Lust auf Genuss? In der Sansibar gibt frisch zubereitete Erdbeer-Bowle. Foto: Lichtgut/Verena Ecker

Im neuen Einkaufs- und Lifestyle-Center von Breuninger sind mehrere kulinarische Angebote am Start. Die Gastroredaktion hat die vier wichtigsten unter die Lupe genommen. Erster Eindruck: Schickimicki hat halt seinen Preis.

Stuttgart - Die fünfte Location im neuen Quartier ist die Bar Eduards. Die Gastroredaktion aber hat sich erst einmal auf vier Adressen konzentriert, in denen es den ganzen Tag über auch was zu essen gibt. Hier sind unsere Testergebnisse.

Sansibar: noch nicht ganz so gut geölt

Was sollen wir bloß essen, hatten wir uns nach einem Online-Blick auf die Standardkarte gefragt. Prime Beef gibt es in Stuttgart zur Genüge, Austern (das halbe Dutzend für 19,50 Euro) sagen nichts über die Küchenleistung aus. Einen Burger (29,90 Euro) oder die Currywurst (12 Euro)?

Zum Glück bietet die Tageskarte, die vom international dekorierten Götz Rothacker verantwortet wird, Fisch und mehr. Als Gruß des Hauses gibt es Parmaschinken und drei Oliven für zwei. Das Rote-Bete-Carpaccio (13,50 Euro) mit einem aparten Matjesmix ist nordisch gut. Asiatisch ist ein Sashimi vom Thunfisch (22 Euro) mit Sojasoße, Wasabi und einer Spur süß-scharfem Chutney. Das cremige Limonendressing mit Kapern finden wir überflüssig. Ebenfalls von der Standardkarte nehmen wir Lammfilets (23 Euro). Das Kartoffelgratin ist gut gewürzt, das Ratatouille unserem Verständnis nach in zu wenig Olivenöl und zu viel Tomatenmark geschmort. Die drei kleinen Filets sind nicht wie gewünscht medium – aber gerade noch zart, dazu gibt es eine intensive Jus.

Die Tageskarte bietet Besseres

So weit, so gut, aber viel besser ist das Tagesgericht mit gegrilltem Rotbarsch, Erbsenpüree und Limonenschaum (27,50 Euro): rund, weich, harmonisch – und lady-like low-carb. Der Fisch ist außen kross, innen leicht glasig. Dass es mit dem Grillen nicht immer so klappt, sehen wir am Nachbartisch, wo das medium rare bestellte Rib Eye (je nach Herkunft 350 g für 44 Euro oder 300 g für 48 Euro) very well done ankommt. Als Dessert teilen wir uns ein Joghurteis (von Mövenpick) mit karamellisierten Oliven und Honig (8 Euro).

Mit dem Service hapert es noch, auch weil er uns nichts zu den Weinen sagen kann, außer: „Alle Sansibar-Weine sind gut“ – aber nicht günstig (0,2 l zwischen 7,80 und 12,50 Euro). Innen ist das Ambiente irgendwie zwischen stylish und gemütlich. Draußen sollte man einen Handtaschenhalter ordern, weil das teure Teil sonst auf der Straße steht. Die blanken Holztische sind schon voller unappetitlicher Flecken. Man werde nachölen, sagt die Betriebsleiterin Nadja Betzler. Das ist gut, denn für 127 Euro zu zweit mit Handbremse und ohne Aperitif (Champagner 10,50 bis 12,50 Euro für 0,1 l) erwarten wir insgesamt etwas mehr.

Die Bewertung:

