Der Nabu will nicht, dass Vögel das ganze Jahr über gefüttert werden. Foto: Sigerist

Soll man Vögel das ganze Jahr füttern oder nur im Winter? Dazu gibt es unterschiedliche Ansichten von Experten.

Fellbach - Vögel das ganze Jahr über zu füttern empfiehlt vehement der Direktor der Vogelwarte Radolfzell, Professor Peter Berthold. Den Bund für Umwelt- und Naturschutz, der eine andere Linie vertritt, kritisiert Berthold scharf. Die Situation der Vögel habe sich ständig weiter verschlechtert, erklärt Berthold, seit die Engländer Ende des 17. Jahrhunderts erstmals registrierten, dass die Vogelbestände zurückgingen und deshalb mit der Fütterung von Vögeln begonnen haben.

Die natürlichen Futterquellen gehen zurück

Futter in der Natur zu finden, ist für Vögel durch Monokulturen in der Landwirtschaft und sich ausbreitende Ballungsgebiete von Jahr zu Jahr schwieriger geworden. Viele Wild- und Unkräuter, von denen sich Vögel überwiegend ernähren, sind fast verschwunden. Millionen Tonnen Samenkörner dieser Pflanzen fehlen, und dazu auch die Insekten, die sich von den Unkrautblüten ernähren. „Nicht nur Rebhühner und Goldammern sind deshalb flächendeckend verschwunden“, sagt Berthold.

Weil die natürlichen Futterquellen zurückgingen, könnte laut dem Direktor der Vogelwarte Radolfzell nur eine Ganzjahresfütterung die Vogelpopulation sichern und stärken. „Ganzjährig gefütterte Vögel brüten früher, legen mehr Eier, haben kräftigere Jungen mit besseren Überlebenschancen; und die vermehren sich dann auch wieder besser“, sagt Peter Berthold.