Die Verbraucherzentrale Hamburg hat eine Liste von Lebensmitteln zusammengestellt, die nicht enthalten, was der Name verspricht. Hier eine Übersicht mit Bildern.

Stuttgart / Hamburg - Schokokekse können lecker sein - wenn denn auch Schokolade drin ist. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat eine Liste von Lebensmitteln zusammengestellt, die nicht enthalten, was der Name verspricht: der Schafskäse ein Imitat, das Schnitzel aus zusammengefügten Fleischresten, und die Garnele sieht nur so aus.

Ein Lügendetektor im Supermarkt würde ständig ausschlagen, wenn er dort zum Einsatz käme, heißt es bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Wer beim Einkauf auf schöne Namen und Bilder hereinfalle, sei schon in die Imitate-Falle getappt. In ihrer Liste haben die Verbraucherschützer elf Produkte aufgelistet. Besonders kurios ist der Fall der Surimi-Garnele. Was wie eine echte Garnele aussieht, entpuppt sich als gepresstes Fisch-Eiweiß in Garnelenform, ähnlich ist das beim Meeresfrüchtecocktail, der keine Meeresfrüchte enthält.

Verbrauchertäuschung nennt es Armin Valet, Ernährungsexperte der Hamburger Verbraucherzentrale. Mittlerweile seien die Marketingabteilungen bei den Unternehmen die wichtigsten Abteilungen, weil die Wahrheit im Kleingedruckten versteckt werde. Um Kosten einzusparen, würden die Hersteller minderwertigere Zutaten verwenden, dem Käufer aber suggerieren, er kaufe ein Produkt mit wertvollen Inhaltsstoffen.

Billige Ersatzstoffe statt Originalzutaten

Da würden beispielsweise kleine Fleischreste zusammengefügt, damit das Produkt aussehe wie ein Schnitzel. Ein solches Beispiel auf der Liste sind die Hähnchenschnitten von Vossko-Tiefkühlkost. Auch bei der zu Unilever gehörenden Marke Du darfst würden im Putensalat statt hundertprozentigem Putenfleisch zusammengefügte Fleischreste verwendet. Es bestehe nur zum Teil aus gewachsenem Putenfleisch.

Vermisst wird in der Liste aber auch Schokolade in Schokobiskuits, Schafsmilch im Schafskäse oder Meerrettich in Wasabi-Erdnüssen. Statt des echten japanischen Meerrettichs (Wasabi) enthielten die Wasabi-Erdnüsse der Firma Lorenz Bahlsen minderwertige Zutaten für den Geschmack wie Algenkonzentrat, Aromen, Geschmacksverstärker und Farbstoff, so der Vorwurf der Verbraucherschützer.

Immer mehr Anbieter sparten bei ihren Produkten an Originalzutaten und verwendeten stattdessen billigere Ersatzstoffe, sagt Verbaucherschützer Valet - und das nicht nur bei den Billigmarken, sondern auch bei teureren Markenartikeln. Bei Lorenz Bahlsen weist man den Vorwurf der Verbrauchertäuschung zurück: Lebensmittelrechtlich sei die Verpackung in Ordnung, denn man lobe nicht grundsätzlich aus, dass sie echte Wasabi-Gewürze enthalte, sondern schreibe von Wasabi-Geschmack bzw. "dass es nach asiatischem Meerrettich schmeckt".

Verbraucher können Produkte nur im Regal liegen lassen

Rechtlich sei oftmals nichts zu beanstanden, sagt auch Valet. Aber man könne doch nicht vom Kunden verlangen, dass er zigmal ein Produkt umdrehe und das Kleingedruckte in der Zutatenliste lese. "Wenn Sie zehn Produkte kaufen und nur eine Minute bei jedem das Kleingedruckte lesen, wird der Einkauf zum Marathon", sagt er und hält den Vorwurf der Lebensmittel-Tricksereien aufrecht. Wie Lorenz Bahlsen argumentieren auch andere Hersteller: "Auf der Verpackung steht nichts anderes drauf als das, was drin ist", weist Nestlé-Sprecher Alexander Antonoff die Vorwürfe zur Marke Buitoni über gestrecktes Pesto zurück.

Die Verbraucherschützer monierten hier beispielsweise, dass statt der Originalzutaten Pinienkerne, Olivenöl und Parmesan bzw. Pecorino, billiges Sonnenblumenöl, minderwertiges Cashewkernpulver und kostengünstiger Hartkäse enthalten seien. Sie befürchten, dass durch das Absenken der Standards allgemein die Qualität sinken könne, und raten Verbrauchern, Produkte im Regal liegen zu lassen, die Echtes vortäuschten. Konsumenten müssten inzwischen nicht mehr nur mit Analogkäse und Schinkenimitaten rechnen.

"Im Einzelhandel steht immer drauf, was drin ist", hatte dagegen erst jüngst der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) wissen lassen, die eine mangelnde Kennzeichnung von Schinkenimitaten kritisiert hatte.

Vor Irreführung sind Verbraucher offenbar auch nicht bei Feinkostprodukten gefeit. Die Verbraucherorganisation Foodwatch nennt die Champignon-Creme-Suppe der Firma Escoffier, die vom Spitzenkoch Alfons Schuhbeck präsentiert wird, als Beispiel. "Hier wird mit Zusatzstoffen vollgestopfte Standardware überteuert als Feinkost verkauft und den Verbrauchern das Geld aus der Tasche gezogen", sagt Anne Markwardt, Leiterin der Foodwatch-Kampagne abgespeist.de, bei der Werbelügen angeprangert werden.