Eberspächer hat mit dem Kauf der französischen Firma Kalori seine Aktivitäten in der Fahrzeugklimatisierung ausgebaut. Foto: Eberspächer

Der Esslinger Autozulieferer Eberspächer, der von strengeren Abgasnormen in Asien und Nordamerika profitiert, baut Arbeitsplätze im Inland ab.

Esslingen - Der Esslinger Autozulieferer Eberspächer, der 2018 weiter gewachsen ist, streicht Arbeitsplätze. Im Abgastechnikwerk im saarländischen Neunkirchen werden knapp 300 Stellen abgebaut. Ein Interessenausgleich wurde bereits mit den Arbeitnehmervertretern vereinbart. 100 Mitarbeiter haben sich schon freiwillig für Abfindungen entschieden. Der Abbau geht sukzessive vonstatten. Derzeit sind in dem Werk noch rund 1250 Mitarbeiter beschäftigt, Ende 2020 sollen es noch etwa 1000 sein. „Der Druck auf die deutschen Fertigungsstandorte bleibt hoch“, sagte Heinrich Baumann, geschäftsführender Gesellschafter von Eberspächer, bei einem Pressegespräch.

Am Stammsitz Esslingen mit seinen rund 1400 Beschäftigten dürfte die Zahl in etwa stabil bleiben. Hier werden Heizgeräte der neuesten Generation gefertigt. Angesichts von Logistikkosten oder Diskussionen um Einfuhrzölle müsse man immer wieder neu diskutieren, ob die Produkte dort hergestellt werden sollen, wo auch die Absatzmärkte seien, meinte Baumann. Verlagerungspläne gebe es derzeit aber nicht. Die Kostenbelastung in Deutschland sei enorm, sagte Martin Peters, der ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter ist. Allein der letzte Tarifabschluss, der zwei Jahre laufe, koste Eberspächer gut 15 Millionen Euro.

Sonderbelastungen von mehr als 36 Millionen Euro

Die Aufwendungen für Restrukturierungsmaßnahmen in Höhe von 36,1 Millionen Euro, die zu 90 Prozent auf Neunkirchen entfallen, wurden bereits im Jahresabschluss 2018 berücksichtigt und belasten das Ergebnis. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank von 119 auf 101,5 Millionen Euro. Ohne diese Sonderbelastungen käme Eberspächer auf eine operative Umsatzrendite von rund sieben Prozent. Operativ sei es ein erfolgreiches Geschäftsjahr gewesen, sagte Baumann und besser ausgefallen als erwartet. Auch der Umsatz legte um 2,9 Prozent auf rund 4,6 Milliarden Euro zu.

Wachstumstreiber waren vor allem die USA und China, wo Eberspächer von strengeren Emissionsvorschriften profitiert hat, weil damit auch die Nachfrage nach komplexeren Abgasreinigungssystemen verbunden ist. Dafür hat das Esslinger Familienunternehmen weitere Weichen gestellt und unter anderem ein Joint Venture mit der China Yuchai gegründet. Ab Herbst sollen in einem neuen Werk Abgassysteme für Nutzfahrzeuge nach der höchsten China 6-Emissionsnorm produziert werden. Auch in Indien wurde ein Joint Venture mit Sharda Motor unterzeichnet, das noch dieses Jahr die Produktion aufnehmen soll. „Unser Ziel ist, auch in den asiatischen Märkten eine führende Position in der Nutzfahrzeug-Abgastechnik einzunehmen“, so Baumann.

Aufgrund der strengeren Abgasnormen in Asien verspricht sich Eberspächer dort ein dynamisches Wachstum. Auch in Nordamerika hat der Zulieferer neue Aufträge gewonnen und baut die Kapazitäten aus – etwa ein neues Komponentenwerk in Mexiko.

100 offene Stellen im Inland

Allerdings will Eberspächer auch beim Thema Elektromobilität und autonomem Fahren punkten. Bei Fahrzeugelektronik (derzeit gut 54 Millionen Euro Umsatz) verspricht man sich in den kommenden Jahren ein deutliches Wachstum – dabei geht es um Produkte zur Bordnetzstabilisierung und für Energiespeichersysteme. Viel verspricht man sich auch im Bereich Fahrzeugheizung und Klimatisierung (rund 492 Millionen Euro Umsatz). In China wurde 2018 mit der Produktion von Hochvolt-Heizungen begonnen und im thüringischen Hermsdorf mit dem Bau eines neuen Werkes für die Fertigung keramischer Elemente. Als wichtigen Meilenstein auf dem Weg zum weltweit führenden Anbieter für Thermomanagement-Lösungen bezeichnete Bauman den Kauf der französischen Firma Kalori, die Klima- und Lüftungssysteme für Nutz- und Spezialfahrzeuge herstellt.

Weltweit beschäftigt Eberspächer 9862 Mitarbeiter, davon etwa 4500 im Inland, wo es rund 100 offene Stellen gibt. Gesucht sind Akademiker. 2019 rechnet der Zulieferer mit einem Umsatz auf Vorjahreshöhe und einem besseren Ergebnis.