Das Seitensprungportal „Ashley Madison“ ist gehackt worden. Die Hacker haben rund 32 Millionen Kundendaten veröffentlicht. Foto: AP

Das Seitensprungportal „Ashley Madison“ wurde gehackt. Nun stehen rund 32 Millionen Kundendaten öffentlich im Internet. Die Affären-Vermittlung bietet ihre Dienste inzwischen in 50 Ländern an – auch im deutschsprachigen Raum.

Washington - Noel Biderman fühlt sich geschmeichelt, als „König der Untreue“ bezeichnet zu werden. Dafür posiert der Gründer des Seitensprung-Portals „Ashley Madison“ auch schon mal auf der blutroten Samtbettdecke für die Kameras. Nonchalant verrät der Regent des Reichs von rund 40 Millionen registrierten Ehebrechern, Freidenkern und Spaßsuchern, ohne guten Sex würde er seine Frau jederzeit betrügen. Zehn Ehejahre und zwei Kinder sähe er selbst nicht als Garantie für ein monogames Leben.

Amanda Biderman hat damit kein Problem. Sie ist Mitbegründerin der Affären-Vermittlung, die inzwischen in 50 Ländern – auch im deutschsprachigen Raum – ihre Dienste anbietet. „Das ist eine solide Geschäftsidee“ lobt sie ihren Mann, der eher wie der Prototyp eines Scheidungs-Anwalts aussieht denn als der Betreiber eines Portals für sexhungrige Möchtegern-Betrüger.

Vielleicht sollte der studierte Jurist an seine Wurzeln zurückkehren. Denn seit eine Hackergruppe mit dem Namen „Impact Team“ ihre Drohung wahr machte und im Internet rund 32 Millionen Kundendaten veröffentlichte, dürfte die Nachfrage gehörnter Partner nach rechtlichem Beistand größer sein als die Zahl der Neukunden auf „Ashley Madison“. Die Hacker hatten der „Avid Life Media“-Gruppe der Bidermans eine 30 Tage lange Frist gesetzt, ihre Seiten vom Netz zu nehmen. Neben dem Seitensprung-Portal „Ashley Madison“ gehören dem umtriebigen Ehepaar auch ein Vermittlungsdienst für „Sugar-Daddy’s“ (reiche Männer, die junge Frauen aushalten) und „Cougar Ladys’s“ (gestandene Frauen, die jugendliche Kerle mögen). Ihr Vermögen wird auf rund 900 Millionen Euro geschätzt.

Sicherheitsexperten bestätigen die Echtheit der Daten

Doch der „König der Untreuen“ ließ sich nicht einschüchtern. Kampfeslustig schwang er sich zum Verteidiger der Rechte seiner Kunden auf, die er vor „selbst ernannten moralischen Richtern, Geschworenen und Vollstreckern“ in Schutz nahm. In Wirklichkeit seien Leute, die besseren Sex außerhalb der Ehe suchten, daran interessiert, ihre Familien zu retten, behauptete Biderman. Das „Team Impact“ zeigte sich davon unbeeindruckt. Unter der fetten Schlagzeile „Time’s Up“ posteten sie am Mittwoch fast zehn Gigabyte an vertraulichen Kundendaten zum Herunterladen auf einer Webseite im sogenannten Darknet, die nur über den verschlüsselten Tor-Browser erreichbar ist.

Sicherheitsexperten bestätigten die Echtheit der Daten, unter denen 15 000 E-Mail-Adressen von Mitarbeitern der US-Regierung und des Militärs sein sollen. In kürzester Zeit machten sich Heerscharen von Querulanten im Internet über die kompromittierenden Daten her, die neben dem Namen, der E-Mail-Adresse und der Anschrift der Kunden auch intime Angaben über sexuelle Fantasien wie Fesselspiele, Wäsche und bevorzugte Sexstellungen enthalten.

In einer Mitteilung betonte das Unternehmen hinter „Ashley Madison“, man untersuche die Situation und arbeite daran, die Echtheit der Daten zu prüfen sowie illegal veröffentlichte Informationen zu löschen. Die E-Mail-Adressen seien nicht verifiziert worden – daher könne nur bedingt Rückschluss auf angemeldete Personen gezogen werden. Bidermans Imperium dürfte nun bedroht sein. Doch noch gibt der Millionen-Unternehmer nicht auf: Man werde nicht tatenlos zusehen, „wie Diebe rund um die Welt Bürgern ihre Ideologie aufzwingen“.