Nicht nur Passgeber, sondern auch Kämpfer: Toni Kroos (Mi.) kämpft mit den Schweizern Admir Mehmedi (li.) und Nico Elvedi um den Ball – in unserer Bildergalerie zeigen wir die deutschen Rekordnationalspieler. Foto: dpa/Federico Gambarini

Der Ex-Weltmeister Toni Kroos absolviert gegen die Schweiz sein 100. Länderspiel für Deutschland und ist damit der 15. im erlauchten Kreis. Doch das Jubiläum hätte schöner ausfallen können.

Köln - Das Ambiente fürs Jubiläum des Toni Kroos hätte trister nicht sein können. Ein Geisterspiel zum 100. des Weltmeisters – so ist das in diesen Zeiten. Köln ist ein deutscher Corona-Hotspot, weshalb bei der Partie in der Nations League gegen die Schweiz am Dienstagabend keine Fans in die Müngersdorfer Arena durften. Und auch wenn Toni Kroos allgemein nicht der Typ ist, der auf dem Fußballplatz zu Gefühlsausbrüchen neigt: Einen stimmungsvolleren Rahmen für seinen 100. Auftritt als Nationalspieler hätte er sich sicher gewünscht.

Vielleicht war es gar nicht so schlimm, dass keine Fans live beim 3:3 gegen die Eidgenossen waren – denn die deutsche Passmaschine absolvierte einen Auftritt der schwächeren Sorte. Kroos war wie immer bemüht um Ordnung und Struktur im deutschen Spiel, hatte aber selten zündende und entscheidende Ideen. Da war der gedankenschnelle Pass auf Timo Werner vor der Pause, der Leipziger nutzte die Chance aber nicht. Und da war die Balleroberung vor dem Ausgleich zum 3:3, die Kroos für sich beanspruchen konnte. Doch der 30-Jährige leistete sich den kapitalen Fehlpass im Mittelfeld, der das zweite Tor der Schweizer einleitete. Und nicht immer fanden seine Pässe den Adressaten. Ein Treffer, das wäre eine feine Geschichte zum 100. gewesen, doch sein Freistoß aus 18 Metern (63.) prallte an der Schweizer Mauer ab, der von halblinks (70.) zischte knapp am Tordreieck vorbei. Wenigstens durfte er auf 130 Ballkontakte (Passquote 90 Prozent) stolz sein.

Der EM-Titel fehlt Kroos noch

Das Jubiläumsspiel ist Geschichte – was zählte, waren an diesem kalten Oktoberabend die übergeordneten Dinge. Denn der Aufstieg als 15. deutscher Profi in den elitären Club der Hunderter, der von Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (150 Länderspiele) angeführt wird, ist für Kroos eine besondere Wegmarke. Die Lobeshymnen von Bundestrainer Joachim Löw für den Star von Real Madrid könnten passend dazu nicht größer sein. „Toni Kroos ist ein Spieler, der Weltklasse darstellt. Was er an Konstanz und Klasse zeigt, ist einmalig“, sagte Löw. Besonders seine allgemeine Abgeklärtheit beeindruckt den Coach: „Toni zeigt nie irgendwelche Anzeichen von Nervosität. Als ich ihn vor dem WM-Finale 2014 gesehen habe, habe ich eins gesehen: Ruhe.“

Passend dazu machte Kroos kein großes Aufsehen um die Nummer 100. Das Jubiläum sei für ihn „schon was Besonderes“, sagte er nach dem Spiel. Es sei auch ein Zeichen, „dass es nicht ganz so schlecht gelaufen ist, wenn man so oft dabei war. Aber trotzdem werde ich mich damit nicht lange aufhalten. Die Erfolge und die Ergebnisse waren mir immer wichtiger als Zahlen.“ Sein Debüt gab Kroos am 3. März 2010 gegen Argentinien, seitdem gab es viele Triumphe. Weltmeister, Champions-League-Sieger, deutscher Meister, spanischer Meister – Kroos stemmte reihenweise Pokale in die Höhe. Nur einer fehlt ihm noch. Den Cup für den Europameister hielt der gebürtige Greifswalder noch nie in Händen. „Den“, sagte Kroos mit gewohntem Understatement, „würde ich tatsächlich gern noch holen.“