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Die Corona-Pandemie beeinflusst mehr und mehr die internationalen Sport-Wettkämpfe. Das gilt aber auch umgekehrt – weshalb die Sorgen immer größer werden.

Stuttgart - Der Sport bewegt sich zwischen den Extremen – das war schon bisher so, wenn es strahlende Sieger und tieftraurige Verlierer gab, Bestleistungen und Negativrekorde. In diesen Tagen aber bestimmt das Coronavirus wieder den Sport. Und auch in Bezug auf europaweit steigende Infektionszahlen lotet der Sport seine Grenzen aus.

Der niederländische Fußballclub AZ Alkmaar etwa beklagte Mitte der Woche 13 positiv getestete Spieler. Das Spiel in der Europa League an diesem Donnerstag soll dennoch stattfinden – in Neapel. Ebenso verhinderte der positive Test von Nationalspieler Serge Gnabry nicht die Austragung der Partie des FC Bayern in der Champions League gegen Atlético Madrid. Obwohl es bereits am vergangenen Wochenende hitzige Diskussionen über erkrankte Nationalspieler gab – nach einer Länderspielphase mit Reisen quer durch Europa und rund um den Globus.

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Genau diese Reisen schrecken an anderer Stelle nun Sportler und Veranstalter. Der Europäische Fußballverband (Uefa), auch Ausrichter der Champions League und der Europa League, sagte die für März geplante U-19-EM in Nordirland schon jetzt vorsorglich ab – mit dem Hinweis auf die „erschwerten Reisebedingungen“, entstanden aus der „anhaltenden epidemiologischen Situation in Europa“. Ähnlich argumentiert wird im Falle des internationalen Deutschen Turnfestes.

Das Turnfest in Leipzig fällt aus

Das sollte im Mai 2021 in Leipzig stattfinden, doch Oberbürgermeister Burkhard Jung meinte schon jetzt: „Es wäre unverantwortlich, ein Turnfest mit so vielen Gästen aus allen Regionen durchzuführen.“ 19 000 Sportlerinnen und Sportler hatten sich bereits angemeldet. Das Turnfest ist damit ein Massenevent, dessen Absage wohl unvermeidlich war. Doch auch für den nationalen und internationalen Ligenbetrieb in den verschiedenen Sportarten wird der erneute Anstieg der Infektionszahlen mehr und mehr zum riesigen Problem.

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Die Handballer der Rhein-Neckar Löwen konnten am Dienstag in der European League nicht gegen RK Trimo Trebnje antreten. Die Slowenen hatten eine an Corona erkrankte Person mit nach Mannheim gebracht. Die Basketballer von Alba Berlin traten am Freitag noch bei ZSKA Moskau an – nun sind sechs Spieler infiziert, das für diesen Donnerstag angesetzte Spiel in der Euroleague gegen Baskonia Vitoria-Gasteiz wurde abgesagt. Weil der Alba-Tross beinahe komplett in Quarantäne ist, kann auch der Termin des nationalen Pokal-Final-Fours Anfang November nicht gehalten werden. Ebenso können Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart wegen positiver Tests derzeit nicht trainieren. Ob ihr vorerst abgesagtes Qualifikationsspiel für die Champions League noch irgendwann stattfinden kann, ist derzeit offen.

Reisen erschweren die Risikominimierung

„Ich habe es ja gesagt: Wir kommen nicht unbeschadet durch die Saison“, sagte Stefan Holz, der Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga, zwar noch betont gelassen. Er ergänzte aber auch: „Nun hätte es nicht zwingend am ersten Wochenende sein müssen.“ Schließlich drohen in den nächsten Tagen weitere Fälle in allerlei Sportarten, deren Profisparten eines vereint: Der Termindruck in dieser Saison ist extrem, Ausweichtermine sind irgendwann nur noch schwer zu finden. Und keiner weiß, wann sich die Infektionslage wieder zum Besseren wendet.

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„Wir gehen von einer aktiven Phase leider zurück in eine Phase der Nichtbeweglichkeit“, sagte am Mittwoch Alfons Hörmann. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hat zuvorderst den nationalen Sport im Blick. Das Problem der Profiligen ist allerdings längst ein kontinentales, wenn nicht globales. Und ein erneuter sportlicher Stillstand würde zahlreiche Verbände und Vereine noch deutlicher in ihrer wirtschaftlichen Existenz gefährden.

Um Existenzen zu sichern, wurden national und international Hygienekonzepte erarbeitet. Die funktionieren zwar einerseits und helfen, erkrankte Sportler schnell zu isolieren. Je weiter Spieler und Teams ihre Kreise ziehen, desto schwieriger ist es, die maximale Sicherheit zu gewährleisten.

Am Mittwochnachmittag meldete der VfL Wolfsburg einen neuen Corona-Fall im Team der Profikicker. Josip Brekalo hat es erwischt – wenige Tage nach dessen Länderspielreise.