Ein Mann hat am Samstagmorgen in München mehrere Menschen mit einem Messer verletzt. Foto: dpa

Ein Angreifer in München verletzt mehrere Menschen mit einem Messer - völlig wahllos. Ein Tatverdächtiger wird festgenommen. Der 33-Jährige leidet wohl unter Verfolgungswahn, sagt die Polizei.

München - Die ersten Notrufe gehen am Samstagmorgen ein: Ein Mann mit einem Messer hat in München urplötzlich an verschiedenen Orten acht Menschen angegriffen und verletzt. Die Polizei ruft die Anwohner über den Kurznachrichtendienst Twitter auf, in ihren Häusern zu bleiben und die Umgebung zu meiden. Nach gut drei Stunden kann München aufatmen: Zivile Fahnder nehmen den mutmaßlichen Täter fest.

Wieder via Twitter geben die Beamten Entwarnung: „Es besteht keine Gefahr mehr.“ Der dringend Tatverdächtige ist ein 33 Jahre alter Deutscher, der in München gemeldet ist. Er schweigt zunächst, dann macht er wirre Angaben. Der Mann leidet wohl unter Verfolgungswahn, wie der Leiter der Münchner Mordkommission, Josef Wimmer, am Sonntag berichtet. Der Mann habe sich seiner Aussage zufolge von einer Familie verfolgt und bedroht gefühlt - ohne aber irgendwelche Details nennen zu können.

Er wird in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht, wie das zuständige Gericht am Sonntag entscheidet. Nach Angaben der Polizei gibt es keine Hinweise auf ein terroristisches oder religiöses Tatmotiv.

Erinnerungen an Amoklauf

Der Vorfall ruft Erinnerungen an den Amoklauf vom Juli 2016 wach, bei dem ein 18-Jähriger in München neun Menschen und dann sich selbst erschoss. Damals war München in eine regelrechte Schockstarre gefallen, die Straßen waren fast menschenleer. Dieses Mal bleiben sicher auch viele Menschen vorsichtshalber zuhause, aber auf den Straßen ist es das gewohnte Bild: Der Verkehr verläuft weitgehend reibungslos, die Geschäfte bleiben geöffnet. Manche Schaulustige machen sogar Fotos vom Polizeieinsatz am Rosenheimer Platz.

„Was für uns auch von ganz großer Bedeutung war, das war die besonnene und überlegte Reaktion der Münchnerinnen und Münchner“, sagt Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä nach dem Erfolg seiner Beamten. „Es war keine Panikreaktion. Es gab zwar ein erhöhtes Notrufaufkommen, aber auch das hielt sich in Grenzen.“

Mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten

Die Besonnenheit dürfte aber auch daran gelegen haben, dass es keinen Toten gegeben hat, nicht einmal Schwerverletzte. Alle Opfer - sechs Männer, ein zwölfjähriger Junge und eine Frau - kommen mit leichten Verletzungen davon. Die Männer werden wegen Schnittverletzungen ambulant behandelt, die Frau nach einem Faustschlag, auch das Kind hat der Täter geschlagen.

Die Fahndung der Polizei ist dadurch erleichtert, dass es dank Augenzeugen eine gute Täterbeschreibung gibt. Sie sucht einen Mann um die 40 mit schwarzer Hose, grüner Trainingsjacke, einem Rucksack mit Isomatte und wahrscheinlich einem schwarzen Fahrrad. In der Nähe der Ottobrunner Straße klicken die Handschellen bei einem 33-Jährigen - der Verdächtige ist jünger als erwartet.

Der Mann sei in der Vergangenheit schon mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten - wegen gefährlicher Körperverletzung, Diebstahl und Drogendelikten, berichten die Beamten. Alle Angegriffenen seien Zufallsopfer gewesen. Einige greift der Täter unvermittelt an, andere spricht er zunächst an, bevor er sie attackiert.

Bei den männlichen Opfern handelt es sich nach Angaben der Polizei um fünf Deutsche, einen Rumänen und einen Italiener, die attackierte Frau sei eine Deutsche. In der Vernehmung gibt der Tatverdächtige an, die Geräusche eines Polizeihubschraubers hätten ihn von weiteren Angriffen abgehalten.

Die Warnung der Polizei hat sich am Morgen unter dem Twitter-Hashtag #Rosenheimerplatz schnell verbreitet. Nach der Festnahme gibt es dort auch Lob für die Beamten: „Danke Leute; gewohnt gute Arbeit in #München“, heißt es in einem Beitrag.