Die Resonanz auf den ersten Start-up Gipfel BW war groß. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Das Land muss noch viel tun, um dem selbst gesetzten Ziel einer Start-up-Hochburg Baden-Württemberg näherzukommen. Dafür bräuchte es noch nicht einmal mehr Geld, sondern eine klare Vision, schreibt Andreas Geldner.

Stuttgart - Ist das Glas nun halb voll – oder halb leer? Im Sinne des für Gründer typischen Optimismus darf man die Ergebnisse der Start-up-Umfrage von Ideenwerk BW und der Universität Hohenheim zu ihrer Situation durchaus als „halb voll“ interpretieren. Für ein besseres Ergebnis, das macht insbesondere das schlechte Resultat zum Thema Förderdschungel deutlich, müsste Baden-Württemberg nicht einmal mehr Geld ausgeben. Eine klare, straffe Linie beim Thema Förderpolitik würde den Unternehmensgründern schon enorm helfen.

Beim populären und politisch genehmen Thema Start-ups wollen in Baden-Württemberg zu viele mitmischen. Gepaart mit einer Strukturpolitik, die jede Region bedenken will, führt das zu viel zu vielen Instanzen, Akteuren und Töpfen. Für Gründer ist das inzwischen undurchschaubar. Aus politischer Sicht ist die Antwort auf die Frage, wie weit man das Thema Start-ups dezentral anpacken muss, allerdings vertrackt. Auch unter den Gründern gibt es nämlich sehr unterschiedliche Interessen. Wer in der Region sitzt, der findet möglichst viele regionale Schwerpunkte großartig. Wer hingegen in den Metropolen arbeitet – wo sich Karlsruhe und Stuttgart klar als Zentren herauskristallisieren –, findet das provinziell. Die Landespolitik wird es nicht allen recht machen können.

Lieber Mittelständler als Welteroberer?

Einig sind sich die Gründer aber bei einem anderen Thema: Baden-Württemberg wolle bei den Start-ups lieber solide Mittelständler als Welteroberer, so sagen sie einmütig. Seltsam nur: Wenn etwa der Ministerpräsident von den großartigen Gründergeschichten im Land erzählt, dann fallen Namen wie Bosch, Daimler oder SAP. Und das sind ganz gewiss keine Mittelständler.

Potenzielle Mittelständler fördern, aber auch über den Horizont hinausblicken, so sollte die Antwort lauten. Baden Württemberg braucht Technologieunternehmen, und es braucht Anlaufpunkte für Gründer auch in der Fläche. Aber das Land könnte mehr Vielfalt und Ehrgeiz gebrauchen, mehr Mut zu einer Start-up-Politik, die über regionale Interessen oder bestehende Strukturen hinausblickt. Und die Institution, deren zentrale Aufgabe es ist, eine wirtschaftspolitische Vision für das Land als Ganzes zu entwickeln, ist nun mal die Landesregierung.