Privat und beruflich voller Leidenschaft fürs Reisen: Heike Schmied an den Victoriafällen, die zwischen Sambia und Simbabwe liegen. Foto: Privat

Das Unternehmen Karawane bot bereits in den 50er-Jahren Studienreisen an – was in der Nachkriegszeit durchaus besonders war. Nun feiert das Unternehmen seinen 70. Geburtstag. Nach wie vor setzt es auf ungewöhnliche Trips – zum Beispiel für Astronomie-Begeisterte.

Ludwigsburg - Annemarie Glückselig findet, dass ihr Nachname auch eine Verpflichtung beinhaltet. Dass sie dieser in den vergangenen 50 Jahren gerecht wurde, hängt auch mit ihrem Arbeitgeber zusammen, dem Reiseveranstalter Karawane aus Ludwigsburg. Schon ihr Leben lang ist Glückselig hier angestellt und stolz darauf. Das erzählt sie – selbstverständlich – mit einem glückseligen Lächeln auf den Lippen. Grund zur Freude hat auch der Karawane-Geschäftsführer Georg Albrecht: Das Unternehmen feiert in diesem Jahr sein siebzigstes Jubiläum.

Albrecht, der Enkel des Firmengründers, erinnert sich an die Geschichten aus der Anfangszeit des Betriebs: „Es war ein Versuch, kulturell geprägte Reisen anzubieten.“ Sein Großvater, ein Lehrer, habe mit den Abiturienten damals eine Studienreise nach Venedig unternommen und daraufhin begeistert Karawane gegründet. „Das war in der Nachkriegszeit etwas Besonderes, durch Europa zu reisen und etwas über die Kultur und Geschichte der Nachbarländer zu erfahren“, erklärt Albrecht. Die Studienreisen mit wissenschaftlicher Begleitung bietet der Reiseveranstalter bis heute an.

Eine unverzichtbare Mitarbeiterin

Was im Jahr 1950 als „Büro für Länder- und Völkerkunde“ begonnen hatte, weckte in den 70ern auch Glückseligs Neugier: „Eigentlich habe ich zu der Zeit eine Banklehre gemacht, aber das hat mir keinen Spaß gemacht. Dann habe ich die Stellenanzeige in der Zeitung gesehen.“ Seitdem organisiert Glückselig Studienreisen in Europa. „Eigentlich müsste ich gar nicht mehr arbeiten, aber es macht eben Spaß“, sagt sie. Und wenn man ehrlich sei, witzelt sie, könne das Unternehmen inzwischen auch gar nicht mehr ohne ihre langjährige Erfahrung auskommen.

Zu den Studienreisen sind über die Jahre diverse Angebote hinzugekommen – von Kreuzfahrten bis zu Gruppenreisen in aller Herren Länder. Ob das Reisen für den Geschäftsführer noch Urlaub ist?

Natürlich schaue man im Urlaub auch ein wenig mit dem Auge des Kunden auf den Strand, um den nächsten Geheimtipp zu finden. „Vielleicht“, überlegt Albrecht, „kann ich deshalb inzwischen auch zuhause ganz gut entspannen.“ Geplant werden die Reisen in den Büros im Ludwigsburger Osten, in einem unscheinbaren Reihenhaus. „Wir könnten auch auf der grünen Wiese stehen“, erklärt der Geschäftsführer. „Etwa siebzig Prozent unserer Reisen werden telefonisch oder übers Internet gebucht.“ Die Kunden seien zudem „Wiederholungstäter“, wie sie Albrecht nennt.

Die nächste Sonnenfinsternis ist in Chile

Seine Mitarbeiterin Heike Schmied ist zuständig für große Reisegruppen und kennt diese Wiederholungstäter: „Regelmäßig haben wir hier ein 40-köpfiges Orchester, das verreist, um überall auf der Welt kostenlose Konzerte zu geben.“ Es seien Privatleute aus dem Landkreis, die sich zusammengeschlossen hätten und lokale Lieder einüben würden, damit alle Zuhörer vor Ort mitsingen könnten. Das sei es, was sie an ihrem Job liebe: „Die Essenz des Reisens ist es doch, sich mit Neugier und Offenheit zu begegnen.“

Ein außergewöhnliches Angebot von Karawane sind Reisen zur Sonnenfinsternis. Die nächste ist am 14. Dezember zu sehen – in Chile. Hier sei planerisches Talent gefragt, erklärt Schmied: „Wir müssen das weit im Voraus arrangieren und einen geeigneten Ort in der Zentralzone der Sonnenfinsternis finden, an dem die Totalität möglichst lange zu sehen ist.“ Vorher prüfe das Karawane-Team die Wetterlage und habe mehrere Aussichtspunkte in der Hinterhand. „Das ist ein großer Aufwand, aber so heben wir uns von der Konkurrenz ab.“ Solche Reisen würden vor allem Astronomie-Begeisterte buchen.

Annemarie Glückselig hat viele Länder gesehen, doch eine Sache wäre da noch: „Nach Gotland möchte ich gerne – diese Insel im Süden von Schweden mit den zahlreichen mittelalterlichen Kirchen.“ So viele kleine Kirchen seien das, dass man für eine Führung jemanden bestellen müsste, der sie den Touristen aufschließt. „Aber das schaffe ich auch noch“, sagt sie und lächelt.