Nach dem Blitzer-Rekord 2014 ist die Zahl der Tempoverstöße in Stuttgart und auf den angrenzenden Autobahnen im vergangenen Jahr gesunken. Jedoch nur, weil sich die Autofahrer an die Blitzer an der A 8 gewöhnt haben. In der Stadt hagelt es dagegen Fahrverbote.
Stuttgart - Mittlerweile könnte es sich herumgesprochen haben, dass an der Cannstatter Straße in der Innenstadt seit einiger Zeit Blitzersäulen stehen. So manchen stört das aber nicht – bis der Führerschein weg ist. Ein Autofahrer hat es jedenfalls fertig bekommen, sich dort vor einigen Monaten mit Tempo 143 ein hübsches Foto zu verschaffen. Mit satten 93 Sachen zu viel.
Nur einer von vielen Fällen, in denen es nicht nur um ein paar Stundenkilometer ging, sondern um Gefahr für Leib und Leben auch anderer Verkehrsteilnehmer. Denn der Trend zum Gasfuß scheint ungebrochen. Mit 232 Sachen auf der Autobahn, wo Tempo 120 gilt, oder eine Fahrt mit 148 über die B 10, wo man es bei 80 belassen sollte. In dieser Größenordnung liegen die Spitzen seit Jahren.
2015 sind in Stuttgart und auf den angrenzenden Autobahnen die zweitmeisten Geschwindigkeitsverstöße aller Zeiten gezählt worden. Über 885 000 sind es gewesen. Nur im Jahr zuvor ist dieser Wert noch übertroffen worden. Damals waren es 1,1 Millionen. Die Zahl der Fahrverbote sank von 6118 auf 4623 – auch dies der zweithöchste je verzeichnete Wert.
Blitzlichtgewitter an stationären Anlagen in Stuttgart
Viel Grund zur Entwarnung gibt es daher nicht. Zumal die Rückgänge ausschließlich darauf zurückzuführen sind, dass die Autofahrer sich an die stationären Anlagen entlang der A 8 gewöhnt haben. Zudem waren dort nicht alle Blitzer immer in Betrieb. In der Stadt selbst ist die Zahl der Fahrverbote bei stationären und mobilen Messungen des Ordnungsamts von 861 auf 945 gestiegen. Dazu kommen 897 Fahrverbote, die nach mobilen Kontrollen der Verkehrspolizei verhängt worden sind.
Die Stadt wertet die zahlreichen neuen Blitzer, die in den vergangenen Jahren aufgebaut worden sind, als Erfolg. Nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern vor allem, was Luftqualität und Unfallverhütung angeht. Besonders gut sichtbar sei das am Schattenring, sagt Joachim Elser, der Leiter der städtischen Verkehrsüberwachung: „Hier hat es in den Vorjahren vermehrt schwere Unfälle gegeben, meist durch nicht angepasste Geschwindigkeit. Dank der Kontrollen gehen viel mehr Fahrer vom Gas.“ Einige Messanlagen habe man wegen der vielen Baustellen vorübergehend gar nicht scharf stellen müssen.
Die Autofahrer müssen sich auch in den nächsten Jahren auf neue stationäre Blitzer einstellen. Allerdings dauert es noch ein bisschen. Im Schwanenplatztunnel wird es wohl 2017. An den Autobahnen ist es mit den vier Anlagen an der A 8 zunächst einmal gut. Laut Innenministerium sind weitere Blitzer dort in nächster Zeit nicht geplant. Doch der Überwachungsdruck bleibt hoch – und sorgt 2015 für viele Fälle in der Statistik.
Die gesamte Statistik