Italiens Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi (r) und der Präsident der Lombardei Roberto Maroni stehen bei einer Pressekonferenz zu dem Autonomie-Referndum in Mailand zusammen. Foto: AP

Mehr Steuergelder und Mitsprache bei politischen Entscheidungen: Die zwei reichsten Regionen Italiens, Venetien und die Lombardei, wollen mehr Autonomie von Rom. Die Regionalregierungen sehen sich mit dem Ausgang der Abstimmung bestätigt.

Mailand - Die Regierungen der Lombardei und Venetien sehen sich nach den Referenden über mehr Autonomie als Sieger. In der Lombardei stimmten laut Regionalregierungschef Roberto Maroni 95 Prozent der Wähler für „Ja“ und damit für mehr Autonomie von Rom. Die Wahlbeteiligung in der Region habe bei 40 Prozent gelegen - und damit über den 34 Prozent, die Maroni angesetzt hatte, um das Referendum als Erfolg gelten zu lassen.

Im benachbarten Venetien lag die Wahlbeteiligung bei 60 Prozent. Die Auszählung in der Region dauerte nach Angaben von Regierungschef Luca Zaia länger, da Computer gehackt worden waren. Die Wahlbeteiligung sei von Behördenvertretern in den Rathäusern Venetiens per Telefon erfragt worden. Seine Region biete sich selbst als „Labor für Autonomie“ an, sagte Zaia nach der Abstimmung.

Abstimmungen waren nicht bindend

Die beiden wohlhabenden Regionen im Norden Italiens könnten sich vereinen, um sich in den „Kampf des Jahrhunderts“ zu begeben, sagte Maroni. Sie würden sich jedoch zuerst mit ihren Regionalräten treffen, um ihre Anfragen an Rom auszuarbeiten, bevor sie sich mit dem italienischen Ministerpräsidenten Paolo Gentiloni treffen wollen. Die Lombardei und Venetien wollen mehr ihrer Steuereinnahmen behalten und Autonomie über politische Themen wie Migration, Sicherheit, Bildung und Umwelt erreichen. Die Abstimmungen in den beiden reichen Regionen in Norditalien waren nicht bindend für Rom.

Bei den vom italienischen Verfassungsgericht genehmigten Referenden ging es nicht wie etwa im Falle der Region Katalonien in Spanien um eine Loslösung von Italien. Im Gegensatz zu dem katalanischen Referendum vom 1. Oktober wurden die Abstimmungen auch vom Verfassungsgericht des Landes genehmigt. Sie bedrohen aber gleichwohl die Macht Roms.

Regionen die wohlhabendsten Italiens

Die beiden Regionen sind die wohlhabendsten von Italien. Sie erwirtschaften zusammen 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und sind die Heimat von fast einem Viertel aller Wähler.

Die Regionalregierungschefs Roberto Maroni und Luca Zaia beschrieben die Zwillingsreferenden zuvor als historische Chance. „Eine Seite der Geschichte wird geschrieben. Venetien wird nicht dasselbe wie zuvor sein“, sagte Zaia bei seiner Stimmabgabe in der Provinz Treviso nördlich von Venedig. Für Maroni war es „eine historische Gelegenheit“, um größere Verantwortlichkeiten und Mittel zu fordern, wie er in der Provinz Varese sagte.