Das Daimler-Gelände in Immendingen vereint auf 520 Hektar Fläche gut 30 Prüf- und Teststrecken. Links: Die „On-Board-Unit“, die mm-lab liefert. Foto: z

Auf dem Immendinger Areal des Autokonzerns läuft vieles runder dank des Know-hows der Firma mm-lab aus Kornwestheim.

Kornwestheim - Mehr als 30 Test- und Prüfstrecken gibt es auf dem Gelände von Daimler in Immendingen, gelegen weit im Süden Baden-Württembergs, anderthalb Autobahnstunden von Stuttgart entfernt. Auf 520 Hektar simulieren die Experten des Autoherstellers hier unterschiedliche Straßenbedingungen. Wie fährt sich das Auto auf Landstraßen? Im Stop-and-Go-Verkehr einer Stadt? Auf holprigen Wegen?

Die Erkenntnisse fließen in die Konstruktion und Verbesserung künftiger Fahrzeuge und generell in Zukunftstechnologien. Auch an Elektromobilität, an autonomem Fahren und Co. forscht Daimler in Immendingen.

Ein wichtiger Kooperationspartner des Test- und Prüfzentrums ist seit einiger Zeit eine Firma aus Kornwestheim. Und das, was die Ingenieure und Softwareentwickler des Telematikunternehmens mm-lab mit Sitz auf dem Salamander-Areal nach Immendingen liefern – ja, das klingt ebenfalls nicht wenig nach Technik der Zukunft.

Mm-lab stellt für Daimler in Immendingen Telematiktechnik bereit. Wer in einem Auto auf dem Gelände unterwegs ist – das betrifft nicht nur Testfahrzeuge, sondern beispielsweise auch die Betriebsfeuerwehr –, wird mit einem extra widerstandsfähigen Smartphone samt Bluetooth-GNSS-Technik ausgestattet.

Das Gesamtpaket nennen sie bei mm-lab eine „On-Board-Unit“. Diese elektronische Fahrzeugeinrichtung ist nicht nur als Ersatz für den „Bordfunk“ der Testfahrzeuge zu gebrauchen, sie enthält auch satellitengestützte Positionierungstechnik, die präziser ist als jedes herkömmliche GPS. „Auf wenige Zentimeter genau funktioniert das“, so beschreibt es Steffen Firchau von mm-lab; der gelernte Vermessungsingenieur ist Mitglied der Geschäftsführung und verantwortet das Projekt mit. En détail können die Positionen der Fahrzeuge bestimmt, in Echtzeit berechnet und in den Computersystemen der Daimler-Einsatzzentrale vor Ort verarbeitet und bewertet werden.

Höhere Sicherheit

Für die Daimler-Teststrecke ist die Technik und Software aus Kornwestheim aus zweierlei Gründen wertvoll. Erstens: Sie hilft, die Teststrecke am Laufen zu halten, sie vereinfacht den Betrieb. Schranken öffnen sich, weil sie erkennen, dass ein berechtigtes Fahrzeug sich nähert, die Aufenthaltsdauer der Autos auf der Strecke kann ebenfalls etwa digital erfasst und abgerechnet werden. „Dokumentation und Streckenkontrolle“, nennt Firschau das. Zweitens: Die mm-lab-Software erhöht die Sicherheit auf der Teststrecke. Das System liefert seine Daten auch bei hohem Tempo zuverlässig und in Echtzeit, die Programme dahinter verarbeiten die Positionen und relativen Geschwindigkeiten der Fahrzeuge auf den Strecken und geben bei Gefahr eine Kollisionswarnung an die Fahrer aus. Für sein Kollisionswarnsystem wurde mm-lab anno 2018 gar im Rahmen des Innovationspreises des Landes Baden-Württemberg geehrt.

„Wir tragen mit unseren Systemen zum Betriebsablauf auf der Teststrecke bei, andererseits helfen wir, Unfälle in einem Umfeld zu vermeiden, in dem Fahrzeuge an ihre Grenzen gebracht werden“, fasst Steffen Firchau zusammen. Die Zusammenarbeit mit Daimler in Immendingen gebe es übrigens bereits seit mehreren Jahren. Die Gespräche dazu begannen bereits, kurz nachdem die Teststrecke ab 2015 eingerichtet wurde und Daimler Systempartner für das Gelände suchte – allerdings machten mm-lab und der Autokonzern sie erst vor einigen Monaten publik.

Im März 2005 gegründet

Für Daimler zählt das Telematikunternehmen aus Kornwestheim mit seine gut 40 Mitarbeitern zu seinen „professionellen externen Partnern“, wie ein Daimler-Sprecher auf Nachfrage mitteilt. Das System von mm-lab unterstütze bei der Planung für die Belegung der Prüfstrecken auf dem Gelände, steuere Zutrittsschranken und prüfe die notwendigen Qualifikationen des angemeldeten Fahrers. „Es gibt Verhaltenshinweise zur aktuellen Situation, informiert über mögliche Gefährdungen, stellt bei Bedarf eine Sprachverbindung her zwischen Dispatcher und Erprobungsingenieur“, nennt der Sprecher weitere Beispiele für die Fähigkeiten des Systems aus Kornwestheim.

Zum Unternehmen: Die mm-lab GmbH wurde im März 2005 gegründet und entwickelt seitdem Telematik-Technik, wie sie vor allem in Fahrzeugen zum Einsatz kommt. Neben Streckenkontrolle und Kollisionswarnsystemen, wie sie in Immendingen genutzt werden, gibt es auch andere Anwendungsbereiche: Zum Beispiel arbeitet mm-lab mit Städten und Gemeinden oder auch Entsorgungsunternehmen zusammen, um etwa die Reinigung von Gullys und die Bewässerung von Bäumen dank satellitengestützter Navigation effizienter zu machen. Das Unternehmen mit Sitz auf dem Kornwestheimer Salamander-Areal am Bahnhof beschäftigt derzeit 46 Mitarbeiter in Bereichen wie Kommunikation, Positionierung und Geowissenschaften, Software-Entwicklung sowie Test und Integration.