So sieht der Siegerentwurf aus Foto: LBBW/h4a

Zwischen Hans-im-Glück-Brunnen und Hegelhaus hat Stuttgart noch ein bisschen Altstadt. Das Quartier soll nun aufgewertet werden – mit einem Neubau und unter Wegfall des Riegels über der Steinstraße. Doch der von einer Jury ausgewählte Entwurf, gefällt nicht allen.

Stuttgart - An der städtebaulich wichtigen Ecke Eberhard-/Stein-/Geißstraße plant das Immobilienunternehmen der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ein neues Wohn- und Geschäftshaus, das das Quartier zwischen Hans-im-Glück-Brunnen und Hegelhaus aufwerten soll. Eine 13-köpfige Jury hat nun unter acht Arbeiten einen Siegerentwurf gekürt: das Stuttgarter Büro h4a Gessert + Randecker Architekten. „Nach eingehenden Beratungen verständigten sich die Jurymitglieder – Vertreter des Bauherren, der Stadt Stuttgart sowie unabhängige Experten – mehrheitlich darauf, diesen Entwurf weiterzuverfolgen und das Büro mit der Überarbeitung zu beauftragen“, heißt es in einer Mitteilung von LBBW Immobilien.

Kommunalpolitiker favorisieren anderen Vorschlag

Diese Formulierung lässt darauf schließen, dass die Entscheidung in der 13-köpfigen Jury, die acht Arbeiten zu bewerten hatte, umstritten war. Nähere Angaben dazu machte LBBW Immobilien nicht. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung haben sich Stadträte von CDU, Grünen und SÖS/Linke-plus, Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle sowie Experten des Stadtplanungsamts gegen den Siegerentwurf ausgesprochen und den zweitplatzierten Vorschlag des Büros Jo.Franzle Generalplaner GmbH (Frankfurt) favorisiert, da er sich bei Fassaden- und Dachgestaltung besser in die historische Altstadtbebauung einfüge. Auch die Höhe des Gebäudes, das mit 27 Metern an den gegenüberliegenden Kaufhof anschließt, stieß auf Kritik. Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) erklärte vielsagend: „Wir sind gespannt auf die Überarbeitung.“ Dabei soll es vor allem um die Fassadengestaltung in den Wohnstockwerken gehen. Letztendlich davon wird wohl abhängen, ob die Planung in den Gremien der Stadt eine Mehrheit bekommt. Für Pätzold ist entscheidend, dass „der Riegel über der Steinstraße und die heutige Hinterhofsituation in der Geißstraße verschwindet.“ Der Siegerentwurf, so Pätzold, zeige, wie „hier Stadt repariert werden kann.“

Geplant sind Läden, Büros und Wohnungen

„Wir wollen an dieser prägnanten Stelle eine architektonisch hochwertige Bebauung, die sich gekonnt in den öffentlichen Raum einfügt und den öffentlichen Raum aufwertet“, sagte Frank Berlepp, Geschäftsführer der LBBW Immobilien GmbH. Wenn alles weiter nach Plan laufe, „werden wir bis Mitte 2019 auf Basis des finalen Planungsergebnisses Baurecht haben, so dass wir dann zeitnah mit dem Rückbau des Bestandsgebäudes und den Vorbereitungen für den geplanten Neubau beginnen können“. In dem Wohn- und Geschäftshaus sollen rund 6800 Quadratmeter genutzt werden. Auf rund 3300 Quadratmetern Bruttogeschossfläche seien Zwei- bis Vierzimmerwohnungen geplant, ergänzte Brigitte Reibenspies, Pressesprecherin von LBBW Immobilien.

„Der Siegerentwurf setzt an diesem für Stuttgart so wichtigen städtebaulichen Ort einen prägnanten und zeitgemäßen Stadtbaustein“, lobte der Juryvorsitzende Wolfgang Riehle. Er zeichne sich durch eine „wertige Fassadengestaltung aus, die strukturell sechs separate Bausteine erkennen lässt und sich in der Höhenentwicklung und Baukörperstaffelung positiv in die vorhandene Straßenfronten einfügt“, so die Jury.

Die von acht Architekturbüros eingereichten Arbeiten sind noch bis 11. Mai im Foyer des Bollwerks, Fritz-Elsas-Straße 31, in Stuttgart zu sehen. Öffnungszeiten sind täglich von 9 bis 17 Uhr.