Demonstration der Solidarnosc-Bewegung am 1. Mai 1989 in Warschau Foto: AFP

Die Solidarnosc ist vor 40 Jahren zur Wiege der friedlichen Revolutionen in Osteuropa geworden. Heute ist Polen tief gespalten. Wie konnte das passieren?

Warschau - Bozena Rybicka sieht das Wogen der Gefühle in der grauen Masse sofort, als sie am 14. August 1980 die Danziger Leninwerft betritt. Siebzehntausend Menschen arbeiten hier. Nun wird gestreikt. Anlass ist der Rauswurf einer Kranführerin, die einmal zu oft gesagt hat, was sie denkt. Wiedereinstellung, lautet die Forderung. Doch es geht von Anfang an um mehr. Das Grau soll weg. Die Welt der Volksrepublik Polen soll farbiger werden, freier. „Es war etwas Metaphysisches in dieser Revolte“, sagt Bozena Rybicka heute. „Es gab eine ungeheure Konzentration auf diesen einen Punkt. Hier und jetzt. Alles oder nichts.“