Das Märchen vom „Hasen und Igel“ Foto: Henrie/Fotolia

Tiere spielen in der deutschen Sprache eine wichtige Rolle. Auch der Hase ist gut vertreten. Zehn Beispiele.

Stuttgart - Das Tierreich ist in der deutschen Sprache gut vertreten. Kein Wunder, dass auch der Hase in vielen Redewendungen eine Rolle spielt. Wir stellen zehn vor – und erklären, woher sie kommen.

Ein alter Hase: Als alten Hasen bezeichnet man einen erfahrenen, kundigen Menschen. Wieso das? Da Hasen viele Feinde haben und daher oft nicht alt werden, muss einer, der doch lange überlebt, äußerst geschickt sein und über große Erfahrung verfügen. Ein heuriger Hase: Der heurige Hase dagegen ist ziemlich unerfahren. „Heuer“ oder „heurig“ bedeutet „diesjährig“, es handelt sich somit um einen Frischling, einen Neuling auf einem Gebiet. Meist wird die Redewendung aber mit einem „kein“ versehen: Er ist kein heuriger Hase mehr. Sprich: Er ist ein alter Hase.

Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts: Diese Redewendung geht auf den Juristen Karl Victor von Hase (1834–1860) zurück. Bei einer Untersuchung, bei der es um Hases Ausweispapiere ging, die er „zufällig verloren“ hatte, um sie einem in Bedrängnis geratenen Studienkollegen zukommen zu lassen, hatte er diesen Spruch geprägt, der dann schnell die Runde machte und in den allgemeinen Sprachgebrauch überging.

Betthäschen: Dies ist ein abwertender Begriff für eine Frau, die angeblich nicht viel im Hirn hat und somit eher nur für eine Sache taugt. Oder auch für eine Frau, die ihre Partner wechselt, sprich: bildlich gesprochen von Bett zu Bett hoppelt.

Angsthase: Als Angsthase oder auch als Hasenfuß gilt jemand, der sich vor allem und jedem fürchtet. Oder auch jemand, der feige ist. Wollen sich Hasen vor einem nahenden Feind schützen, sitzen sie meist ganz still und ducken sich weg – was ihnen oft als Angststarre ausgelegt wird. Dabei sind sie eigentlich nur sehr wachsame Tiere. Kommt ihnen der Feind zu nahe, nehmen sie ganz schnell und hakenschlagend Reißaus.

Falscher Hase: Dabei handelt es sich um einen Hackbraten, bei dem das Fleisch oft auch ein hart gekochtes Ei (oder auch mehrere harte Eier) umschließt. Wer sich keinen echten Hasenbraten leisten konnte, musste eben mit dem günstigeren Gericht aus Gehacktem vorliebnehmen. Außerdem kann es sich auch um ein Fellknäuel handeln, das als Lockvogel bei Hunderennen eingesetzt wird. In Deutschland sind organisierte Hunderennen verboten.

Meister Lampe: So heißt der Hase in Fabeln und Märchen. Ursprünglich trugen die meisten Tiere in Fabeln männliche Vornamen: Der Fuchs etwa hieß Reineke (norddeutsche Form von Reinhard), der Bär Petz (Koseform von Bernhard) und der Hase eigentlich Lamprecht. Dass daraus „Lampe“ wurde, liegt vermutlich an der Jägersprache, in der der weiße Fleck an der Unterseite des Hasenschwanzes als Lampe bezeichnet wird. Hoppelt der Hase auf der Flucht, richtet er seinen Schwanz auf, der weiße Fleck ist gut sichtbar – und erinnert an eine Lampe, die aufleuchtet.

Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen: Diese Redewendung bezieht sich auf einen Ort, der ziemlich weit ab vom Schuss ist – und an dem nichts los ist. Hintergrund ist dabei, dass Füchse und Hasen gern ihre Ruhe haben und nicht in der Nähe von Menschen und umtriebigen, lauten Städten leben wollen. Heute stimmt das zwar nur noch bedingt, denn Füchse zieht es durchaus in die Stadt, weil dort leicht Nahrung zu finden ist. Generell gilt aber: Der Ort, „wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen“, ist im Normalfall ziemlich entlegen. Und wenn sich dann auch noch die Tiere zur Bettruhe verabschiedet haben, ist dort gar niemand mehr in der Öffentlichkeit anzutreffen.

So läuft der Hase: Das sagt man, wenn man weiß, was geplant ist oder wie etwas funktioniert. Ursprung der Redewendung ist vermutlich, dass der Hase bekanntlich auf der Flucht viele unvermutete Haken schlägt, so dass ein Verfolger oft in die Röhre gucken muss. Weiß er jedoch, wie der Hase läuft, weiß er Bescheid und kennt sich aus.

Da liegt der Hase im Pfeffer: Diese Redewendung ist schon seit dem 13. Jahrhunderten verbürgt. Viele Menschen wissen heute aber nicht mehr, was sie bedeutet – und schon gar nicht, woher sie stammt. Es wird heute synonym für „das ist der entscheidende Punkt“, „das ist es, worauf es ankommt“ oder auch „das ist die wahre Ursache“ und „das ist die Quelle des Übels“ verwendet. Gedeutet wird die Redensart unterschiedlich. Einst servierte man Hasenklein in einer dunklen, stark gepfefferten Brühe – dem sogenannten Pfeffer. Manche Sprachwissenschaftler gehen davon aus, dass das Hasenklein in der Brühe nicht mehr identifizierbar ist – so wie das Problem, dessen Ursache erst spät erkannt wird. Eine andere Erklärung sagt: Da der Hase tot ist, sprich: im Pfeffer liegt, gibt es für ihn kein Entrinnen mehr.