Küche drei von fünf Sternen

Service zweieinhalb Sterne

Ambiente drei Sterne

Nesenbach: gut situiert

Früher hat ein rechter Mann im Restaurant einen Rostbraten mit Bratkartoffeln gegessen und die Frau einen griechischen Bauernsalat. Heute ist auch der Mann kalorienbewusst geworden – und nimmt zu seinem 300-Gramm-Rinderfilet halt einen Wildkräutersalat (29,50 Euro). Die Dame mag es experimenteller, etwa den Lachs im Nori-Mantel auf Wasabi-Püree (20,50 Euro) oder gar die vegane Super Bowl aus Erbsenpüree, mit Couscous, Blumenkohl sowie Rucola-Lauch-Salat und Walnüssen (13,50 Euro). Das Bier dazu kommt frisch vom Fass (Augustiner, täglicher Anstich um 16.15 Uhr, 3,50 Euro für 0,33 Liter). „Exzellent!“, strahlt der Mann. Die Gattin nippt lieber am wohl bekanntesten Champagner (Moët & Chandon, 10,50 Euro für 0,1 Liter), oder sie ist experimentierfreudig und lässt sich von der netten Sommerschorle beschwipsen (Apfelwein, Sekt, Soda, Limette und Minze, 6,10 Euro für 0,2 Liter).

In der Multi Cuisine geht’s mit Frühstück los

Im Nesenbach kommen gut situierte Paare wunderbar auf ihre Kosten. Es geht schon mit dem Frühstück los: Croissant mit Nutella (2,50 Euro) oder lieber ein Aprikosen-Quinoa-Mandel-Powerbar (4 Euro)? Und zum Cocktail dann den New York Club Sandwich mit Hähnchenbrust, Bacon, Ei und Tomate (10 Euro) oder nur ein Gläschen Cashews (4 Euro). Als Multi Cuisine definiert das Nesenbach seinen Stil, weil von morgens bis abends und quer über alle Kontinente hinweg gekocht wird. Dafür stehen als Vorspeise die Flying Starters (18 Euro) mit sechs Häppchen, darunter Couscous, norwegischer Lachs, Parmaschinken und eine Art Bloody-Mary-Suppe. Für den Preis hält sich das kulinarische Erlebnis etwas in Grenzen, dafür machen das Rinderfilet, der Lachs und die Super Bowl viel Spaß, weil alle drei Gerichte intensive Geschmackserlebnisse bieten.

Dennoch geht man nicht in erster Linie wegen des Essens ins Nesenbach, das gibt es für den Preis woanders wohl besser. Aber die gut situierte Lage zieht an. Im Außenbereich am Karlsplatz gibt es viel zu schauen, im Inneren gibt man sich cool in der weiß-nordischen Einrichtung. Bei dem freundlichen Service und einem Wirt (Marco Grenz vom Cannstatter Kursaal), der stets nach dem Rechten schaut, bestellt der Mann sich prompt ein zweites Bier und die Frau doch noch die Panna cotta mit süßem Pesto und Erdbeer-Stick (6,50 Euro).

Die Bewertung:

Küche drei von fünf Sternen

Service dreieinhalb Sterne

Ambiente vier Sterne

Oh Julia: ganz schön wuselig

Gleich zu Beginn gilt es, Entscheidungen zu treffen: Drinnen oder draußen sitzen? Im kleinen, abgeteilten Bereich mit Service? Oder mit Selbstbedienung? Wir entscheiden uns für Letzteres, so wie es viele Gäste von Oh Julia machen, einer Kette, die schon in München, Mannheim und Kehl ansässig ist. Dahinter steht die Gastro & System GmbH des Münchner Unternehmers Marc Uebelherr, inzwischen ist bei Oh Julia auch die Käfer-Gruppe eingestiegen.

Zunächst holen wir am Tresen Getränke. Dann geht’s im großen Lokal mit Fabrikhallenschick ans Ordern des Essens, das sofort abkassiert wird. Als Vorspeise hätten wir gern Vitello tonnato (10,90 Euro) und einen kleinen gemischten Vorspeisenteller (11,50 Euro). Den kann man sich aus der appetitlich bestückten Auslage des Nachbartresens – nach erneutem Anstehen – zusammenstellen lassen, etwa mit gut abgeschmecktem Oktopussalat und gebratenem Fenchel sowie Auberginen, die mehr Pfiff vertragen hätten. Das Brot aus der eigenen Bäckerei schmeckt nach mehr.

