Katharina Erb, Mark Bühler und Anne Bühler (von links) sind stolz auf ihren ersten WhiskeyDer Marbacher Whiskey hat einen Alkoholgehalt von 40 Prozent. Foto: Werner Kuhnle

Die Brennerei Bühler hat vor vier Jahren mit der Produktion begonnen. Im vergangenen Jahr konnten erstmals 200 Flaschen abgefüllt werden. Diese sind bald vergriffen.

Marbach - Er lagert in kleinen Fässern in einem Gewölbekeller aus dem 17. Jahrhundert unterhalb der Marbacher Marktstraße, nicht weit entfernt von Schillers Geburtshaus. Er ist bräunlich, vanillig, mild – und er nennt sich „The Spirit of Friedrich Schiller“ – der Whiskey der Brennerei Bühler aus Marbach, den es seit dem vergangenen Jahr zu kaufen gibt und mit dem man sich von manch anderer Brennerei im Umkreis abheben will.

„Whiskey ist ein spannendes Produkt, weshalb wir uns nach der EU-Marktliberalisierung daran probiert haben. Wir wollten mit unserem Whiskey aber auch einen Bezug zu Marbach herstellen und was lag da näher, als mit Friedrich Schiller und seinem Geist zu spielen“, erklärt der 29-jährige Mark Bühler, der das Produkt zusammen mit seinem Zwillingsbruder Philipp, seiner Schwester Anne und seiner Freundin Katharina Erb hergestellt und auf den Markt gebracht hat. 200 Flaschen, die bald alle weg sind, füllten sie im vergangenen Jahr ab. Der neue Jahrgang liegt schon bereit und dürfte noch vor dem Jahreswechsel in den Flaschen landen.

Bis das Quartett seinen ersten Whiskey in den Händen halten konnte, verging jedoch einiges an Zeit. „In den ersten drei Jahren haben wir echt Geduld gebraucht“, sagt die 31-jährige Anne bei einem Besuch im Gewölbekeller. Denn um Whiskey in Deutschland Whiskey nennen zu dürfen, bedarf es festen Kriterien. Eine Voraussetzung: Die Flüssigkeit muss mindestens drei Jahre lang in Holzfässern mit einem Fassungsvermögen von 700 Litern oder weniger reifen. Heißt: Vor vier Jahren wurde in Murr und Marbach mit der ersten Produktion begonnen. Danach hieß es warten. Und probieren. „Wir haben es uns zur Familien-Tradition gemacht, immer an Weihnachten nach dem Essen zusammen in den Gewölbekeller zu gehen und mal einen Schluck zu testen. Da wussten wir dann immer, wir sind auf einem guten Weg“, berichten die Geschwister mit einem Grinsen. Der Moment, als sie den ersten Whiskey dann endlich umfüllen durften – er war ein großer.

„Wir konnten es kaum erwarten und haben uns riesig gefreut. Auch, weil extrem viel Herzblut darin steckt“, sagt Anne Bühler und die anderem um sie herum nicken. Denn bereits vor dem Ansetzen der Whiskey-Maische vor vier Jahren, die im Übrigen der Bier-Maische ähnelt, beschäftigte sich das Quartett einige Zeit mit allem, was man über das Whiskey-Herstellen wissen musste. „Die schwierigste Aufgabe war wirklich, sich das ganze Know-How und die Grundlagen anzueignen“, sagt Mark Bühler. „Wir haben uns viel angelesen, haben uns Infos auf Messen geholt und haben mit anderen Kleinbrennern geredet und uns mit ihnen ausgetauscht. Außerdem haben wir uns mit den verschiedenen Fasslagerungs-Möglichkeiten beschäftigt und damit, wie man die Aromen in den Whiskey bekommt. Das hat ganz viel Spaß gemacht und war total interessant“, erklärt der 29-Jährige.

Ganz bei null mussten er, seine zwei Geschwister und seine Freundin aber zum Glück nicht anfangen. Denn die Schnapsbrenner-Tradition liegt den Zwillingsbrüdern Mark und Philipp sowie ihrer Schwester Anne in den Genen. Bereits seit drei Generationen und damit mehr als 100 Jahren stellt die Familie Bühler aus Marbach edle Destillate aus lokal und biologisch angebautem Obst auf ihrem Landwirtschaftsbetrieb in Murr her. Das Obst dazu kommt von den eigenen Streuobstwiesen in Marbach, Erdmannhausen und dem Bottwartal, die den Jung-Brennern im Übrigen sehr am Herzen liegen. „Es ist uns wichtig, die Streuobstwiesen und damit das, was Generationen vor uns aufgebaut haben, zu erhalten“, sagt Anne Bühler. Für sie und die anderen ist das Hobby der perfekte Ausgleich zu ihren normalen Jobs. „Hier müssen wir uns ganz auf unsere Sinne verlassen. Außerdem ist es toll, alle Schritte zu erleben. Quasi vom Baum pflanzen bis hin zum perfekten Produkt“, so Mark. Da er und seine Geschwister ja mit dem Schnapsbrennen aufgewachsen sind, war früh klar, dass die Tradition irgendwann auch an sie weitergegeben wird. Als sich ihr Vater vor etwa fünf Jahren aus der Brennerei zurückzog, übernahm der Nachwuchs das Zepter komplett. Und macht seitdem sein Ding.

Das Design der Flaschen wurde inzwischen komplett umgestellt, Gin in das Sortiment mit aufgenommen. Vor fünf Jahren reifte dann die Entscheidung, sich auch am Herstellen von Whiskey zu probieren. Mit Erfolg. Mit ihrer ersten Abfüllung haben sich die Geschwister inzwischen auch bei „Whiskey-Päpsten in Deutschland“ vorgestellt – „und die waren durchweg angetan“, so Anne. Nun feilen sie weiter an ihrem Produkt und wollen von Jahr zu Jahr besser werden. „Uns kommt es auf die Qualität an, nicht die Quantität“, machen alle miteinander klar und sagen deshalb auch: „Wir sind lieber mal eine Weile ausverkauft, als eine schlechtere Qualität anzubieten.“

Die Arbeit haben sie übrigens ganz gut aufgeteilt. Mark und Philipp sind für die Hauptarbeit in der Brennerei zuständig, Anne und Katharina für die Vermarktung, den Versand und das Design. Und hier haben sie sich übrigens einiges einfallen lassen. Auf dem Etikett des Schiller-Whiskeys sind nicht nur Schiller selbst und sein Geburtshaus zu sehen, sondern auch das DLA. Auf der Rückseite findet sich zudem ein Zitat aus Schillers Gedicht „An die Freude“. Für die vier der perfekte Spruch zu ihrem „Spirit of Friedrich Schiller“ – der künftig einen festen Platz in Marbach haben soll.