Sebastian Polter (li.) und Grischa Prömel – zwei Stammkräfte des 1. FC Union Berlin. Foto: dpa

Ein Tor hat dem 1. FC Union am Sonntagnachmittag zum direkten Aufstieg in die Fußball-Bundesliga gefehlt. Damit ist klar: Der VfB Stuttgart bekommt es in der Relegation mit den Eisernen zu tun.

Stuttgart - Es gab Zeiten an der Alten Försterei, da war die Vorstellung von einem Aufstieg in die Bundesliga gar nicht so willkommen. „So ‚ne Scheiße, wir steigen auf“, sangen noch vor zwei Jahren die Fans des 1. FC Union Berlin – als es so aussah, als könnte der Sprung nach oben tatsächlich gelingen. Er gelang bislang nicht. Doch die Sehnsucht wuchs und wuchs. Und soll nun gestillt werden – am 23. und 27. Mai (jeweils 20.30 Uhr) gegen den VfB Stuttgart.

„Man kann sich hier im Verein unsterblich machen“, sagte Grischa Prömel kürzlich dem Berliner „Tagesspiegel“ – als es noch darum ging, dass seinem Team der Aufsteig auf direktem Wege gelingen könnte. Dies ist seit Sonntag keine Option mehr. Die Berliner hätten mit einem Sieg in Bochum alles klar machen können, da der SC Paderborn in Dresden patzte. Doch auch die Eisernen enttäuschten zum Saisonabschluss und spielten gegen den VfL nur 2:2 – und die Ostwestfalen feiern sensationell den Durchmarsch in Liga eins. Allerdings: Über den Umweg über Stuttgart ist noch alles drin für die Köpenicker, deren ehemaliger Trainer Heinz Werner sagt: „Ich wünsche und hoffe, dass der Club den ganz großen Durchbruch schafft.“ Nach zehn Jahren in Liga zwei – so lange wie aktuell kein anderer Zweitligist – wäre dies der Aufstieg in die Bundesliga.

Beste Platzierung in der Liga zwei

Ohne eine sportliche Delle im Frühjahr – zwei Niederlagen und drei Unentschieden zwischen dem 15. März und dem 20. April – wäre das Ticket fürs Oberhaus womöglich schon gebucht. Auch die Flut an Unentschieden (insgesamt 15) kostete immer wieder wertvolle Punkte. Dennoch gilt: Platz drei ist die beste Platzierung der Berliner in der zweiten Liga überhaupt – und kann jetzt noch mit dem Aufstieg gekrönt werden.

Der ist mittelfristig schon länger als Ziel ausgegeben worden, weshalb die Berliner – anders als es beim SC Paderborn der Fall gewesen wäre – durchaus ebenfalls etwas zu verlieren haben. Wann, wenn nicht jetzt, muss das Motto lauten, schließlich kann der Schweizer Trainer Urs Fischer auf eine gewachsene und durchaus routinierte Mannschaft bauen, der der große Wurf nun gelingen kann. „Die Mischung im Team stimmt“, sagt Jens Keller, der bis 2017 den 1. FC Union trainiert hat und auch schon Coach des VfB Stuttgart war.

Saison mit vielen Höhen und Tiefen

Neben ihrer robusten Spielweise, viel Mentalität und der gefürchteten Atmosphäre im Stadion an der Alten Försterei ist die Offensive ein Trumpf dieser Equipe, in Sebastian Polter (neun Tore) und Sebastian Andersson (12) verfügt Union über zwei Stürmer die wissen, wo das Tor steht. Allerdings hat die Saison eben auch bewiesen, dass Konstanz nicht die absolute Stärke der Berliner ist. Reicht es also für zwei Spiele auf absolutem Toplevel?

„Man will Geschichte schreiben, das ist Anreiz genug“, sagte Grischa Prömel – der übrigens vor einem ganz besonderen Duell steht. Der 24-Jährige ist in Bad Cannstatt geboren, begann in Esslingen mit dem Fußballspielen , kickte dann aber eher bei ungeliebten Konkurrenten des VfB: bei den Kickers, beim Karlsruher SC und bei 1899 Hoffenheim. Seit Sommer 2017 läuft der Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele 2016 für die Köpenicker auf – und darf am Donnerstag in seiner Heimat vorspielen.