Im Baublock 16 sind die Bahnsteige betoniert, bald folgen die Dachstützen. Foto: Bahn/Arnim Kilgus

In der kommenden Woche soll die erste Tunnelröhre nach Obertürkheim durchschlagen werden. Bis zum Jahresende wird die Bohrmaschine für den Fildertunnel im Tal erwartet.

Stuttgart - Die erste Stütze für den Tiefbahnhof, dem Herzstück des Bahnprojekts Stuttgart 21, steht schon seit Ende August 2015 im Schlossgarten. Es ist aber nur ein Muster, ein kleines Segment aus einer der riesigen Stützen, die die gewölbte Hallendecke mit ihren charakteristischen Lichtöffnungen tragen sollen.

Anderthalb Jahre nach dem ersten Versuch sollen nun im Frühjahr im ersten Bauabschnitt im Schlossgarten, dem Baufeld 16, die Kelchfüße gegossen werden. Bis 2018 sollen die Stützen in den Abschnitten 16 und 17 vollendet sein, sagte der Bauleiter für den Tiefbahnhof, Michael Pradel, am Montag bei einem Pressegespräch. Mit den Stützen entstehen auch gleich Dachteile, die aber noch nicht miteinander verbunden werden, weil es noch Senkungen geben kann. Im ersten Bauabschnitt, wo im Rohbau die Bahnsteige und Gleislagen inzwischen zu erkennen sind, wird auf die Gleise Schotter aufgebracht werden, um für mehr Gewicht zu sorgen. Dann kann der in der Bauzeit durch Pumpen abgesenkte Grundwasserspiegel wieder normalisiert werden.

Auch die SSB will vorankommen

Wesentliche Marksteine will in diesem Jahr auch die Stuttgarter Straßenbahn mit ihrer neuen Haltestelle Staatsgalerie an der Willy-Brandt-Straße erreichen. Bis zur Fahrplanumstellung im Dezember soll vor dem Hotel Le Méridien zwischen den Fahrspuren der Bundesstraße 14 das Baufeld für ein Tunnelstück der Stadtbahn geöffnet werden, das an die neue Haltestelle anschließen wird. Auf der anderen Seite, beim Königin-Katharina-Stift, gibt es inzwischen einen Teil dieses Tunnelstücks. Die SSB werde weiter auf drei Baufeldern arbeiten, sagt der für das Projekt zuständige Ingenieur Bernd Schröder. Mit dem neuen Fahrplan werden die Stadtbahnen wieder den Halt Charlottenplatz erreichen können. Aber wegen der neuen Tunnelbaustelle in der Schillerstraße werden sie dann den Hauptbahnhof nicht erreichen. Der neue Fahrplan soll kommende Wochen im Technikausschuss erstmals vorgestellt werden.

Eine knifflige Baustelle, die dem Blick des Betrachters entzogen ist, findet sich unter dem Kernerviertel. Hier zweigen zwei Tunnel nach Unter- und Obertürkheim ab, eine Röhre nach Obertürkheim soll nächste Woche durchschlagen werden, sagt Abschnittsleiter Günter Osthoff. Dann wird die Belüftung der Tunnel umgestellt. Anwohner hatten sich über den Lüfterlärm beklagt, Messungen des TÜV bestätigten, dass der Lärm über den Grenzwerten lag. Nun sollen zusätzliche Dämpfer installiert werden.

Auch der Staubniederschlag und der Feinstaub werden gemessen. Hier liegen die Werte beim Staub laut dem Ingenieur Achim Lohmeyer an der Messstelle beim Spielplatz über dem Wagenburgtunnel deutlich unter den Grenzwerten, beim Feinstaub gab es bis 25. Februar 16 Tage mit Überschreitungen, am Klett-Platz waren es zum Vergleich 29 Tage. Unter dem Kernerviertel wird die Bohrmaschine, die den Fildertunnel vom Flughafen kommend herstellt, in einer Kaverne gewendet werden und dann retour fahren. Diese Kaverne, die immerhin 12,85 Meter Höhe und 11,25 Meter Breite misst, liege komplett in Ton- und Mergelgestein, und „absolut nicht im quellfähigen Anhydrit“, sagt Osthoff. Die Tunnelbohrmaschine soll im Herbst 2017 das Tal erreicht haben, 2018 soll sie dann bergauf in Richtung Flughafen fahren.

Vorbereitungen zum Anheben der Häuser

Unter dem Kernerviertel wird die Bahn ab 2018 auf einer Strecke von 240 Metern die beiden je zweigleisigen und zum Hauptbahnhof hin immerhin 20 Meter breiten Tunnel graben. Um die darüber liegenden Gebäude, deren Kellerfundamente teils nur acht Meter Abstand bis zur Tunnelspitze haben, zu schützen, werden von drei Stellen aus Injektionsrohre unter die Häuser gebohrt.Über insgesamt 120 Bohrungen können die Häuser, die elektronisch überwacht werden, bei Bedarf durch das Unterpressen mit einer Betonlösung angehoben und damit Absenkungen ausgeglichen werden. Man werde „zielgerichtet vorgehen“, sagt Osthoff, die Methode habe sich seit Mitte der 1980er-Jahre bewährt. „Wir sind der Überzeugung, dass das eine sichere und schicke Sache ist“, so Osthoff. Das Hebungsfeld reicht rund 100 Meter weit von der Urbanstraße bis zum Schützenplatz, 22 Häuser sind betroffen.

Daten zur Hebung wolle man nicht zur Verfügung stellen, so der für den Umweltschutz bei S 21 zuständige Florian Bitzer, der Aufwand stehe in keinem Verhältnis zum Nutzen. Im Schadensfall würden Betroffene aber die Daten der Bahn erhalten.