Immer wieder anstehen

An der Kasse, der freundliche Herr schenkt derweil Getränke für andere Gäste aus, erfahren wir, dass Bestellungen auf einen Schlag ein- und ausgehen. Es könnte somit sein, dass alle Gerichte gleichzeitig serviert werden. Also: zuerst Vorspeisen bestellen, erneut anstehen und erst dann die Hauptgerichte einbuchen lassen. Und zwar würzige Lasagne (10,50 Euro), die bereits zur Hälfte verzehrt ist, als der Pager leuchtet, den man mit an den Tisch bekommt – und kurze Zeit später eine rechteckige, wunderbar knusprige Pizza mit Pancetta, Gorgonzola und Feigen (als kleine Version zu 12 Euro) auf einem rustikalen Holzbrett. Naschkatzen dürfte die Wahl am Dessert- und Kuchenbüfett schwerfallen.

Fazit: Das Oh Julia will laut Eigenwerbung „außergewöhnliche Marktplatz-Gastronomie mit echt italienischem Flair“ bieten. Das Essen ist schmackhaft, wenn auch preislich für Selbstbedienung und trotz bester Innenstadtlage im oberen Bereich angesiedelt. Es geht lebendig zu, selbst an einem Montag am frühen Abend mit nur wenigen Gästen. Wer gemeinsam, gemütlich und ohne auf Reste lauernde Tauben essen möchte, ist im Oh Julia – wie in vergleichbaren Systemgastro-Konzepten – nicht unbedingt richtig. Für alle anderen gilt: Die Qualität stimmt.

Die Bewertung:

Küche drei von fünf Sternen

Service zweieinhalb Sterne

Ambiente zweieinhalb Sterne

Enso Sushi & Grill: In der Warteschleife

Das Enso ist der neue Asiate im Quartier. Die Lage am äußeren Zipfel, mit Blick auf die Baustelle des Hotels Silber, ist nicht einfach. Zumal die Bäume fehlen und die Terrasse noch nicht bespielt werden kann. Dennoch ist das Enso mit einem ordentlichen Vertrauensvorschuss gestartet – schließlich ist es der Ableger des beliebten Origami an der Hauptstätter Straße.

Stammgäste erkennen das an der vorläufigen Karte, die der Inhaber Phuc Nguyen Duc erst erweitern will, wenn alles fertig ist. Bis dahin muss auch das Aquarium warten, das frischesten Nachschub für den Grill bieten soll. Bisher gibt’s nur Steak, das 200-Gramm-Filet vom US-Beef kostet mit Beilagen 32 Euro. Das Hauptaugenmerk liegt aber auf Sushi und Sashimi.

Viel Herzblut steckt in der Inneneinrichtung. Die Möbel und Trennwände aus dunkel gebeiztem Eichenholz geben den Rahmen für dezente Ornamente in Goldoptik und zarte Hängelampen. An den Seitenfenstern sitzt man in Vierer-Kabinetten, das Separee vereint eine edle florale Tapete und moderne Spotlights. Einen besonderen Ausblick bieten die Plätze direkt an der Theke des Sushi-Meisters.

Der Sushi-Meister versteht sein Handwerk

Unter seinen Händen entstehen duftige Sushi: die Alaska-inside-out-Rollen etwa mit Lachs, Avocado, Gurke und Frischkäse im Reis-Sesam-Mantel oder die lauwarmen Crunchy Avocado Rolls mit knusprigem Teigmantel oder die Nigiri mit in Yuzu mariniertem und flambiertem Lachs (zwei oder vier Stück zu 2,50 bis 13,90 Euro).

Mittags gefällt uns das Enso mit fair kalkulierten Gerichten wie dem Mango Chicken (7,20 Euro): Zarte Hühnerbruststreifen in einer fruchtigen Mangosoße mit Erdnüssen, Reis und frischen Salaten sind wunderschön angerichtet in der Bowl.

Die Weinkarte ist klein, aber fein und bleibt vorwiegend im Remstal. Der Schaumwein kommt von Ruinart und Taittinger. Fast genauso spritzig ist der Asian Cooler, ein alkoholfreier Cocktail aus Minze, Limetten, Rohrzucker und Gingerale (4,90 Euro), frisch zubereitet und mit asiatischem Charme serviert.

Die Bewertung:

Küche vier von fünf Sternen

Service drei Sterne

Ambiente dreieinhalb Sterne