Wer daheim ist, produziert mehr Abfall. Während des Lockdowns im Frühjahr mussten die Müllmänner deutlich mehr Gelbe Säcke abholen als sonst üblich. Foto: Caroline Holowiecki

Ein Sillenbucher hat wochenlang vergeblich nach Müllbeuteln für Plastik, Dosen und Co. gesucht. Der Chef der Abholfirma erklärt, wann die Tüten besonders gefragt sind.

Sillenbuch - Drei, vier Wochen lang hat Karl-Heinz Nuding nach eigenen Angaben gesucht, und auch seine Frau hat es probiert. Das Paar aus Alt-Sillenbuch konnte partout keine Gelben Säcke auftreiben. Im Supermarkt habe man regelmäßig nachgefragt, auch anderswo seien die Beutel vergriffen gewesen. Einem Nachbarn müsse es ähnlich ergangen sein, denn der habe seinen Abfall schließlich in alternativen Säcken rausgestellt. Dabei ist das, streng genommen, gar nicht zulässig.

Im Internet steht, wo es die Säcke gibt

Wo gibt es die Beutel im Bezirk Sillenbuch überhaupt? Bei der Recherche wird man von der Homepage der Stadt zur Firma Schaal+Müller geleitet. Das Ditzinger Unternehmen ist, so steht es auf der Startseite, seit 2014 als regionaler Dienstleister für die Abholung des Gelben Sacks in Stuttgart zuständig. Hinterlegt sind online sowohl eine interaktive Karte als auch eine Liste. Im Stadtteil Sillenbuch kann man Säcke in den Geschäften Gesunde Kost sowie Edeka an der U-Bahn-Haltestelle Sillenbuch und im Bezirksrathaus abholen.

Für Heumaden sind auf der Karte drei Abholstellen auszumachen. Neben der Brunnen-Apotheke gibt es die Tüten demnach auch in der Pelikan-Apotheke (fälschlicherweise in der Liste Sillenbuch zugeschlagen) und bei der Gärtnerei Gehrung (in der Liste falsch als Hedelfinger Standort markiert). In Riedenberg werden sie laut Karte im Edeka im Sillenbucher Markt verteilt, außerdem bei Cap (in der Auflistung unter Hedelfingen eingeordnet). „Übrigens führen die Entsorgungsfahrzeuge des beauftragten Unternehmens Gelbe Säcke mit sich“, lautet zudem ein Tipp auf der städtischen Website.

Die Ausgabestellen müssen die Rollen nachordern

Auch das hat Karl-Heinz Nuding nach eigenen Angaben probiert. Zuletzt habe er extra das Müllfahrzeug abgepasst – erfolglos. „Die haben gesagt, sie haben selber keine.“ Der Sillenbucher meint sich zu erinnern, dass schon in der Vergangenheit die Tüten immer am Jahresende knapp geworden seien. Und tatsächlich könnte an der Beobachtung etwas dran sein. Ralf Müller, einer der Geschäftsführer der Firma Schaal+Müller, erklärt, dass erfahrungsgemäß im November, Dezember und im Januar mehr Gelbe Säcke abzuholen sind. „Der stärkste Monat ist der Januar, da sind viele daheim“, sagt er. Auch Corona könnte den Effekt verstärken, denn wer mehr Zeit zu Hause verbringt, kocht häufiger selbst und hat daher auch mehr Verpackungsmüll. Zumindest im Frühjahr hat man das bei der Entsorgungsfirma deutlich gemerkt. Ralf Müller schätzt, dass im ersten Lockdown etwa zehn Prozent mehr Säcke abzuholen gewesen seien. „Die Mitarbeiter haben länger gebraucht.“

Was Ralf Müller betont: Es liege an den Ausgabestellen, Rollen nachzuordern, entweder per Fax oder per Mail. Geliefert würde Nachschub dann an den Abholtagen. Die Nudings jedenfalls sind mittlerweile fündig geworden. Sie haben wieder Gelbe Säcke daheim. Im Zuge dessen ist Karl-Heinz Nuding aber ein anderes Problem vor Augen geführt worden: dass einfach viel zu viel Müll anfällt. „Das ist heute alles dermaßen eingeschweißt.“