Die erste Show im neuen Friedrichsbau Varieté im Jahre 1994. Foto: FV

Die Totgesagten leben tatsächlich länger. 2012 musste man nach dem Rückzug des Sponsors L-Bank um das Varieté bangen, doch mit viel Arbeit, Energie und dank der Hilfe der Stadt überlebte das Theater. Und feiert nun ein ganzes Jahr lang Geburtstag.

Stuttgart - Mathelehrer bringen einem ja viele sinnvolle Dinge bei, doch fürs richtige Leben braucht man mitunter einen freihändigeren Umgang mit Zahlen, als einem die Schule vermittelt. Nehmen wir nur mal die Frage: Wie alt ist das Friedrichsbau Varieté ? Eröffnet wurde es 1900 in einem Jugendstilbau in der Friedrichstraße, 1943 trafen Bomben das Haus, es brannte aus, wurde 1955 abgerissen. Danach vagabundierte das Varieté viele Jahre durch die Stadt, gastierte auf dem Killesberg oder im Schlossgarten, ehe es 1994 eine neue Heimat fand. Fast an alter historischer Stelle, in der Rotunde der L-Bank. Die Bank finanzierte das Varieté lange Jahre, ehe sie am „12. Dezember 2012 erst das Sponsoring einstellte und uns dann die Räume kündigte“, so sagt es Co-Geschäftsführerin Gabriele Frenzel. 2014 zog man dann auf den Pragsattel.

Es gibt eine Gala am 24. Februar

Man hat also die Wahl der Qual. Vor 118 Jahren wurde das Varieté eröffnet, vor 25 Jahren mit „Kapriolen“ von André Heller neu eröffnet, vor fünf Jahren zog es auf den Pragsattel. Die Macher um Frenzel, Geschäftsführer Timo Steinhauser und den Künstlerischen Leiter Ralph Sun haben nun so gerechnet, dass sie dieses Jahr feiern können: 2019 wird das 25-Jahr-Jubiläum zelebriert. Zunächst einmal mit einer Gala am 24. Februar, zu der viele Wegbegleiter geladen sind; für die es aber auch noch Karten für 49,90 Euro das Stück gibt. Wenig überraschend lädt man auch zu Shows ein, die zwei der beliebtesten Genres auf die Bühne bringen. Bei „Magic Rocks“ wird im Frühjahr zu AC/DC und Led Zeppelin gezaubert. Und im Herbst fallen wieder mal die Hüllen bei „Next Level Burlesque“. Natürlich soll das Ausziehen wieder auf ganz spezielle Art erfolgen, in „modernem Ambiente“, sagt Ralph Sun. Der Anspruch sei, dass die Besucher sagen: „Das ist Burlesque, die habe ich so noch nie gesehen!“

Man hat schließlich einen Ruf zu verteidigen. Schließlich habe man mit „Miss Evi’s Company“ erstmals in Europa eine Burlesque-Show auf die Bühne gebracht, die das Burlesque mit Artistik und Comedy verband. Wie man überhaupt einen langen Weg gegangen ist von der althergebrachten Nummernrevue zu einer Show, die eine Geschichte erzählt. „Da waren wir die ersten“, sagt Ralph Sun, „andere Häuser haben das adaptiert, darauf dürfen wir stolz sein“.

Einst leitete Willy Reichert das Varieté

Man feiert also auch ein bisschen sich selbst und findet: mit Fug und Recht. Schließlich sah es 2012 so aus, als müsste das Varieté, das einst von Willy Reichert geleitet wurde, und in dem Rastelli, Grock, Josephine Baker, Joachim Ringelnatz und Caterina Valente auftraten, schließen. Doch nach dem Rückzug der L-Bank und des Besitzers Deutsche Entertainment AG trat das Team um Frenzel und Steinhauser die Flucht nach vorn an und gründete eine gemeinnützige GmbH. Dank Morgengaben der Stadt in Höhe von 600 000 Euro und eines städtischen Darlehens von 475 000 Euro gelang der Umzug in ein eigenes Theater auf dem Pragsattel. Seit diesem Jahr bekommt man zudem 100 000 Euro an städtischer Förderung. So leben die Totgesagten heute noch.

Infos unter www.friedrichsbau.de oder Telefon 07 11 / 2 25 70  75.