin, die ihr bereits vorausging. Die fraktionslose Landtagsabgeordnete Claudia Martin schrieb auf ihrer Facebook-Seite: „Der überraschende Entschluss von Frauke Petry, der Bundestagsfraktion nicht angehören zu wollen, spricht Bände. Die Parteichefin begründete dies damit, dass eine anarchische Partei nicht regierungsfähig sei und eine pragmatische Politik personell vernünftig untersetzt sein müsse. Wenn das selbst die Parteichefin der AfD so sieht, müssen wir uns wohl auf einiges gefasst machen.“ Die Entscheidung Petrys sei der beste Beweis dafür, „dass mein Austritt aus Partei und Fraktion der absolut richtige Schritt war“, so die Walldorferin Martin.

Petry und und ihr Ehemann Marcus Pretzell hatten am Dienstag angekündigt, ihre Ämter niederzulegen und aus der AfD auszutreten. Ihre Parlamentsmandate wollen sie aber behalten. Petry hatte den Austritt mit einer „Radikalisierung“ der Partei begründet.

Pretzell heizte am Mittwoch ebenfalls die Gerüchte über die Gründung einer neuen Partei an. Im ZDF sagte er, es gebe „derzeit keine Partei, die in der Lage wäre, politische Veränderungen in Deutschland durchzusetzen“. „Und wenn es keine gibt, dann muss man . . . ja, lassen Sie sich mal überraschen, was wir so vorhaben“, antwortete der Nordrhein-Westfale auf die Frage, ob die Gründung einer neuen Partei geplant sei.

Domain dieblauen.de existiert bereits seit 2009

Die Domain dieblauen.de existiert bereits seit dem 11. Juli 2009 und wurde am 19. Januar 2016 auf den Web-Dienstleister United Domains übertragen. Zuletzt wurde der Registrierungseintrag am 3. Juli 2017 bearbeitet. Auch auf Twitter tauchten am Mittwoch Profile unter dem Namen „Die Blauen“ auf, die sich aber schnell als Fake-Accounts erwiesen.