Lachen soll gegen Erkältung, Diabetes, Bluthochdruck helfen und sogar gegen Krebs. Foto: dpa

Tübinger Forscher finden heraus, wie das Gehirn höhnisches Lachen von fröhlichem unterscheidet.

Tübingen - Glaubt man den zahllosen Lachyoga-Trainern, die den Deutschen seit ungefähr zehn Jahren die Bäuche kitzeln, ist Lachen ein Allheilmittel. Es soll gegen Erkältung, Diabetes, Bluthochdruck helfen und sogar gegen Krebs. Doch während die Wissenschaftler sich darüber noch uneins sind, ob Lachen wirklich die beste Medizin ist, so haben Tübinger Forscher geklärt, wie das menschliche Gehirn Lachsignale verarbeitet.

Tatsächlich leistet das Gehirn dabei eine unglaubliche Leistung: Allein am Klang kann es ein fröhliches Lachen von höhnischem Gelächter unterscheiden. Und das, ohne den lachenden Menschen sehen zu müssen oder gar den Grund zu kennen, der das Lachen ausgelöst hat. Im US-Fachjournal „PLOS ONE“ berichten die Tübinger Neurowissenschaftler unter der Leitung von Dirk Wildgruber, wie sie 18 Testpersonen verschiedene Lacharten vorgespielt und gemessen haben, wie diese im Gehirn verarbeitet werden.

Es zeigte sich, dass beim Hören von Gekichere vor allem die Hirnregionen reagierten, die für die Verarbeitung komplexer akustischer Signale zuständig sind. „Beim Kichern geht die Stimme hoch, es kommt zu kurzen und schnell geäußerten Silben.

Bei einem fröhlichen oder höhnischen Lachen wurden hingegen die Bereiche stärker aktiviert, die dafür zuständig sind, die Absichten eines anderen Menschen einzuschätzen. Allerdings ist der Weg der Signale jeweils ein anderer.

Starkes Kommunikationsmittel

Auch das liegt am Klang: So geht die Tonhöhe beim fröhlichen Lachen wieder nach oben, die Silben werden aber langsamer, gedehnter. Beim höhnischen Lachen ist es ähnlich, nur dass dabei eine tiefe Tonhöhe gewählt wird. „Die Trefferquote, dass die Testhörer das Lachen richtig einordneten lag bei bis zu 70 Prozent“, sagt Wildgruber.

Seit Jahren sind der Psychiater und Hirnforscher Dirk Wildgruber und sein Team am Uni-Klinikum in Tübingen dabei zu untersuchen, wie der Mensch sich ohne Worte verständigen kann. „Lachen ist dabei eine sehr starkes Mittel der Kommunikation.“

Tatsächlich ist diese Gefühlsregung auch bei Tieren zu beobachten : So hat ein deutsch-amerikanisches Forscherteam schon 2008 herausgefunden, dass Orang-Utans beim Spielen eine Mimik zeigen, die dem menschlichen Lachen entsprechen. „Bei Tieren findet man es zum Beispiel bei Fangspielen“, sagt Wildgruber. „Es hat eine Bedeutung als Belohnungssignal, das die Bereitschaft der Eltern und Geschwistertiere steigert, mit den Kleinen zu spielen – und diese auf spätere Aufgaben vorzubereiten.“

„Lachen ist in der sozialen Interaktion ein sehr starkes Signal“

Bei Menschen hätten sich verschiedene Formen des Lachens entwickelt, die ganz komplexe Bedeutungen für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft haben können. „Lachen ist in der sozialen Interaktion ein sehr starkes Signal. Wenn man freudig angelacht wird, fühlt man sich aufgenommen. Wenn man Opfer eines höhnischen Lachens wird, fühlt man sich aus einer Gruppe ausgeschlossen“, sagt Wildgruber.

Nun hofft er, dass mit dem erworbenen Wissen Menschen mit einer sozialen Störung geholfen werden kann. Bei vielen psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Depression oder Schizophrenie sei oft das Erkennen von nonverbaler Kommunikation gestört. Die Experten wollen deshalb als nächstes untersuchen, wie Lachssignale im Gehirn von Menschen mit krankhaften sozialen Ängsten verarbeitet werden.