Der Göppinger Pressenhersteller Schuler hat erst kürzlich einen Großauftrag aus den USA erhalten. Auf unserem Bild prüft ein Mitarbeiter das Schwungrad für eine Presse. Foto: dpa

Die Unternehmen aus Baden-Württemberg sind trotz politischer Unsicherheiten auch für ihre Exporte optimistisch. Ihre größte Sorge ist der Mangel an Fachkräften.

Stuttgart - In der baden-württembergischen Wirtschaft nimmt die Zuversicht weiter zu. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Umfrage des Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertages (IHK-Tag). Danach rechnen 34 Prozent der befragten Firmen mit einer Verbesserung ihrer Geschäfte in den nächsten zwölf Monaten. Zu Jahresbeginn waren dies erst 31 Prozent gewesen.

Ein deutlicher Hinweis auf den wachsenden Optimismus ist die zunehmende Investitionsbereitschaft der Betriebe. 35 Prozent der Unternehmen wollen ihrer Investitionen im Inland in den kommenden zwölf Monaten steigern – in der Umfrage zum Anfang des Jahres waren dies nur 32 Prozent gewesen. Der Anteil derjenigen, die weniger investieren wollen sank dagegen von 13 Prozent auf zwölf Prozent.

Erstaunlicherweise sind die baden-württembergische Unternehmen trotz aller politische Unsicherheiten auch bei ihren Exportaussichten recht positiv gestimmt. Rund 47 Prozent rechnen damit, dass diese sich innerhalb der nächsten zwölf Monate verbessern werden. Dies ist eine deutliche Steigerung gegenüber dem Anfang des Jahres. Damals erwarteten nur 42 Prozent eine Steigerung ihrer Ausfuhren. Weniger als sieben Prozent glauben inzwischen, dass ihre Exportgeschäfte schwieriger werden.

Ausfuhren nach Großbritannien sinken

Nach Meinung von Wolfgang Grenke, des Präsidenten Baden-Württembergischen IHK-Tags, lassen sich die Unternehmen durch die von US-Präsident Donald Trump angekündigte protektionistische Politik zumindest bis jetzt noch nicht verunsichern. Grenke rechnet damit, dass der US-Präsident wohl nicht alle seine Ankündigungen wahr macht. Die USA sind nach wie vor das wichtigste Exportland für die baden-württembergische Wirtschaft. Noch im vergangene Jahr waren die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten um mehr als neun Prozent auf 23,4 Milliarden Euro gesunken. Inzwischen aber hat sich der Wind wieder gedreht: In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres stiegen die Exporte in die USA um fast 16 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro.

Anders als die protektionistischen Absichten des US-Präsidenten scheint sich dagegen der Brexit bereits auf die Ausfuhren aus dem Südwesten auszuwirken. Im Januar und Februar jedenfalls hat sich der Rückgang der Exporte in das Vereinigte Königreich nochmals beschleunigt: Die Ausfuhren sanken um fast 21 Prozent auf knapp 1,8 Milliarden Euro. Schon im gesamten vergangenen Jahr waren die Exporte um 15 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro gesunken. Das Vereinigte Königreich liegt auf Platz sechs der wichtigsten Ausfuhrländer der baden-württembergische Wirtschaft.

Der Brexit hat Fakten geschaffen

Die unterschiedliche Entwicklung der Exporte in die USA und in das Vereinigte Königreich hänge möglicherweise auch damit zusammen, dass durch den Brexit-Beschluss bereits Fakten geschaffen worden seien, meinte Grenke. Bei Trump wisse man dagegen noch nicht, was aus einen Ankündigungen werde. Für Unternehmen, die im grenzüberschreitenden Verkehr mit Großbritannien tätig sind, rechnet Grenke durch den Brexit mit Nachteilen bei Exporten und Normen, aber auch bei der Freizügigkeit der Mitarbeitern.

Klage über Fachkräftemangel

Als größtes Risiko für ihre Geschäfte stufen die Unternehmen den Mangel an Fachkräften ein. Mehr als ein Viertel möchte die Zahl der Mitarbeiter erhöhen, nur elf Prozent denken an eine Verringerung. Dies ist um so gravierender, als die Auftragseingänge nach den Worten von Grenke weiter steigen. Die starke Nachfrage habe den Unternehmen „eine hohe Auslastung ihrer Kapazitäten und steigende Gewinne beschert“, sagte der Präsident des IHK-Tags. Nach Angaben der IHK Region Stuttgart hat sich dort vor allem die Situation in der Industrie weiter verbessert. Die Zahl der Betriebe mit guter Geschäftslage sei von 50 auf 58 Prozent gesteigen, erklärte Hauptgeschäftsführer Andreas Richter.

Auch das Handwerk sieht sich im Aufschwung

Auch das baden-Württembergische Handwerk sieht sich im Aufschwung. Der Umsatz werde in diesem Jahr voraussichtlich von 93 auf 95 Milliarden Euro steigen. Zwei Drittel der 1500 befragten Betriebe bezeichnen ihre wirtschaftliche Lage nach der jüngsten Umfrage des Baden-Württembergischen Handwerkstages als gut. Im Vorjahresquartal hatten nur 59 eine derartige Aussage gemacht.