Die Menge an Altpapier ist in Stuttgart gesunken, das Volumen indessen gestiegen. Foto: Jacqueline Fritsch

In den Filderbezirken in Stuttgart wird wegen Corona bis auf Weiteres kein Altpapier abgeholt. Die Bürger müssen es selbst wegbringen. Warum beim Wertstoffhof in Stuttgart-Plieningen ohnehin seit Längerem mehr Papier und Pappe abgeben wird.

Filder - Sieben Tonnen Papiermüll sind allein rund um Weihnachten zum Plieninger Wertstoffhof gebracht worden. Und auch in einer normalen Woche dauert es gerade einmal etwa vier Tage, bis einer der beiden Fünf-Tonnen-Container voll ist. „Die meisten Leute bringen einen Kofferraum voll“, erzählt Thomas Klumpp, der auf dem Wertstoffhof arbeitet. Oft seien die Papiertonnen zu Hause voll, sodass die Leute den Rest selbst wegbringen müssten. Oder aber, das Altpapier wird gar nicht mehr abholt, wie es derzeit in den Stuttgarter Filderbezirken der Fall ist. Die Stadt hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass im Bereich der Betriebsstelle Filder bis auf Weiteres kein Papier mehr abtransportiert werde. Der Grund: Corona-Infektionen, Quarantäne und andere Krankenstände unter den Mitarbeitern.

Grundsätzlich gilt: Die Menge an Altpapier nimmt seit Jahren ab. Von 50 000 Tonnen jährlich ist das Gewicht in Stuttgart mittlerweile auf 37 000 Tonnen zurückgegangen. Das Volumen nehme gleichzeitig aber zu, sagt Tiemo Pirron, stellvertretender Abteilungsleiter der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS). So finden sich heutzutage mehr Kartonagen und Verpackungen im Müll und weniger Kataloge, Telefonbücher oder Zeitungen.

Online-Bestellungen nehmen zu, damit auch Papierverpackungen

Immer mehr Einkäufe werden heutzutage online getätigt – gerade in der Corona-Krise. Die meisten Bestellungen kommen in Papierverpackung bei den Kunden an. Gut 10,3 Millionen Tonnen Verpackungen aus Papier, Karton und Pappe sind von Januar bis Oktober in Deutschland produziert worden – das ist ein Anstieg um rund 1,7 Prozent. Die Papiertonne spiegele aber nicht nur den Trend des Online-Shoppings wider, sagt Tiemo Pirron: „Die Leute schreiben auch weniger Briefe, bekommen weniger Reklame und lesen Zeitungen öfter online.“ Wenn jemand viel online bestelle und überschüssigen Verpackungsmüll habe, bringe er diesen immer öfter direkt zum Wertstoffhof.

Im vergangenen Jahr hat die auf den Stuttgarter Wertstoffhöfen abgegebene Menge an Papier, Pappe und Kartonagen deutlich zugenommen. Bis März 2020 war der Unterschied laut der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) noch geringfügig. Von April an konnte man die Nebenwirkung der Pandemie dann spüren: Die Mehrmengen an Altpapier betrugen durchschnittlich 24 Prozent. Im Dezember wurden sogar rund 51 Prozent mehr abgegeben als sonst.

Abfallwirtschaft Stuttgart hat in Vaihingen einen Versuch gemacht

Dieses Verhalten der Bürger macht es der AWS beim Leeren der Papiertonnen einfacher. Laut Tiemo Pirron liegen so gut wie keine Kartons neben den Tonnen. Auch nicht in der Corona-Zeit, in der in vielen Haushalten etwas mehr Müll anfällt als üblich. In Stuttgart werden die Papiertonnen – wenn es gerade nicht zu einem Komplettausfall kommt – alle drei Wochen geleert. Die AWS hat vor etwa 15 Jahren in Stuttgart-Vaihingen getestet, ob eine 14-tägige Leerung besser wäre. Der Bedarf sei aber nicht dagewesen. „Heute könnte das natürlich anders aussehen“, sagt Tiemo Pirron.

Für die AWS, deren Fahrzeuge und Personal wäre ein kürzerer Zyklus aufwendig. Da Papiertonnen in Stuttgart nichts kosten, rät Tiemo Pirron deshalb denen, die mehr Müll haben, eine zweite oder größere Tonne zu bestellen. Gewerbebetriebe können außerdem eine wöchentliche Leerung beantragen. Bei privaten Haushalten ist das nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Beides werde sehr selten in Anspruch genommen, meint Pirron.

Der Rat: eine größere Tonne anschaffen

Auch in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen wird den Bürgern geraten, eine weitere oder größere Papiertonne anzuschaffen, wenn viel Müll anfällt. Der Landkreis Esslingen leert die Tonnen dort alle vier Wochen. Altpapier kann außerdem an Recyclinghöfen abgegeben werden. Im Landkreis Böblingen macht das Altpapier, das an Wertstoffhöfen abgegeben wird, etwa ein Drittel des Gesamtsammelaufkommens aus. „Es wird also rege genutzt“, sagt Benjamin Lutsch, ein Sprecher des Landkreises. In Waldenbuch und Steinenbronn wird die Papiertonne einmal im Monat geleert. Bedarf an einer engeren Taktung gibt es nicht, meint Lutsch.