Der Räuber Hotzenplotz ist – samt neuer Mondrakete – früher zurück als erwartet. Foto: Thienemann-Verlag

Hotzenplotz-Fans aufgepasst: Das Interesse des Publikums am neu entdeckten Abenteuer ist so groß, dass der Thienemann-Verlag den Erscheinungstermin des Buchs „Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ nun vorzieht.

Stuttgart - Der Überraschungsfund im Nachlass des Kinderbuchautors Otfried Preußler stößt auf so großes Interesse, dass der Stuttgarter Thienemann-Verlag den Erscheinungstermin des Buchs „Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ nun vorzieht. „Der stürmische, ja begeisterte Empfang der Nachricht, dass wir ein neues Hotzenplotz-Abenteuer veröffentlichen werden, hat uns hier im Verlag riesig gefreut“, sagt die Thienemann-Chefin Bärbel Dorweiler. Das Echo sei so groß gewesen, dass sich der Verlag entschiede habe, den Titel bereits in der Woche nach Pfingsten und nicht wie geplant Mitte Juli zu veröffentlichen.

Das Manuskript, auf dem das Buch beruht, hatte Susanne Preußler-Bitsch, eine der Töchter des Autors, entdeckt. Es handelt sich um ein als Kasperlspiel angelegtes Theaterstück. Dass dieses, wie Verlag und Susanne Preußler-Bitsch annahmen, bislang unveröffentlicht war, erwies sich jedoch als falsch. Im Verlag hat sich inzwischen ein Leser gemeldet, der das Hotzenplotz-Abenteuer in „Das große Reader’s Digest Jugendbuch 10“ aus dem Jahre 1969 gelesen hat. Dorweiler hat diese Nachricht „komplett überrascht“, wie die Verlegerin anmerkt, schließlich hatte der Verlag, als das Typoskript aus dem Nachlass auftauchte, „fundiert recherchiert sowie in unserem Archivverzeichnis nach einer möglichen Ausgabe gesucht“. In den insgesamt sechs Archivschränken mit Preußler-Veröffentlichungen sei „Die Fahrt zum Mond“ nicht anzutreffen gewesen sein.

Preußlers Typoskript war ohne Veröffentlichungsvermerk

Auch Preußlers Tochter war die Publikation nicht bekannt. „Das Typoskript trägt einen handschriftlichen Vermerk des Entstehungszeitraums im Februar 1967, aber nicht wie bei allen anderen Typoskripten meines Vaters einen Vermerk, dass es veröffentlicht wurde.“ Den Text habe sie in einem Ordner mit der Aufschrift „Ideen und Fragmente“ abgeheftet gefunden. „Sowohl in der Bibliografie, die mein Vater so akribisch führte, als auch in Verträgen oder anderen Vereinbarungen, die der Nachlass enthält, finden sich keine Hinweise auf diesen Titel als veröffentlichtes Stück“, so Preußler-Bitsch.

Wie der Verlag nun herausfand, verweist Reader’s Digest als Quelle auf den 1967 im Thienemann-Verlag erschienen Sammelband „Vater Mond darf nicht krank sein“ aus einer Reihe mit Puppenspielen, in dem auch Preußlers Text unter dem Titel „Die Fahrt zum Mond“ erschienen ist. „Das Kasperlspiel, das unserem Buch ,Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete’ zugrunde liegt, ist demnach tatsächlich Ende der 1960er Jahre in zwei Sammelbänden abgedruckt worden“, sagt die Verlegerin Bärbel Dorweiler.

Spannend wird der Blick auf diese neue Geschichte vom Räuber Hotzenplotz also nicht nur für junge Leser. Interessant wird die Lektüre auch im unmittelbaren Vergleich mit dem wiederentdeckten Kasperlspiel Otfried Preußlers und der dadurch aufgeworfenen Frage nach der Autorenschaft. Unter Otfried Preußlers Namen erscheinen im Thienemann-Verlag auch Bilderbuch-Abenteuer von kleinem Gespenst und kleiner Hexe, die ebenfalls seine Tochter Susanne Preußler-Bitsch, der Erzähltradition ihres Vaters folgend, verantwortet hat.