Hans-Jörg Eckardt war lange Jahre Mitarbeiter des Landesarbeitsamtes in Stuttgart. Foto: Gottfried Stoppel

Das Wirtschaftswunderland Deutschland war dringend auf Arbeitskräfte aus Südeuropa angewiesen. Mit der Würde dieser Menschen nahmen es die Arbeitgeber nicht allzu genau. Ein ehemaliger Arbeitsvermittler erinnert sich.

Stuttgart - Fast täglich hat der Fernschreiber „Bestellungen“ wie diese ausgespuckt: „Bitte sofort drei Stück Hilfsarbeiter und zwei Stück Transportarbeiter.“ Dem Verfasser des Telegramms, das den jungen Arbeitsvermittler im sechsten Stock eines Verwaltungsgebäudes in Thessaloniki erreichte, war nicht etwa versehentlich die Wortwahl entgleist. Der Ton, mit dem deutsche Firmen in den 1960er-Jahren bei der Deutschen Kommission in Griechenland Gastarbeiter anforderten, war nicht selten von entlarvender Direktheit: Zu dieser Zeit wurden im Wirtschaftswunderland Deutschland in den südeuropäischen Ländern, die mit der Bundesrepublik Anwerbeabkommen unterzeichnet hatten, „nicht Menschen, sondern eine Ware bestellt“.