Bereit für das große Abenteuer auf dem Nürburgring: Markus Winkelhock Foto: Audi

Für Markus Winkelhock ist die Rennstrecke in der Eifel mit schönen Erinnerungen an die Formel 1 verknüpft – doch auf eine Sache kann er bei einem Langstreckenrennen über 24 Stunden gut verzichten.

Nürburg - Das Kribbeln bei Markus Winkelhock wird langsam heftiger. „Ich freue mich riesig“, sagt der Rennfahrer aus Berglen. An diesem Samstag wird um 16 Uhr das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gestartet. „Diese einmalige Strecke, diese einmalige Atmosphäre mit mehr als 200 000 Besuchern – da bekomme ich jedes Mal Gänsehaut“, sagt der 34 Jahre alte Pilot.

Ganz gezielt hat sich Winkelhock auf den Klassiker in der Eifel vorbereitet. Auch durch Verzicht. Normalerweise startet er dieses Jahr wieder im Audi R8 im ADAC- GT-Masters. Doch weil sein ursprünglich vorgesehener Partner Stefan Wackerbauer schon nach dem ersten Rennen wegen Geldmangels die Segel streichen musste, hat der Schwabe, der als neuen Co-Piloten Christopher Jöns bekommen hat, keine Chance mehr in der Gesamtwertung. Also entschieden sein Prosperia-Teamchef Christian Abt und der Fahrer, auf den Einsatz beim Rennen in Spielberg vor zwei Wochen zu verzichten. „Uns war das Risiko zu groß, noch einmal in einen Unfall verwickelt zu werden“, sagt Winkelhock. Bereits beim zweiten Rennen in Oschersleben wurde der Sportwagen bei einem Crash heftig beschädigt.

Keine Chance auf den Titel – für Winkelhock kommt der Spaß trotzdem nicht zu kurz. Denn am dritten Masters-Wochenende auf dem Lausitzring erhielt er einen besonderen Mitstreiter: Sébastien Ogier. Doch der Ausflug des Rallye-Weltmeisters auf die Rundstrecke war mehr als nur ein PR-Gag. „Was Sebastian fahrerisch gezeigt hat, verdient höchsten Respekt“, erzählt Winkelhock, „er war noch nie mit dem R8 gefahren, kannte den Lausitzring nicht.“ Und dann hatte er auch noch viele Fragen nach der Linienwahl und dem verwendeten Gang. Fahrlehrer Winkelhock muss gut erklärt haben. „Nach nur fünf Runden fehlte ihm nur eine Sekunde auf die Zeit der Audi-Topfahrer.“ Doch der Rallyefahrer hatte etwas größere Schwankungen in seinen Rundenzeiten, weil der Driftkünstler immer mal wieder den einen oder anderen Quersteher  eingebaut hatte.

2012 war Winkelhock schon einmal in der Eifel gestartet – und hatte gewonnen. Natürlich ist dieses Ergebnis auch 2014 das Ziel des Audi-Piloten, der mit Christopher Haase, Christian Mamerow und René Rast ein Quartett bildet. Doch die vier Rennfahrer wissen, wie schwer dies zu verwirklichen sein wird. 175 Fahrzeuge unterschiedlicher Leistungsstärken starten zur Hatz rund um die Nürburg. Trotz der 25 Kilometer langen Strecke wird es häufig sehr eng auf der schmalen Piste – und es gilt: Überholen am laufenden Band. „In jeder Runde hat man mindestens zehn Überholvorgänge“, beschreibt Winkelhock seine Arbeit, „jedes Mal muss man abwägen, ob man ein Risiko eingeht oder lieber eine Sekunde verliert.“ Doch wenn die Konkurrenten mit ihren Aston Martin Vantage, BMW Z4, Ferrari F458 Italia, Mercedes SLS, Nissan GT-R oder Porsche 911 im Nacken sitzen, dann ist die Entscheidung einfach: „Man fährt immer 100 Prozent, von Anfang bis Ende Attacke.“

Dazu kommen noch die Eigenheiten der meteorologisch sehr wechselhaften Region Eifel. Selten ging das Rennen ohne kräftigen Regenschauer ab; dann steigt das Risiko noch höher. Markus Winkelhock kennt diese schwer kalkulierbaren Wetterkapriolen, haben sie ihm 2007 doch seinen persönlichen Rennsport-Höhepunkt beschert. Bei seinem einzigen Formel-1-Start im unterlegenen Spyker hatte er vor dem Start als einziger Pilot Regenreifen aufgezogen – und lag nach einem Regenguss bis kurz nach der Rennunterbrechung in Führung. Und auch im vergangenen Jahr gab’s ein Kuriosum. Wegen Regen und Nebels wurde in der Nacht das Rennen unterbrochen – am Ende dauerte das 24-Stunden-Rennen nur 18. Auf eine Wiederholung dieser Art kann Markus Winkelhock aber in der 42. Auflage des Eifel-Klassikers liebend gerne verzichten.