Der Weilimdorfer Landwirt Konrad Ritz hat gestern elf Hektar Wiese gemäht. Er hofft, dass es bis Donnerstag nicht regnet, damit er das Gras häckseln kann. Foto: Leonie Schüler

Die Bauern haben dieses Jahr zeitig gesät. Fehlender Niederschlag ließ die Pflanzen dann aber langsam wachsen.

Stuttgarter Norden - Wieder einmal bewahrheitet sich eine Bauernregel: Die Eisheiligen zwischen 11. und 15. Mai machen ihrem Namen dieser Tage alle Ehre. Bei ungemütlichen Temperaturen hat manch einer seine warmen Socken wieder hinten aus dem Schrank hervorgewühlt. Schuld daran ist laut Deutschem Wetterdienst kalte Meeresluft, die von Norden zu uns strömt. Die Landwirte müssen sich aber voraussichtlich keine Sorgen machen, dass es gemäß der Bauernregel in diesen Tagen nachts sogar noch einmal frieren könnte. „In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wird die Bewölkung zwar auflockern und es wird sehr kalt. Ich gehe aber davon aus, dass es in Stuttgart keinen Nachtfrost geben wird“, sagt der Meteorologe Christian Kronfeldner.

Das lässt die Landwirte im Stuttgarter Norden aufatmen. Denn Minusgrade könnten der Vegetation schaden, die wegen des milden Frühjahrs zum Teil zwei Wochen früher als sonst mit dem Austrieb begonnen hat. Noch zu Jahresbeginn wären den Bauern eisige Temperaturen durchaus willkommen gewesen. „Wir haben den ganzen Winter keinen Frost gehabt. Da kann sich keiner erinnern, dass es das schon mal gegeben hat“, sagt Konrad Ritz, der Ortsobmann der Weilimdorfer Bauern. Dass der Boden eine Weile gefriert, sei aber wichtig, um im Frühjahr ein feines Saatbett zu haben. Doch Ritz hat sich zu helfen gewusst: Mit der Kreiselegge, die sonst nur im Herbst zum Einsatz kommt, hat er seine Äcker auf mechanische Weise verfeinert.

Sechs Wochen fiel kaum ein Tropfen vom Himmel

Zu schaffen gemacht hat den Landwirten die trockene Phase von Anfang März bis Mitte April, als sechs Wochen lang kaum ein Tropfen vom Himmel fiel. „Da hatten die Frühjahrseinsaaten wie Zuckerrüben und Sommergetreide zu knapsen“, sagt der Zazenhäuser Bauer Hansjörg Benz. Inzwischen würden die Pflanzen aber gut aufholen. Schwierig ist laut Ritz, dass die Saat zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten keimte. Als der Regen ausblieb, hätten zehn Prozent der Samen ausgetrieben, der Rest sei erst Ende April angewachsen. „Jetzt haben wir zwei Generationen von Pflanzen, die gemischt auf unseren Feldern stehen“, sagt Ritz. „Wie das bei der Ernte wird, muss man abwarten.“ Gießen sei bei hektargroßen Ackerflächen nicht in Frage gekommen. Die Wassermengen wären weder finanzier- noch transportierbar, sprich: „Das ist nicht machbar.“

Gut stehe hingegen der Mais da, dem das trockene Frühjahr nicht geschadet habe. „Ihn sät man tiefer, da ist der Boden feuchter“, sagt Ritz. Eine Prognose, wie die Ernte ausfallen wird, möchte er aber noch nicht wagen. Sein Zazenhäuser Kollege kann hingegen schon eine Tendenz aufzeigen: „Für einen Superertrag wird es nicht reichen, mit wenig Regen kriegt man das nicht hin“, sagt Benz. „Der Ertrag wird aber wohl an den Durchschnitt herankommen.“

Bald Erdbeeren selbst pflücken

Beim Weilimdorfer Obstbauern Christian Hörnle hat die Erdbeerernte schon vor einer Woche begonnen. „Das Selbstpflücken startet aber erst in zirka 14 Tagen“, sagt er. Viele Früchte würden die frühen Sorten nicht tragen, da es während ihrer Blütezeit Mitte April noch Minusgrade gegeben habe. Auch einige Apfel- und Süßkirschsorten seien davon betroffen gewesen. Hörnle schätzt, dass zwischen 20 und 40 Prozent der Blüten kaputt gegangen seien. „Dadurch haben wir einen Ausfall, aber er ist nicht dramatisch“, sagt er. Damit nie die ganze Ernte durch eine Kältewelle geschädigt werde, pflanze er extra verschiedene Sorten mit unterschiedlichen Blüte- und Reifezeiten an.

Sowohl die Pflanzen als auch Liebhaber milder Temperaturen können sich freuen: Laut Deutschem Wetterdienst könnten am Sonntag 20 Grad erreicht werden.