Etwa 630 000 Besucher wurden in dieser Freibadsaison (im Bild das Möhringer Freibad) gezählt. Foto: Lichtgut/Oliver Willikonsky

Die Sommerferien gehen zu Ende. Die sechs Wochen schulfreie Zeit haben im Zusammenspiel mit dem schönen Wetter vielen Freizeiteinrichtungen, Museen und Sehenswürdigkeiten in Stuttgart Rekordzahlen beschert.

Stuttgart - Sommerferienzeit ist Freibadzeit? Schon. Aber: Die Signale aus der Wetterküche sind eindeutig – dem Sommer geht mit dem Ende der Ferien am Sonntag komplett die Luft aus, deshalb bleiben die Einlasstüren der Freibäder von Montag an auch zu. In allen fünf städtischen Freibädern ist Saisonschluss, auch das Bad des MTV Stuttgart schließt, nur das Bädle in Zuffenhausen ist noch eine Woche offen – aber nur für Mitglieder des SSV. Die bisherige, wetterunabhängige Zusatzwoche in Möhringen gibt es dagegen nicht mehr. Etwa 630 000 Gäste wurden gezählt, das stark wechselhafte Wetter vor allem im Juli und August drückte die Zahl gegenüber 2016 um rund 45 000 Badegäste. Ein Teil des Rückgangs entstand Mitte Juni, als das Freibad Rosental wegen eines Stromausfalls an einem Traumsonntag nicht öffnen konnte. Aber auch mit dem hätte man das Rekordergebnis von 2014 (877 000 Badegäste) nicht erreicht. Noch ein Tipp: Wer weiter draußen schwimmen will, kann dies noch bis zum 16. September im F3 in Fellbach – oder den ganzen Winter im Außenbecken des Leuze.

Eisdielen

Sommerferienzeit ist Eiszeit? Ja und nein. Denn die Kunden von Esther Weeber vom Eisbistro Pinguin schlecken während der Sommerferien zwar sehr wohl Eis, aber nicht unbedingt am Eugensplatz, sondern gerne in Italien oder sonst wo: „Bei uns ist in den Sommerferien immer wesentlich weniger los, denn die Kunden sind im Urlaub“, so Weeber. In diesem Jahr seien wegen des recht guten Wetters aber mehr Gäste als sonst gekommen. Deshalb habe Weeber das Schild, auf dem zu lesen steht, dass das Eiscafé Pinguin bereits am 18. September in die Winterpause geht, auch erst kürzlich aufgehängt: „Bei 30 Grad Celsius konnte ich das nicht machen“, sagt sie. Nach den Sommerferien kämen viele Kunden noch einmal, um ihr letztes Eis vor der Winterpause zu essen.

Wilhelma

Sommerferienzeit ist Wilhelma-Zeit? Unbedingt. Mit den Sommerferien 2017 ist die Wilhelma laut Pressesprecher Harald Knitter „sehr zufrieden“. Voriges Jahr habe die Wilhelma während der Sommerferien rund 243 000 Besucher gezählt, in diesen Ferien bereits 285 000 Besucher – ein Plus von 17,5 Prozent, „und das, obwohl noch einige Ferientage folgen“.

Waldheime

Sommerferienzeit ist Waldheim-Zeit? Aber sicher. In den 18 Evangelischen Ferienwaldheimen waren insgesamt 6915 Kinder. „Mit der Auslastung sind wir zufrieden“, so Hermann Beck, Kirchenpfleger der Evangelische Kirchenpflege Stuttgart. Es gab einige wenige freie Plätze. Von den 6915 Kindern waren über 600 Kinder mit Fluchterfahrungen und rund 50 Kinder mit Behinderungen. Auch Kerstin Kelm, die die pädagogische Gesamtleitung der Waldheime der Arbeiterwohlfahrt innehat, ist zufrieden. „Wir hatten eine so große Nachfrage, dass wir die Plätze und Mitarbeiterzahl aufstocken mussten. Nur ins Kleinkinderwaldheim kamen nicht so viele Kinder wie sonst“, sagt sie. Kai Mungenast, Geschäftsführer des Katholischen Stadtdekanats, kann auch vermelden, dass „die Belegungszahlen langsam und stetig steigen“. Besonders die ersten drei Ferienwochen würden stark nachgefragt, hier „konnte der Bedarf kaum gestillt werden“. Eine Herausforderung sei die Gewinnung der ehrenamtlichen Jugendleiter in den Waldheimen.

Museen

Sommerferienzeit ist Museumszeit? Jein. Denn diese Frage kann nicht für alle Museen gleich beantwortet werden. Im Mercedes-Benz-Museum sind laut Pressesprecherin Friederike Valet „der Juli und der August die besucherstärksten Monate im Jahr“. In den beiden Monaten habe man sogar die 9000er-Besuchermarke geknackt. „Wir freuen uns über ein Plus von mehr als 11 000 Besuchern im Vergleich zum Vorjahr“, so Valet. Für das Landesmuseum ist der Sommer hingegen „Saure-Gurken-Zeit“, so Heike Scholz, Leiterin der Abteilung Kommunikation und Kulturvermittlung. Darum nutze man die Zeit als Umbaupause für die neue Ausstellung im Jungen Schloss. Zum Sommerferienprogramm in Zusammenarbeit mit dem Mercedes-Benz-Museum kamen aber rund 400 Kinder. Im Alten Schloss lautete das Motto „Hitzefrei“: Wenn im August das Thermometer über 25 Grad Celsius anzeigte, war der Eintritt umsonst. An solchen Tagen kamen zwischen 340 und 425 Besucher – und damit „doppelt bis dreimal so viele wie an den anderen Tagen im August“, so Scholz. Das Haus der Geschichte verfolgt ein ähnliches Konzept. Dort gewährte man den ganzen August lang freien Eintritt. „Es kamen über 4000 Besucher, und damit ein Viertel mehr Besucher als im vergangenen Jahr, als wir diese Aktion zum ersten Mal hatten“, sagt Joachim Rüeck, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Fernsehturm

Sommerferienzeit ist Fernsehturm-Zeit? Ja. Besonders viele Besucher kamen an den Wochenenden im Juli und August. Im Monat August haben laut Julia Gärtner vom SWR knapp 50 000 Gäste die Aussicht auf dem Stuttgarter Wahrzeichen genossen.

Touristenattraktionen

Sommerferienzeit ist Touristenzeit? Klar. Die Tourist-Informationi-Punkt verzeichnete laut Armin Dellnitz, Geschäftsführer der Stuttgart-Marketing GmbH, im August eine hohe Besucherfrequenz: „Diese war deutlich höher als im Juni und Juli.“ Die Stuttgart Citytouren mit den roten Doppeldeckerbussen seien besonders im Sommer ein beliebtes Angebot bei den Städtereisenden. Im August begaben sich 8629 Fahrgäste auf die Blaue Tour, 2918 Fahrgäste auf die Grüne Tour.

Flughafen

Sommerferienzeit ist Reisezeit? Auf jeden Fall. 1,8 Millionen Menschen sind in diesem Jahr während der Sommerferien am Stuttgarter Airport gestartet oder gelandet, drei Prozent mehr als im Vorjahr. Die Ferien stellen damit einen neuen Passagierrekord auf, allein diesen Freitag waren es rund 43 500 Fluggäste. Darunter Familie Riedel. Sie kam aus Zypern. „Wir hatten schönes Wetter. Das wird eine Umgewöhnung hier“, sagt Lutz Riedel. Am Montag müssen die Töchter Anna (12 Jahre) und Isabella (9 Jahre) wieder in die Schule, für die Eltern beginnt auch wieder der Alltag. „Gut, dass wir ein Wochenende dazwischen haben“, sagt Melanie Riedel. Dann ziehen sie von dannen, den Strohhut behält Lutz Riedel vorerst noch auf.

Nicht im Hut, aber in der Hosentasche versuchte übrigens ein anderer Fluggast einen blinden Passagier durch den Zoll zu schmuggeln: eine Schildkröte.