81 000 Kilometer haben die Fanias mit ihren Motorrädern in 24 Monaten zurückgelegt. Foto: privat

Zwei Jahre hat ein Stuttgarter Paar auf Motorrädern die Welt bereist. Nach ihrer Rückkehr beginnt nun das Abenteuer Job- und Wohnungssuche, denn bis auf persönliche Dinge und Kleidung hatte das Paar vor dem Trip alles verkauft.

S-West - Sie können kaum selbst glauben, was sie alles erlebt haben. Die Westler Heike und Filippo Fania waren mit ihren Motorrädern zwei Jahre lang auf Weltreise. „Es ist verrückt. Vieles wird uns erst jetzt so richtig bewusst“, sagt Filippo Fania. 22 000 Fotos und gut 2000 Seiten Reisetagebuch sowie ein Blog im Internet dokumentieren ihr Abenteuer. Und dann gibt es noch die Bilder im Kopf und die Erinnerungen, die ewig sind. So wie jene an die beiden extrem kleinen Schafhirten, die in den Ebenen des Himalaja-Gebirges wie aus dem Nichts vor ihrem Zelt auftauchten. „Wir haben uns angelächelt. Damit war klar, dass alle freundlich sind und dann sind sie genauso geheimnisvoll wieder von der Bildfläche verschwunden“, erinnert sich Filippo Fania. „Das war eine der schönsten Begegnungen.“

„Es hätten auch fünf Jahre werden können“

Auf den Tag genau nach 24 Monaten sind die beiden Motorradreisenden wieder zurückgekehrt und starten jetzt in das Abenteuer „Zurück in Deutschland“. Die Fanias suchen Jobs und eine Wohnung, denn vor dem großen Trip hatten sie alles aufgegeben. „Die Reise war Open End. Es hätten auch fünf Jahre werden können“, sagt Heike Fania und schmunzelt.

81 000 Kilometer sind sie mit ihren Maschinen vom Stuttgarter Westen aus quer durch Europa über Asien und Südostasien bis nach Australien und Neuseeland gefahren. Filippo zeigt die Hornhaut an seinen Händen: „Die kommt vom Gas geben am Griff“, lacht er. Ursprünglich hatten sie geplant, weiter über Südamerika bis nach Kanada und Alaska weiter zu fahren. „Aber wir sind müde geworden“, berichten sie. „Zum Schluss konnten wir keinen Traumstrand mehr richtig schätzen“ sagt Heike. „Das Reisen ist nach knapp zwei Jahren zur Routine geworden. Da haben wir uns gesagt, wir hören jetzt lieber auf, als es durchzuziehen, nur weil wir uns diese Route vorgenommen hatten. Wir wollten schließlich niemand etwas beweisen“, ergänzt er.

Sehnsucht nach einem richtigen Zuhause

Eine große Sehnsucht nach einem eigenen Bett, einem richtigen Zuhause und ihren Familien hat sie schließlich nach Hause getrieben. Als sie aber dann den Rückflug übers Internet gebucht haben, war es ein sehr einschneidender Augenblick, erinnert sich Filippo: „Ich weiß nicht mehr, wie oft mich Heike gefragt hat, ob sie tatsächlich auf bestätigen klicken soll.“

Die Motorräder kamen ein paar Tage nach ihnen auf dem Frankfurter Flughafen, gut verpackt in Holzkisten, an. Schon an der letzten Station in Neuseeland hatten sie sich von ihnen getrennt, um zum Schluss noch einmal südostasiatische Luft in Hongkong zu schnuppern. Von dort ging es nach Hause. „Jetzt haben wir uns erst einmal ein altes Auto und einen Anhänger gekauft, damit wir die Maschinen nach Stuttgart transportieren können“, erklärt Heike. „Wir haben daran so viel verändert, dass wir in Deutschland so nicht fahren dürfen“, erklärt Filippo, der Bastler.

Auch Stuttgart weiß zu erstauenen

Aber jetzt steht erst einmal anderes auf dem Programm: Die Familie treffen, Freunde besuchen, erzählen, Fotos sichten und Kisten auspacken. „Dabei gibt es Überraschungen wie an Weihnachten“, schildert Heike Fania wie sie ihre Entdeckungen unter ihren eigenen Habseligkeiten macht. Nur persönliche Dinge und Kleidung hat das Paar behalten. Alles andere wurde verkauft und floss in die Reisekasse. Auch Stuttgart lässt beide immer wieder Staunen: „Als wir aufgebrochen sind, standen zum Beispiel noch die Hallen der alten Messe auf dem Killesberg. Jetzt sind da Häuser“, sagt Heike Fania. Zurück zu Hause, ist sie jetzt auch hier mit der Kamera unterwegs, um Eindrücke festzuhalten. Nach langer Abwesenheit sind beide auch erstaunt über die Geschwindigkeiten auf der deutschen Autobahn, ebenso über die kleinen Distanzen und sie freuen sich über die Ordnung hierzulande. „Anderswo braucht man oft stundenlang, um eine Kleinigkeit zu organisieren. Das ist sehr angenehm – auch dass es hier keine Korruption gibt“, findet Filippo. Andererseits hat das Paar fern der Heimat grenzenlose Gastfreundschaft erfahren, vor allem im Iran und in Australien.

Ein Erlebnis, das zusammenschweißt

Verändert hätten sie sich, nicht nur in ihren Einstellungen, sondern auch äußerlich haben sie festgestellt. „Wir sehen gesünder aus als vorher“, findet Heike Fania und erzählt, dass sie gelernt haben, mit fast nichts auszukommen und flexibel zu sein in jeder Hinsicht. „Wir haben auch erfahren, dass es uns sehr gut geht“, sagt Filippo engagiert. „Jetzt weiß ich, dass Millionen von Menschen sofort mit meinen Bekannten tauschen würden, die immer nur rumjammern.“

731 Tage haben sie es 24 Stunden am Tag miteinander ausgehalten. „Es ist ja bei so einer Tour nicht immer alles nur schön“, sagt Heike lapidar. „Und dann ist da immer nur ein einziger Mensch, der alles abkriegt, wenn schlechte Laune ist.“ Aber das habe sie richtig zusammengeschweißt, findet Filippo und legt den Arm um seine Heike. Der Titel ihres Blogs im Internet stimmt auch deshalb noch immer.