Das Märchenschloss Lichtenstein wurde nach einer Romanvorlage von Wilhelm Hauff erbaut. Foto: dpa

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In unserem Freizeitatlas geben wir Anregungen für Kurztrips in Stuttgart und der Region. Dieses Mal: traumhafte Schlösser, bedeutsame Klöster und geheimnisvolle­ Burgen. Die schönsten Ausflugsziele haben wir in unserer Bildergalerie zusammengestellt.

Lichtenstein - Das neugotische Schloss Lichtenstein sieht aus, als wäre es direkt einem Märchen entsprungen. Gelegen am Albtrauf der Schwäbischen Alb in einem weitläufigen Schlossgarten, ragt das Schloss von einer Felsspitze 250 Meter über dem kleinen Ort Honau und 817 Meter über dem Meeresspiegel empor. Dabei wirkt es, als wäre das Schloss aus dem Felsen gehauen worden, auf dem es in schwindelerregender Höhe mit Blick auf das Tal der Echaz erbaut wurde.

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Das märchenhafte Aussehen des Schlösschens ist kein Zufall – wurde es doch nach dem Roman „Lichtenstein“ von Wilhelm Hauff erbaut. Der berühmte deutsche Schriftsteller hatte mit seinem Werk einen der ersten historischen Romane geschaffen und nahm darin Bezug auf die Burg Lichtenstein, die 1390 der Stelle des heutigen Schlosses errichtet wurde. Sie galt als die wehrhafteste Burg des Spätmittelalters.

Schloss Lichtenstein wurde auf den Überresten der früheren Burg erbaut

Wilhelm Graf von Württemberg ließ sich von dem Roman inspirieren und baute das heutige Schloss Lichtenstein in den Jahren 1840 bis 1842 auf den Überresten der früheren Burg. Die Steine dieser alten Burg Lichtenstein sind heute noch im unteren Bereich des Schlosses erkennbar. Der Graf interessierte sich sehr für mittelalterliche Geschichte und war ein leidenschaftlicher Sammler von Rüstungen, Waffen und Gemälden aus dieser Zeit.

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Auf der Schwäbischen Alb wollte er eine Ritterburg erbauen, in der seine Sammlungen einen würdigen Rahmen bekommen sollten. „Unsere Besucher sind manchmal verwirrt, weil Wilhelm die Zimmer perfekt auf die Bilder oder anderen Gegenstände angepasst hat. Viele der Bilder stammen tatsächlich aus dem Mittelalter, die Wandmalereien und Verzierungen sehen aber nur so aus“, erklärt Schlossverwalter Eberhard Etter. So war das Schloss – das als luxuriöses Ferienhaus diente – schon damals fast wie ein Museum gestaltet worden. Heute ist Lichtenstein noch immer im Privatbesitz des Ururenkels von Wilhelm Graf von Württemberg: Wilhelm Albert von Urach.

Wo das Schlossgespenst haust und Trinksprüche die Wände zieren

„Manche Besucher vergleichen Lichtenstein mit Schloss Neuschwanstein“, sagt Schlossverwalter Etter. „Allerdings wurde Lichtenstein 30 Jahre vorher erbaut und ist im Gegensatz zu Neuschwanstein auch fertig geworden.“ Trotz aller Schönheit ist der Lichtenstein aber bei weitem nicht so bekannt wie Neuschwanstein und wird deshalb auch nicht von Touristenmassen überschwemmt. „Im Vergleich dazu gelten wir fast als Geheimtipp“, sagt Etter.

Dabei sind alle Räume in Lichtenstein vollständig eingerichtet und für Besucher einmal im Monat im Rahmen einer Sonderführung erlebbar. Die täglich angebotene halbstündige Führung gibt einen Einblick in das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss. Im Schloss können die Besucher neben den reich verzierten Zimmern auch einige Kuriositäten, kleine Geheimnisse und versteckte Schätze entdecken. Bei Führungen mit Kindern wird beispielsweise eine Tür in der sogenannten Trinkstube geöffnet, die in den Keller führt – dort hin, „wo das Schlossgespenst haust“, wie Etter mit einem Schmunzeln verrät. Eine weitere verschlossene Tür in der Trinkstube führt dagegen auf einen Balkon. „Dort konnten sich die Herren während ihrer Trinkgelage erleichtern“, plaudert der Schlossverwalter aus dem Nähkästchen.

Solche Anekdoten, wie auch so mancher Trinkspruch, den man an den Wänden entziffern kann, sind allerdings nicht für die Ohren feiner Damen bestimmt. Im Treppenhaus des Schlosses findet man das Gemälde des „Schützen von Lichtenstein“. „Dieses Gemälde bleibt nach einem Besuch im Schloss den meisten in Erinnerung“, sagt Schlossverwalter Etter. Denn egal, wo man steht, der Schütze im Bild zielt immer auf den Betrachter.

Wanderungen, Klettergarten und Höhlen – auch die Umgebung lohnt sich

Wer das Glück hat und den Lichtenstein einmal zu einem ruhigen Zeitpunkt unter der Woche erkundet, kommt sich tatsächlich vor wie in einem Märchen. Im Jahr 2009 diente das Schloss daher auch als Kulisse für eine Neuauflage des Films „Dornröschen“. Ein Ausflug zum Lichtenstein lohnt sich auch wegen der vielen Wanderwege, die an dem Schloss vorbei und beispielsweise zur Nebel- oder Bärenhöhle führen.

Schwindelfreie können sich direkt am Schloss in einem Klettergarten austoben. Wer sich danach etwas Entspannung gönnen will, findet mit der Schlossschenke und dem Alten Forsthaus Einkehrmöglichkeiten. Im nahegelegenen Ort Honau lohnt sich außerdem ein Besuch bei der Forellenzucht Rössle.

Service: Lichtenstein hat im November und von Februar bis März am Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 10 Uhr bis 16 Uhr geöffnet; von April bis Oktober kann man das Schloss täglich von 9 bis 17.30 Uhr besichtigen. Die Besichtigung des Schlosshofes kostet 2 Euro, ermäßigt einen Euro. Die einfache Führung kostet 8 Euro, ermäßigt 7 Euro und für Kinder 3,50 Euro. Sonderführungen finden jeden ersten Sonntag im Monat statt und kosten 16 Euro, ermäßigt 14 Euro und für Kinder 7 Euro. Weitere Informationen unter www.schloss-lichtenstein.de.

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