Gemeinsames Gärtnern: Auch in Kornwestheim ist ein Projekt am Start. Foto: Archiv/dpa

Die Interessenten am gemeinsamen Gärtnern sind erstmals zusammengekommen.

Kornwestheim - Im New York der 1970er-Jahre sollen Bürgerinnen und Bürger erstmals gemeinsam auf öffentlichen Flächen gegärtnert haben – als Protest gegen den Verfall der Städte und die Verschlechterung der Lebensbedingungen. Sie okkupierten in ihrer Nachbarschaft leer stehende Flächen und verwandelten sie in grüne Oasen.

Stadt stellt auch den Wasseranschluss

Nein, von Widerstand und zivilem Ungehorsam kann beim Urban-Gardening-Projekt in Kornwestheim nun wahrlich nicht die Rede sein. Die Stadt Kornwestheim stellt nicht nur die Fläche nördlich des Alten Bahnhofs oberhalb der Bahnhofstraße zur Verfügung und legt einen Wasseranschluss, sie kümmert sich auch darum, dass die Interessenten zusammenfinden. Jüngst kam es zu einem ersten Treffen von rund 15 Menschen, und laut Melina Kälber von der Stabsstelle Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung seien die Gespräche in einer „guten Atmosphäre“ verlaufen.

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Es sei ein erstes Kennenlernen gewesen, sagt Kälber. Noch aber ist nichts eingetopft worden. So ist die Frage offen, wie sich die Gruppe organisieren will. Vielleicht als Verein? Das hätte den Vorteil, dass man einfacher von Förderprogrammen profitieren kann. Der Nachteil: Der bürokratische Aufwand ist hoch. Und eigentlich widerspricht die Vereinsform auch dem ursprünglichen Ansinnen des Urban Gardening, nämlich einem gemeinsamen, unkomplizierten Gärtnern. Zu klären sind auch die Fragen, ob für die Beteiligten Kosten zum Beispiel in Form von Pacht anfallen und wer an der Ernte teilhaben darf – nur die, die auch geholfen haben oder ein größerer Personenkreis.

Interessent aus Heidelberg

Das gemeinsame Projekt, berichtet Melina Kälber von dem ersten Treffen, stünde bei allen Interessenten im Vordergrund. „Der Austausch ist ein ganz wichtiger Faktor“, sagt die Mitarbeiterin aus der Wirtschaftsförderung. Die meisten, die sich am Urban Gardening beteiligen wollen, kommen aus Kornwestheim. Ein Ludwigsburger zeigte Interesse und ein Mann aus Heidelberg ebenfalls. Der allerdings will fürs Jäten des Unkrauts und das Einfahren der Ernte nicht jedes Mal gut 100 Kilometer zurücklegen, sondern plant ohnehin einen Umzug nach Kornwestheim.

Für den Dezember ist ein nächstes Treffen vorgesehen. Ob das angesichts der Fortentwicklung der Corona-Pandemie möglich ist, steht noch nicht fest. Im kommenden Jahr soll es dann vor dem Startschuss häufigere Treffen geben. Melina Kälber ist optimistisch, dass im Frühjahr die Fläche zur Verfügung steht und das Saatgut ins Erdreich eingebracht werden kann. Die Arbeiten rund um die Bahnbrücke an der Bahnhofstraße hatten sich verzögert, weil die Pläne noch einmal überarbeitet worden waren. Nicht im Spätsommer dieses Jahres zogen die Bauarbeiter ab, sondern sie haben nunmehr bis zum Frühjahr 2022 an der Baustelle zu tun. Erst wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, können die Gemeinschaftsgärtner ihre Fläche in Beschlag nehmen.