Ferienzeit ist Lesezeit. Foto: Fontanis/Adobe Stock

Mit der richtigen Literatur in der Tasche wird jede Reise zum Ereignis. Mitglieder unserer Kulturredaktion machen Vorschläge.

Stuttgart - Baden ist schön, Faulenzen auch, aber das wichtigste bleibt ja wohl das richtige Buch. Hier ein paar Empfehlungen:

Reisen durch die Zeit

Die einzigen Zeitmaschinen, die wirklich funktionieren, sind Bücher. Man kann nach vorn reisen, aber auch in die andere Richtung. Und das Beste daran ist, dass letztlich alle Wege in der Gegenwart enden, die man plötzlich mit neuen Augen sieht. Stellt man die Uhr beispielsweise auf 1935, landet man in Sinclair Lewis’ im selben Jahr entstandenem Roman „Das ist bei uns nicht möglich“ (Aufbau, 24 Euro) mitten im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf. Ein gewisser Berzelius Buzz Windrip verspricht, Amerika wieder zur größten Nation der Welt zu machen. „Der Senator war platt, fast ungebildet, ein oftmals überführter Lügner, seine Weltanschauung nahezu idiotisch.“ Einmal gewählt, vervierfacht er den Militäretat, entmachtet die politische Elite und drangsaliert die Presse. Am Ende steht ein Bürgerkrieg bevor. Wie man sich den vorstellen muss, erfährt man auf einer Fahrt ins Jahr 2075. Omar El Akkads „American War“ (Fischer, 24 Euro) zeigt die zerfallenden Staaten von America in Bildern wie man sie heute aus Syrien kennt. Will man sich wirklich von solchen apokalyptischen Visionen den schönen Urlaubseskapismus verdüstern lassen? Wenn sie so spannend beschrieben sind, unbedingt. Bedürfte es noch eines Beweises, wie glückhaft die Schrecken der Welt für den Leser ausschlagen können: Yasmina Rezas neues Buch „Babylon“ (Hanser, 22 Euro) hat ihn glänzend erbracht.

Stefan Kister schreibt oft über Bücher, aber noch lieber liest er sie.