Beim ungefährdeten 4:1 (3:0)-Sieg in Nürnberg ging das Konzept von Bundestrainer Löw ohne Stürmer erneut auf, allerdings wusste das DFB-Team nur eine Halbzeit lang wirklich zu überzeugen. Foto: dpa

Beim ungefährdeten 4:1 (3:0)-Sieg in Nürnberg ging das Konzept von Bundestrainer Löw ohne Stürmer erneut auf, allerdings wusste das DFB-Team nur eine Halbzeit lang wirklich zu überzeugen.

Nürnberg - Mit spielerischer Leichtigkeit hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ihre Sechs-Punkte-Pflicht gegen Kasachstan vollendet. Beim ungefährdeten 4:1 (3:0)-Sieg am Dienstag in Nürnberg ging das Konzept von Bundestrainer Joachim Löw ohne Stürmer erneut auf, allerdings wusste das Team nur eine Halbzeit lang wirklich zu überzeugen. Dank der Tore des Dortmunder Trios Marco Reus (23./90. Minute), Mario Götze (27.) und Ilkay Gündogan (32.) baute die DFB-Elf ihre Tabellenführung in der Gruppe C der WM-Qualifikation mit 16 Punkten weiter aus. Schönheitsfehler waren vor 43.500 Zuschauern der von Manuel Neuer leichtfertig verschuldete Gegentreffer durch Heinrich Schmidtgal (46.) sowie der fahrlässige Umgang der Deutschen mit ihren Chancen nach der Pause.

Glänzend dirigiert von Taktgeber Mesut Özil zog die DFB-Elf im zweiten Vergleich mit Kasachstan phasenweise ein Kombinationsspiel auf, dem der häufig mit allen Mann verteidigende Gegner wenig entgegenzusetzen hatte. In seinem 57. Pflichtspiel der Saison war der Real Madrid-Star an fast allen gefährlichen Aktionen gegen die „blaue Wand“ beteiligt. Als Türöffner erwies sich aber einmal mehr Reus, der nach seiner Gelb-Sperre in die Mannschaft zurückgekehrt war, für viel Betrieb im Angriff sorgte und nach 23 Minuten den Riegel als erster knackte.

Das Dortmunder Offensivtrio mit Götze, Reus und Gündogan zeichnete sich beim 60. deutschen Sieg in der 80. WM-Qualifikationspartie nicht nur beim Torschießen aus, sondern harmonierte auch im Kombinationsspiel prächtig miteinander. Wie von Löw gefordert stießen die drei „Kleinen“ abwechselnd in die Spitze vor und sorgten damit häufig für heillose Verwirrung im kasachischen Strafraum. Neben den drei Toren trafen die Angreifer noch sechsmal Pfosten oder Latte.

Im Spiel nach vorne kamen die Kasachen, bei denen diesmal im Fürther Schmidtgal und Konstantin Engel (Energie Cottbus) beide Deutschland-Legionäre in der Startelf standen, nicht über zaghafte Konteransätze hinaus. Beim vermeidbaren Gegentreffer stand Keeper Neuer Pate, als er einen Rückpass von Per Mertesacker an der Strafraumgrenze vertändelte und Schmidtgal damit zum Schuss ins leere Tor einlud.

Bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt konnte sich das Publikum rasch an den Aktionen der deutschen Mannschaft erwärmen, die gegen den meist komplett um den eigenen Strafraum versammelten Gegner zügig kombinierte. Dabei musste das DFB-Team zunächst minutenlang ohne Götze auskommen, der nach einem Schlag auf die Nase an der Seitenlinie behandelt wurde. Die erste Chance des Spiels bot sich überraschend den Gästen, als Viktor Dmitrenko im Anschluss an den ersten kasachischen Eckball am Tor vorbeiköpfte (7.). Drei Minuten später ging ein Schuss von Gündogan knapp neben den Kasten der Gäste.

In der zweiten Hälfte hielt der Schlendrian Einzug

Danach stand Kasachstans Torhüter Andrej Sidelnikow noch zweimal das Torgestänge zur Seite, als Gündogan (21.) und Götze (22.) jeweils den Pfosten anvisierten, doch anschließend war die längst verdiente Führung fällig. Nach Vorarbeit von Özil traf Reus aus 18 Metern flach zum vierten Mal in der laufenden WM-Qualifikation ins Schwarze.

Vier Minuten später leitete Kapitän Philipp Lahm mit einem Solo auf der rechten Seite die frühe Entscheidung ein. Den Rückpass des Verteidigers drückte der verkappte Stürmer Götze über die Linie. Bei der nächsten präzisen Hereingabe von Özil war Gündogan in die Spitze gestoßen und vollendete die Vorarbeit zum 3:0. Mit einem Schuss auf die Latte verpasste der Ex-Nürnberger kurz vor der Pause an früherer Wirkungsstätte sogar noch einen weiteren Treffer (41.).

Wie im Hinspiel in Astana hielt nach Wiederbeginn wieder der vom Bundestrainer gefürchtete Schlendrian Einzug ins deutsche Spiel. Gar einen klassischen Blackout leistete sich Neuer, der den Kasachen damit den historischen ersten Länderspiel-Treffer gegen den dreifachen Weltmeister schenkte. Bei den Hausherren zirkulierte der Ball nun nicht mehr so gut, Kombinationsfreude und Laufbereitschaft ließen nach. Erst nach 25-minütiger Ruhephase drehte die deutsche Elf noch einmal auf und hatte erneut Pech mit Aluminiumtreffern. Nach einem Pfostenschuss von Özil (72.) lenkte der im zweiten Durchgang über sich hinauswachsende Sidelnikow Versuche von Sami Khedira (73.) und Thomas Müller (76.) ans eigene Gestänge, ehe Reus den Erfolg abrundete.