Sprung ins Surreale: Szenerie von Ren Hang, 2011 Foto: Ren Hang

Wie verändert sich China im Gewitter ständiger Entwicklungssprünge? Junge Fotokünstlerinnen und Fotokünstler geben überraschende Antworten.

Stuttgart - Wer sind wir? Und wie verändert sich unser Land im Gewitter ständiger Entwicklungssprünge? Junge chinesische Fotokünstlerinnen und Fotokünstler geben überraschende Antworten. Die Münchner Ausstellung „About Us“ fasst sie in den Räumen der Alexander Tutsek-Stiftung zusammen.

Momente der Erwartung

Im Sprung umgreifen die Arme die angezogenen Beine. Hoch hinaus geht es – hinaus über die Dächer der Hochhaus-Blöcke, hinaus über das eigene Ich. Im Jahr 2012 lässt Ren Hang einen jungen Mann springen, die langen schwarzen Haare weht es, das Gesicht gänzlich verdeckend, steil nach oben. Ein Moment der Hoffnung, der Erwartung, doch auch der Unsicherheit. Alle Hoffnung gilt ja der Bewegung in die Höhe. Das unausweichliche Landen ist ausgeblendet.

Boten der Unsicherheit

Ren Hang ist 25, als das Foto entsteht, mit 27 schreibt er: „Das Leben ist ein kostbares Geschenk, doch ich habe oft das Gefühl, der falsche Empfänger zu sein.“ Zwei Jahre später springt Ren Hang selbst – aus dem 28. Stock eines Hochhauses in Peking. Seine Bilder bleiben. Mehr noch, sie werden als Boten eigener Unsicherheit zu Kronzeugen einer im aktuellen China bereits vergangenen Zukunft.

Panorama des Aufbruchs

Wie erleben junge Künstlerinnen und Künstler die Hoffnungen und Zweifel ihrer Generation? Danach fragt die Ausstellung „About Us“. Das Projekt der auf Fotografie und Glaskunst spezialisierten Alexander-Tutsek-Stiftung in München versammelt die Bildwelten von 70 Fotokünstlerinnen und Fotokünstlern aus China. 2018 und 2019 erworben, sollte ein Panorama des Aufbruchs und der damit verbundenen Veränderungen entstehen. Plötzlich aber erscheint – wie in Ronghui Chens brillanter Serie „Freezing Land“ – nicht mehr nur der Nordwesten Chinas erstarrt.

Die Träume bleiben

Im Zugriff wirtschaftlicher Expansion und digital gestützter politischer Autorität ist China Europa wieder fremd geworden. Dabei zeigt „About Us“: Die Träume und gerade auch die Zweifel der um 1990 Geborenen hätten auch ganz andere Wege zugelassen.

Gut zu wissen

„About Us. Junge Fotografie aus China“– bis zum 29. Januar 2021 in der Tutsek-Stiftung in München (Karl-Theodor-Straße 27, Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr).