Australiens katholische Kirche wird von einem Missbrauchsskandal erschüttert. Auch der frühere Erzbischof von Melbourne, Kardinal George Pell (Mitte), muss sich vor Gericht verantworten. Foto:  

Gegen sieben Prozent der katholischen Priester in Australien wurden zwischen 1950 und 2010 Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs erhoben. Einer von ihnen geht nun für acht Jahre ins Gefängnis.

Brisbane - Wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern ist der 87 Jahre alte Priester Francis B. in Australien zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ein Gericht in Brisbane sah es am Montag als erwiesen an, dass sich der Angehörige eines katholischen Ordens zwischen 1978 und 1983 in einem Waisenheim an neun Jungen verging. Richter William Everson bezeichnete den Mann als „bösartigen Pädophilen“, der in der Mitte der australischen Gesellschaft ein Gulag-ähnliches Straflager geleitet habe.

Missbrauchsskandal in australischer Kirche

Australiens katholische Kirche wird seit längerer Zeit von einem Missbrauchsskandal erschüttert. Eine Kommission kam in einem Zwischenbericht zu dem Ergebnis, dass zwischen 1950 und 2010 sieben Prozent aller Geistlichen Kinder sexuell missbraucht haben. Mit dem früheren Erzbischof von Melbourne, Kardinal George Pell, steht der bislang höchste Würdenträger der katholischen Kirche wegen sexuellen Missbrauchs in Australien vor Gericht.

Schwere Vorwürfe gegen australischen Kardinal Pell

Pell wird zur Last gelegt, in seiner Amtszeit als Erzbischof in Melbourne (1996-2001) Missbrauchsfälle vertuscht und persönlich mehrere Jungen sexuell belästigt zu haben. 2008 warfen ihm mehrere Opfer sexuellen Missbrauchs vor, ihre Fälle unter den Teppich gekehrt zu haben. Im Juli 2017 erhoben zwei Männer direkte Missbrauchsvorwürfe gegen den Kirchenmann, der sie in den 1970er Jahren in einem Schwimmbad unsittlich angefasst haben soll.

Ein dritter Mann berichtete, Pell habe sich in den 1980er Jahren vor Jungen in einem Umkleideraum am Strand entblößt. Pell soll zudem dem Neffen und Opfer eines verurteilten pädophilen Priesters ein Schweigegeld angeboten zu haben, damit dieser seine gegen den Täter vorgebrachten Anschuldigungen zurücknähme.