Gewaltige Steinhaufen am Rande der Feuerbacher Heide sollen Eidechsen aus dem Neckartal als Ausweichquartier dienen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Auf dem Killesberg herrscht Unruhe wegen einer Ausweichfläche für Eidechsen. Die Projektpartner bei Stuttgart 21 wollten mit einer Anwohner-Information die Lage beruhigen. Doch jetzt muss die Aktion wiederholt werden.

Stuttgart - Auf dem Killesberg schlagen die Wellen hoch. Dort haben die Projektpartner von Stuttgart 21 einen Ausweich-Lebensraum für Mauereidechsen aus dem Neckartal geschaffen. Mit 15 000 Tonnen Steinen auf einer Wiese knapp außerhalb des Landschaftsschutzgebiets. Viele Anwohner beklagen nicht nur das Ausmaß, sondern auch die fehlende Information. Deshalb haben die Projektpartner am 17. August 1650 Briefe an die Haushalte in der Gegend verteilt. Doch damit ist der Ärger nicht kleiner, sondern sogar noch größer geworden. Denn viele Betroffene behaupten, sie hätten überhaupt nichts bekommen.

„Ich habe inzwischen mit 40 bis 50 Leuten aus mehreren Straßen gesprochen. Kein einziger hatte das Infoschreiben im Briefkasten. Ich selbst auch nicht“, sagt Wolfgang Rolli, der den Protest angestoßen hat. Er zweifelt offen daran, dass überhaupt etwas verteilt worden ist und hat sich überdies inzwischen mit offenen Fragen an Landtagsabgeordnete gewandt.

Ganz eindeutig ist die Situation um die 1650 Infoschreiben tatsächlich nicht. Man habe für die Verteilung einen zuverlässigen Dienstleister ausgewählt, sagt ein Bahnsprecher. Das Verteilgebiet lag rund um die Eidechsenfläche, die sich entlang der Straße am Tazzelwurm erstreckt. Grenzen seien die Straßen Am Kräherwald, Am Kochenhof, die Birkenwaldstraße und die Robert-Bosch-Straße gewesen. „Über Kontrolladressen haben wir stichprobenhaft geprüft, ob die Schreiben ihre Empfänger erreicht haben“, so der Sprecher. Das sei der Fall gewesen. Man habe auch einige entsprechende Reaktionen von Anwohnern erhalten. Allerdings seien auch Beschwerden angekommen, dass die Information nicht eingegangen sei. „Die Ursachen, weshalb offenbar nicht alle Haushalte im Verteilgebiet die Anwohneranschreiben erhalten haben, werden derzeit geprüft“, sagt der Bahnsprecher. Um sicher zu gehen, werde man das Schreiben an diesem Donnerstag nochmals im gesamten Gebiet verteilen lassen.

Ende September soll das Areal wieder offen sein

Auch bei Bezirksvorsteherin Sabine Mezger ist der Ärger um das Eidechsenhabitat aufgeschlagen. Sie hält es für „absolut bedauerlich“, wie die Kommunikation der Projektpartner mit den Anwohnern gelaufen ist. „Ich selbst hatte noch darum gebeten, frühzeitig Schilder aufzustellen, um jegliche Spekulationen von vornherein zu unterbinden“, sagt sie. Das sei aber nicht passiert. Sie selbst müsse sich an den Anblick der Steinhaufen auch erst gewöhnen, habe von den Bürgern aber ganz unterschiedliche Rückmeldungen bekommen. Sie weist wie die Bahn allerdings daraufhin, dass die Pläne im Mai und Juni sowohl im Gemeinderat, in der Presse als auch zur Kenntnisnahme im Bezirksbeirat gewesen seien. „Ich habe es zutiefst bedauert, dass dort niemand war, um Fragen zu stellen. Da hätten sich die Bürger direkt bei der Bahn erkundigen können.“ Wichtig sei jetzt, dass die Flächen wie angekündigt bald wieder für die Öffentlichkeit nutzbar seien.

Da kann der Bahnsprecher den Bürgern Hoffnung machen. „Die Bauzäune, die das Eidechsenhabitat zurzeit begrenzen, werden voraussichtlich bis Ende September entfernt, sodass das Gelände von da an für die Öffentlichkeit wieder zugänglich ist“, sagt er. Auch eine Beschilderung sei geplant, um auf die inzwischen umgesiedelten 360 Tiere hinzuweisen. In einer späteren Aktion könnten bis zu 1400 weitere dazukommen.

Ob all das die aufgebrachten Anwohner beruhigt, bleibt allerdings abzuwarten. Erst einmal gibt es jetzt ein neues Infoschreiben.