Nicht nur mit ihrer „Stuhlwerkstatt“ bereichert die Lokale Agenda Uhingen das Stadtleben. Foto: Stadt Uhingen

Auch wenn die Lokale Agenda in Uhingen nicht mit allen Projekten landen konnte, gibt es für die Mitglieder viele Gründe, auf das in 20 Jahren Erreichte stolz zu sein. In Göppingen scheint das nicht der Fall zu sein – zumindest nicht überall.

Kreis Göppingen - Wie lässt sich die Ortsmitte aufhübschen? Was kann unternommen werden, um älteren Menschen zu einer besseren Mobilität zu verhelfen? Welche Veranstaltungen fehlen in unserem Flecken? Und was kann bei uns getan werden, um Menschen in anderen Ländern, denen es nicht so gut geht, ein besseres Leben zu ermöglichen?

Als Ende der 1990er Jahre das globale Aktionsprogramm Agenda 21 auf die lokale Ebene heruntergebrochen wurde, gründeten sich in vielen deutschen Städten und Gemeinden Gruppen, die sich das Motto „Global denken – Lokal handeln“ auf die Fahnen schrieben. Ihr gemeinsames Ziel war es, nachhaltige Entwicklungen auf kommunaler Ebene anzustoßen oder, wo bereits vorhanden, zu forcieren. Geschehen sollte dies in enger Zusammenarbeit zwischen engagierten Bürgern und den örtlichen Verwaltungen.

Roswitha Heinemann: Direkter Draht ins Rathaus ist wichtig

Das Ei des Kolumbus, was die Beteiligung der Öffentlichkeit an nachhaltigen Prozessen angeht, schien gefunden – und mancherorts ist die Lokale Agenda aus dem gesellschaftlichen Leben auch nicht mehr wegzudenken. Es gibt aber ebenso Beispiele, wo die mit großer Verve gestarteten Gruppen überhaupt nicht mehr oder nur noch auf dem Papier existieren. Zumindest ist von großen Jubiläumsveranstaltungen, wie sie Ende der Woche in Uhingen stattfinden, nicht viel zu hören.

Die Gründe dafür mögen vielfältig sein, haben womöglich mit übertriebenen Erwartungshaltungen der ehrenamtlich tätigen Mitglieder zu tun, womöglich aber auch mit einer fehlenden Akzeptanz bei denen, die am Ende die Entscheidungen treffen. In Uhingen scheint indes ein Rädchen ins andere zu greifen.

„Wenn wir im Rathaus mit etwas angekommen sind und vernünftige Argumente hatten, haben wir auch immer Unterstützung bekommen“, erzählt Roswitha Heinemann vom Uhinger Arbeitskreis Soziales, Bildung, Kultur. Ganz wichtig sei es, dass sie mit Martina Bartos eine hauptamtliche Ansprechpartnerin in der Verwaltung hätten, die über einen direkten Draht zum Bürgermeister und zum Gemeinderat verfüge, fügt sie hinzu.

Überzeugungsarbeit und Hartnäckigkeit sind gefragt

Bartos sieht das ähnlich und weiß von anderen Kommunen, „in denen die Gruppen oft austrocknen, wenn das Ehrenamt nicht durch eine festangestellte Kraft begleitet wird“. Auf diese Weise erhalte die Lokale Agenda auch ein besseres Standing und werde in einer Kommune immer wichtiger. „Gleichwohl ist es immer wieder unerlässlich, Überzeugungsarbeit zu leisten und hartnäckig zu sein“, fügt die Rathausmitarbeiterin hinzu.

An Hartnäckigkeit fehlt es dem Arbeitskreis (AK) Stadtentwicklung und Verkehr der Lokalen Agenda Göppingen derweil nicht. Dennoch gibt es in der Gruppe immer wieder Frust, „weil wir vieles auf den Weg bringen, von dem aber nicht viel umgesetzt wird“, wie der Sprecher Armin Brendel sagt. Weder der Gemeinderat noch die Verwaltung schienen sich für die Ideen der Gruppe groß zu interessieren. „Dabei möchten wir nicht gegen die Stadt, sondern mit der Stadt arbeiten“, stellt Brendel klar. Dazu brauche es jedoch beide Seiten und eine gute Portion an Kritikfähigkeit. „Wir engagieren uns freiwillig und hätten schon gerne ein gewisses Interesse an und eine Wertschätzung für unsere Arbeit“, ergänzt er.

Informationen und Kultur zum 20. Geburtstag

Zwei Tage lang begeht die Lokale Agenda Uhingen im und rund ums Uditorium ihr 20-jähriges Bestehen. Der 10. Mai steht dabei ganz im Zeichen von Vorträgen und verschiedenen Workshops. Unter der Fragestellung „20 Jahre Lokale Agenda – Wie geht es weiter?“ werden von 10.30 Uhr an kommunale Visionen und Initiativen zur Nachhaltigkeit vorgestellt sowie Wege aufgezeigt, wie der Schritt zu einer nachhaltigen Bürgerkommune gelingen kann. Um 13.30 Uhr gibt es ein „Weltspiel“ mit dem Schorndorfer Weltladen und von 14 Uhr an sieben Workshops zu den unterschiedlichsten Themenfeldern. Die Ergebnisse werden von 15.30 Uhr an präsentiert. Um 19.30 Uhr wird im Rathaus dann noch die Ausstellung „Uhingen – einst und jetzt“, mit Federzeichnungen von Friedrich Schurr und Fotografien von Karl Schlotz eröffnet.

Standesgemäß gefeiert wird das 20-Jährige dann am Samstag, 11. Mai, mit einem umfangreichen Informations- und Unterhaltungsprogramm, das um 9.30 Uhr mit einem „Fairen Frühstück über den Dächern von Uhingen“ im Uditorium und einem „Nachhaltigen Markt“ drum herum beginnt. Am Nachmittag gibt es Mitmachaktionen, eine Familienrallye, ein Musical, den Film „Reni“ von Josef Pettinger und ein Lounge-Gespräch zum Thema Inklusion. Zwischen 17 und 23 Uhr können Besucher ein „kleiner“ Uhinger Kulturweg beschritten werden: an einem halben Dutzend Stationen in der Innenstadt gibt es dabei mehr als 20 Angebote.